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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Digitale Gesundheitsanwendungen für die hausärztliche Versorgung – eine Befragung zu Einstellungen und Erfahrungen von Allgemeinmediziner*innen in Deutschland

Meeting Abstract

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  • Julian Wangler - Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland
  • Michael Jansky - Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Mainz, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf368

doi: 10.3205/23dkvf368, urn:nbn:de:0183-23dkvf3686

Published: October 2, 2023

© 2023 Wangler et al.
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Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Seit Verabschiedung des Digitale-Versorgung-Gesetzes (DVG) besteht für Ärzt*innen die Möglichkeit, digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) auf Rezept zu verordnen. Bislang fehlen Untersuchungen, die Anwendungsmöglichkeiten von DiGA im hausärztlichen Praxiskontext beleuchten und eine erste Bilanz zum Nutzen sowie möglichem Optimierungspotenzial ziehen.

Fragestellung und Zielsetzung: Die Studie beleuchtet hausärztliche Einstellungen, Erwartungen und Erfahrungswerte mit Blick auf die Anwendungspotenziale von DiGA. Zudem soll ermittelt werden, inwiefern Hausärzt*innen in DiGA gegenüber der Anwendung klassischer Gesundheits-Apps einen Mehrwert sehen.

Methode: Zwischen März und Mai 2022 wurden sämtliche 13.913 als Behandler*innen aktive Hausärzt*innen in Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und im Saarland zu einer Online-gestützten Befragung eingeladen. 3.829 Fragebögen gingen in die Auswertung ein (Rücklauf: 28%).

Ergebnisse: 67% stehen DiGA positiv gegenüber und erachtet diese als verlässliche (67%) und sichere (61%) Anwendungen, die Effizienzvorteile für die Arzt-Patient-Vernetzung erzeugen können. 22% trauen sich zu, Patient*innen zu DiGA kompetent zu beraten. 14% haben bereits DiGA verschrieben, 13% haben dies vor. 83% der Ärzt*innen mit DiGA-Erfahrung bewerten die verordneten Anwendungen als nützlich. Beobachtete Versorgungseffekte betreffen v.a. die Verbesserung von Compliance (95%), Mobilität (94%) und Aufklärung (93%) sowie Gewichtsreduktion (82%). Angeregt wird u.a. eine weitere Optimierung der Usability (59%), der systematischen Weiterbildung von Ärzt*innen zu DiGA (52%) und der Ausbau von Gamification-Elementen (49%). Hausärzt*innen fehlt es an fundierten Informationsmöglichkeiten über DiGA (52%).

Diskussion: Für Hausärzt*innen können DiGA effektive Instrumente darstellen, um Patient*innen in ihrer Eigenverantwortlichkeit, Compliance und Motivation, sich gesundheitsbewusst zu verhalten, zu bestärken und die Prävention besser zu verankern. Wo DiGA bislang im Praxiskontext eingesetzt wurden, fallen verbreitet positive Versorgungseffekte auf. Die meisten Befragten trauen sich nicht zu, Patient*innen kompetent in Bezug auf verfügbare Anwendungen zu beraten. Wichtig erscheinen flächendeckende Schulungen, die über Rahmenbedingungen, Strategien und Vorteile des DiGA-Einsatzes aufklären. Auch besteht Bedarf nach fundierteren Informations- und Recherchequellen für Ärzt*innen, um geeignete Anwendungen auszuwählen.

Implikation für die Versorgung: Hausärzt*innen sehen gegenüber konventionellen Gesundheits-Apps einen deutlichen Mehrwert in DiGA. Damit DiGA wirksam in der Primärversorgung implementiert werden können, kommt es darauf an, Hausärzt*innen besser über die Grundlagen des DVG zu informieren und Bedenken zu adressieren.


Literatur

1.
Wangler J, Jansky M. Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) in der Primärversorgung – Erfahrungen und Beobachtungen von Hausärzt*innen hinsichtlich der Anwendung von DiGA. Präv Gesundheitsf. 2022. DOI: 10.1007/s11553-022-00988-4 External link