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Rückkehr in Arbeit nach onkologischer Rehabilitation: Eine Längsschnittanalyse mit Routinedaten der Deutschen Rentenversicherung
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Published: | October 2, 2023 |
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Hintergrund und Stand der Forschung: Krebserkrankungen gehen mit vielfältigen Belastungen einher, die die berufliche Teilhabe gefährden und mit rehabilitativen Interventionen gezielt adressiert werden können. Neun von zehn Betroffenen gelingt zwei Jahre nach Diagnosestellung die Rückkehr in Arbeit [1]. Krebserkrankte haben im Vergleich zu einer gesunden Kontrollgruppe jedoch ein erhöhtes Risiko für Arbeitslosigkeit und berufliche Teilhabeeinschränkungen [2].
Zielsetzung: Die Analyse prüfte, wie gut die Rückkehr in Arbeit im Anschluss an die onkologische Rehabilitation gelingt und welche Faktoren mit der beruflichen Teilhabe assoziiert sind.
Methode: Die Fragen wurden anhand der Reha-Statistik-Datenbasis der Deutschen Rentenversicherung (DRV) beantwortet [3]. Eingeschlossen wurden Rehabilitand*innen, die in 2016 eine medizinische Rehabilitation aufgrund einer onkologischen Erkrankung abgeschlossen hatten. Die Analysen wurden für die Gesamtgruppe sowie differenziert nach den Diagnosegruppen Bösartige Neubildungen der Brustdrüse, der Prostata, des Darms und der Lunge durchgeführt. Berufliche Teilhabe wurde als Quote aller Personen operationalisiert, die 24 Monaten im Erhebungsmonat und den 3 vorhergehenden Monaten sozialversicherungspflichtig beschäftigt waren. Für die Analyse der Einflussfaktoren auf stabile berufliche Teilhabe wurden logistische Regressionsmodelle, getrennt für Frauen und Männer, berechnet.
Ergebnisse: Die Analyse berücksichtigte 63.587 Datensätze (Brustdrüse: n = 20.545, 32%; Prostata: n = 6.434, 10%; Darm: n = 4.727, 7%; Lunge: n = 2.866, 5%). Die Anteile an Rehabilitand*innen mit Fehlzeiten von sechs und mehr Monaten im Jahr vor der Rehabilitation waren 55% (Lunge), 49% (Darm), 46% (Brustdrüse) und 13% (Prostata). Zwei Jahre nach der Rehabilitation lagen die Rückkehrquoten in Arbeit bei 54% (Gesamt), 66% (Brustdrüse), 54% (Prostata), 50% (Darm) und 24% (Lunge). Die stärksten Einflussfaktoren auf stabile berufliche Teilhabe waren Fehlzeiten und das Entgelt vor der Rehabilitation sowie das Alter.
Diskussion: Zwei Jahre nach an einer onkologischen Rehabilitation befinden sich 5 bis 6 von 10 Betroffenen in stabiler beruflicher Teilhabe. Um die berufliche Teilhabe zu erhöhen, sollte die onkologische Rehabilitation stärker um arbeitsbezogene Aspekte ergänzt und eine begleitende Unterstützung von Betroffenen im Abschluss an die Rehabilitation eingeleitet werden.
Implikation für die Forschung: Anhand von Routinedaten der DRV lassen sich detaillierte Verläufe der beruflichen Teilhabe, auch unter Berücksichtigung seltener Ereignisse (z.B. Erwerbsminderungsrenten), beschreiben. Durch die Repräsentativität der Daten können klinische Studiendaten hinsichtlich der Verallgemeinerung ihrer Ergebnisse abgeschätzt und die Quoten zur Rückkehr in Arbeit eigeordnet werden.
Literatur
- 1.
- Mehnert A. Employment and work-related issues in cancer survivors. Crit Rev Oncol Hematol. 2011 Feb;77(2):109-30. DOI: 10.1016/j.critrevonc.2010.01.004
- 2.
- de Boer AG, Taskila T, Ojajärvi A, van Dijk FJ, Verbeek JH. Cancer survivors and unemployment: a meta-analysis and meta-regression. JAMA. 2009 Feb 18;301(7):753-62. DOI: 10.1001/jama.2009.187
- 3.
- Streibelt M, Zollmann P. Berufliche Teilhabe nach einer medizinischen Rehabilitation aufgrund pneumologischer Erkrankungen. Rehabilitation (Stuttg). 2021 Oct;60(5):330-8. DOI: 10.1055/a-1478-9823