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Ost-West-Unterschiede beim Versorgungsangebot zur Durchführung eines Schwangerschaftsabbruchs im Krankenhaussektor
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Published: | October 2, 2023 |
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Hintergrund: Die Statistik der Schwangerschaftsabbrüche des Statistischen Bundesamts belegt regionale Auffälligkeiten zwischen den Bundesländern bei Schwangerschaftsabbrüchen in Krankenhäusern. Trotz ihrer Relevanz sind sie nicht ausreichend analysiert worden. Im Rahmen des Forschungsprojekts „Medizinische Versorgungssituation zur Durchführung eines Schwangerschaftsabbruchs im Krankenhaussektor in Deutschland (MedVersKH)“ wurden Ost-West-Differenzen untersucht. Die Fragestellung war, ob es markante Unterschiede bei dem Versorgungsangebot zur Durchführung eines Schwangerschaftsabbruchs in Krankenhäusern zwischen Ost- und Westdeutschland gibt.
Methode: Eine Bestandsanalyse wurde durchgeführt. Datengrundlagen der Sekundäranalyse waren die gesetzlich vorgeschriebenen Qualitätsberichte der mehr als 2.000 Krankenhäuser aus 2019. Dafür wurde eine relationale Datenbank mit den XML-Jahresdateien der Qualitätsberichte der Krankenhäuser aufgebaut. Da ein Klinikum mehr als einen Standort haben kann, kann dieses mehrere zuordbare Qualitätsberichte haben. Daher folgt die vorliegende Auswertung dem Prinzip der Betriebsstätte, d.h. 1 Qualitätsbericht entspricht 1 Krankenhaus.
Ergebnisse: In der Datenbank konnten 2.603 Qualitätsberichte aufbereitet werden. Insgesamt haben 26,6% der Krankenhäuser Schwangerschaftsabbrüche nach dem Code ICD-10-O04 „Ärztlich eingeleiteter Abort“ oder OPS-5-751 „Kürettage zur Beendigung der Schwangerschaft“ durchgeführt. Über die Hälfte der Universitätskliniken haben stationäre Abbrüche (ICD-10-O04) oder ambulante Abbrüche (OPS-5-751) gemeldet. Insgesamt haben 68,8% der Krankenhäuser mit Frauenabteilungen wie Geburtshilfe, Gynäkologie oder Frauenheilkunde, Schwangerschaftsabbrüche nach den Routinedaten durchgeführt. Versorgungsdifferenzen zwischen den Bundesländern wurden überprüft. Es ist besonders auffällig, dass die ostdeutschen Bundesländer (Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen und Berlin) nach Bremen die Bundesländer mit den größten Anteilen an Krankenhäusern mit Frauenabteilungen waren, in denen Schwangerschaftsabbrüche vorgenommen wurden (97,5%, 96,0%, 93,2%, 88,2%, 87,9% und 78,3%).
Diskussion: Das MedVersKH Projekt bestätigt zentrale Unterschiede im Umfang des medizinischen Versorgungsangebots zur Durchführung eines Schwangerschaftsabbruchs in Krankenhäusern zwischen Ost- und Westdeutschland. Dabei würde die Mobilität der Patientinnen eine wichtige Rolle spielen. Das Projekt zeigt auf, wie heterogen die Krankenhausversorgung ist. Handlungsempfehlungen wären die Weiterentwicklung der Qualitätsberichte, und zu forschen, woran solche regionalen versorgungsbezogenen Differenzen liegen. Die Unterschiede sind von Interesse für die Gesundheitspolitik, insbesondere für die Krankenhausplanung.
Förderung: Sonstige Förderung; ZMVl1-2520FSB112