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Implementation eines regionalen telepädiatrischen Netzwerkes – erste Ergebnisse zur Inanspruchnahme telemedizinischer Funktionalitäten
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Published: | October 2, 2023 |
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Hintergrund: Die Sicherstellung einer wohnortnahen stationären pädiatrischen Versorgung ist für einen bedeutsamen Anteil der Kinder und Jugendlichen gefährdet. Die telemedizinische Vernetzung von Kinder-Kliniken unterschiedlicher Größen und Spezialisierungen kann insbesondere in ländlichen Regionen mit strukturellen Defiziten die pädiatrische Versorgung unterstützen. Mithilfe eines partizipativen Ansatzes wird ein Regionales Telepädiatrisches Netzwerk in Mecklenburg-Vorpommern und Nord-Brandenburg (Innovationsfondsprojekt RTP-Net) entwickelt und implementiert. Das telepädiatrische Netzwerk stellt die Funktionalitäten
- 1.
- telemedizinische Triage,
- 2.
- spezialfachärztliche Konsultation und
- 3.
- virtueller Hintergrunddienst für die Teilnehmerkliniken bereit.
Fragestellung und Zielsetzung: Welche Funktionalitäten des telepädiatrischen Netzwerks werden wie häufig und in welchen Diagnostik- und Behandlungssituationen genutzt?
Methode: Basis des Projektes ist die eHealth-Plattform, die als datenschutzkonforme Dokumentations- und Datenaustauschplattform dient. Quantitative Daten zu Behandlungsanlässen der Telemedizin wurden mit Hilfe von electronic Case Report Forms erhoben und erste Daten für den Zeitraum vom 02.2021 bis 03.2023 analysiert. Eingeschlossen wurden pädiatrische Patient*innen unter 18 Jahren.
Ergebnisse: Im untersuchten Zeitraum beteiligten sich 110 Ärzt*innen aus 13 Kliniken an der Entwicklung und Implementation des RTP-Net. Es wurden 192 pädiatrische Patient*innen (davon 107 männliche und 85 weibliche Patient*innen) und 229 Fälle eingeschlossen. Insbesondere bei jüngeren Kindern < 3 Jahren (n=83; 43%) wurde die Behandlung telemedizinisch ergänzt. Am häufigsten wurde die Funktionalität spezialfachärztliche Konsultation genutzt (n=115; 51%), insbesondere für das Fachgebiet Neuropädiatrie (n=102; 89%). Der virtuelle Hintergrunddienst kam häufig als Ergänzung des klinikinternen Bereitschaftsdienstes zur Anwendung (n=89; 40%). Als häufigster Behandlungsanlass für die Telepädiatrie wurden „Krankheiten des Nervensystems“ (ICD-10-GM: G00-G99) identifiziert (n=54; 28%): Die Mitbeurteilung von EEG stellte sich als besonders wichtiger Use Case heraus.
Diskussion: Obwohl das Einschließen von Patient*innen aus Forschungsgründen möglich war, wurde dies selten gemacht. Die telemedizinische Betreuung wurde in fast allen Fällen aus Versorgungsnotwendigkeit durchgeführt. Das telepädiatrische Netzwerk eignet sich besonders für Use Cases im Bereich Neuropädiatrie. Diese Fälle treten in der Klinik häufig auf und haben oft unspezifische Symptome, die ansonsten eine Verlegung in eine andere Klinik notwendig machen würde.
Praktische Implikationen: Die ersten Ergebnisse weisen darauf hin, dass ein regionales telepädiatrisches Netzwerk die Belastungen von kranken Kindern und ihren Eltern durch lange Anfahrtswege reduzieren kann.
Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Telemedizin ist ein zentraler Baustein, um die regionale pädiatrische Versorgung zu unterstützen und den Zugang zur Versorgung in ländlichen Regionen zu verbessern.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01VSF19057