gms | German Medical Science

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Interviews mit Kindern in der Gesundheits- und Versorgungsforschung: Methodische Chancen, Herausforderungen und Herangehensweisen

Meeting Abstract

  • Angélique Herrler - Bereich Versorgungsforschung im Kindes- und Jugendalter, Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Neonatologie und Kinderkardiologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf; Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
  • Carmen Herr - Bereich Versorgungsforschung im Kindes- und Jugendalter, Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Neonatologie und Kinderkardiologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf; Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
  • Yousra El Makrini - Bereich Versorgungsforschung im Kindes- und Jugendalter, Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Neonatologie und Kinderkardiologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf; Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf
  • Freia De Bock - Bereich Versorgungsforschung im Kindes- und Jugendalter, Klinik für Allgemeine Pädiatrie, Neonatologie und Kinderkardiologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Düsseldorf; Medizinische Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Düsseldorf

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf413

doi: 10.3205/23dkvf413, urn:nbn:de:0183-23dkvf4133

Published: October 2, 2023

© 2023 Herrler et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Interviews sind ein populäres Forschungsdesign zur Untersuchung subjektiver und lebensweltlicher Erfahrungen in der Gesundheits- und Versorgungsforschung. In Bezug auf (jüngere) Kinder werden mit Verweis auf ihre Vulnerabilität, Fragen der Aussagekraft und Validität ihrer Aussagen jedoch häufig ihre Eltern als Proxies interviewt. Im Hinblick auf subjektives Erleben ist dies kein adäquater Ersatz und wird auch kindlichen Partizipationsrechten nicht gerecht. Daher sollten methodische Herausforderungen systematisch untersucht und Lösungsvorschläge entwickelt werden.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Wie können Interviews mit Kindern valide geführt werden? Ziel ist die Ableitung von Empfehlungen für Interviews mit Kindern in der Gesundheits- und Versorgungsforschung, um deren Einsatz zu stärken.

Methode: Für das Projekt PICAR werden semistrukturierte Interviews mit jeweils ca. 15 chronisch kranken Kindern und ihren Eltern geführt, die die Patient Journeys sowie individuelle und familiäre Belastungen untersuchen. Die Interviews werden mittels inhaltlich strukturierender Inhaltsanalyse ausgewertet. Die Kinder sind voraussichtlich 6-15 Jahre alt und weisen mind. eine der PICAR-Zielindikationen auf (u.a. Asthma, Entwicklungsstörungen). Je nach individuellen Kompetenzen der Kinder werden sie im Modus 1) einzeln oder 2) gemeinsam mit ihren Eltern interviewt. Zu jedem Interview werden strukturiert Forschungsnotizen verfasst, in denen u.a. Charakteristika des Interviewverlaufs und die Interaktion zwischen Kind und Eltern, Kind und Interviewer festgehalten werden. Zur Entwicklung methodischer Vorschläge für Interviews mit Kindern werden diese Forschungsnotizen ausgewertet sowie die Transkripte der verschiedenen Interviewmodi verglichen.

Ergebnisse: Auf Basis der Forschungsnotizen und des Vergleichs der Interviewinhalte in den verschiedenen Modi wird aufgezeigt, a) ob und wie sich Interviewverläufe unterscheiden und welchen Einfluss dies auf die Datengewinnung hat und b) welche möglichen Schwierigkeiten in den verschiedenen Modi bestehen.

Diskussion: Es wird diskutiert, wie Interviews mit Kindern bezüglich Gesundheits- und Versorgungsthemen umsetzbar sind. Dabei werden v.a. Interviewtechniken und andere Lösungsvorschläge sowie möglicherweise daraus resultierende methodische Konsequenzen, bspw. durch die Anwesenheit der Eltern oder unterstützende visuelle Mittel, diskutiert.

Implikation für die Forschung: Kinder sollten, sofern valide möglich, unabhängig vom Alter auch selbst interviewt werden. Hierfür ist wahrscheinlich eine Anpassung der verbreiteten Standards der Interviewführung nötig, etwa in Bezug auf die Gestaltung der Fragen, Interviewdauer oder die Anwesenheit Erwachsener.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01VSF21028