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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Koproduktion und Implementierung einer Bewegungsversorgungskette für Menschen mit nichtübertragbaren Erkrankungen: Projekt BewegtVersorgt

Meeting Abstract

  • Klaus Pfeifer - Arbeitsbereich Bewegung und Gesundheit, Department für Sportwissenschaft und Sport, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
  • Anja Weissenfels - Arbeitsbereich Bewegung und Gesundheit, Department für Sportwissenschaft und Sport, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
  • Sarah Klamroth - Arbeitsbereich Bewegung und Gesundheit, Department für Sportwissenschaft und Sport, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
  • Inga Naber - Arbeitsbereich Bewegung und Gesundheit, Department für Sportwissenschaft und Sport, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
  • Eriselda Mino - Arbeitsbereich Bewegung und Gesundheit, Department für Sportwissenschaft und Sport, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
  • Wolfgang Geidl - Arbeitsbereich Bewegung und Gesundheit, Department für Sportwissenschaft und Sport, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
  • Peter Gelius - Arbeitsbereich Bewegung und Gesundheit, Department für Sportwissenschaft und Sport, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
  • Karim Abu-Omar - Arbeitsbereich Bewegung und Gesundheit, Department für Sportwissenschaft und Sport, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf299

doi: 10.3205/23dkvf299, urn:nbn:de:0183-23dkvf2992

Published: October 2, 2023

© 2023 Pfeifer et al.
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Die steigende Inaktivität der Bevölkerung begründet den zunehmenden Bedarf für Maßnahmen der Bewegungsförderung in unterschiedlichen Settings. Dies gilt insbesondere für Menschen mit nichtübertragbaren Erkrankungen (NCD), die häufig eine noch stärkere Inaktivität aufweisen. Im deutschen Gesundheitssystem sind die Strukturen zur gezielten Bewegungsförderung von Menschen mit nichtübertragbaren Erkrankungen (NCD) derzeit noch nicht stark ausgeprägt. International existieren bereits Bewegungsversorgungsketten („physical activity referral schemes“ – PARS), die entsprechend in den Gesundheitssystemen verankert sind. Im Projekt BewegtVersorgt war es das Ziel, gemeinsam mit relevanten Akteuren ein PARS zu entwickeln, in die Regelversorgung zu implementieren und anschließend zu evaluieren. Für die Dissemination soll abschließend ein Transfer- und Skalierungskonzept erstellt werden.

Über einen Koproduktionsansatz wurde das PARS gemeinsam mit zwölf Organisationen aus dem deutschen Gesundheitssystem entwickelt. Am Entwicklungsprozess haben wichtige Berufsgruppen und Organisationen (ärztliches Fachpersonal, Bewegungsfachpersonal, Bewegungsanbieter, Kostenträger), Vertretungen der Betroffenen sowie Akteure aus der Wissenschaft teilgenommen. Nach initialen Einzelgesprächen wurde in drei Planungstreffen mit allen Organisationen eine bewegungsfördernde Versorgungskette erstellt und in einem vierten Treffen konsensual verabschiedet. Im Sinne der Implementierung wurde das Vorgehen vertraglich als Modellvorhaben (§ 63 Abs. 2, 64 SGB V) eingebettet und die Finanzierung sichergestellt. Angelehnt an internationale Strukturen sieht das entwickelte PARS vor, dass Teilnehmende nach einer ärztlichen Kurzberatung (10 Minuten) zur Steigerung der körperlichen Aktivität eine individuelle Bewegungsförderung (6x60 Minuten) durch geschultes Bewegungsfachpersonal erhalten. Die individuelle Betreuung zielt auf eine Überleitung in regionale Bewegungsangebote bzw. selbstständige körperliche Aktivität ab, die nachhaltig weitergeführt werden soll.

Gemeinsam mit 22 ärztlichen Praxen und 21 therapeutischen Einrichtungen wird seit Dezember 2021 über ein Cluster-RCT im Parallelgruppendesign sowohl die Effektivität auf Individuumsebene als auch der Implementierungserfolg des PARS in der Metropolregion Nürnberg erforscht (Hybrid II-Design). Insgesamt wurden 168 Teilnehmende von ärztlichen Einrichtungen in die Studie eingeschrieben und durchlaufen noch bis Ende des Jahres 2023 einen der beiden zugewiesenen Interventionsarme.

Der gewählte Koproduktionsansatz wurde von den beteiligten Akteuren positiv angenommen und ermöglichte die Integration von relevanter Expertise aus der Praxis und wissenschaftlichen Erkenntnissen. Zur Evaluation des Cluster-RCTs werden bis Ende des Jahres 2023 sowohl quantitative Daten über Fragebögen (u.a. Veränderungen auf Individuuumsebene) als auch qualitative Daten mittels Interviews mit den beteiligten Leistungserbringenden erhoben. Die Kombination dieser Daten soll zeigen, welche Gelingensfaktoren und Barrieren die gemeinsam entwickelte Kette beinhaltet und Aufschluss über deren regelhafte Umsetzung in der Versorgung geben.