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22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

04.10. - 06.10.2023, Berlin

Eins-zu-eins-Selbsthilfe als integraler Bestandteil psychoonkologischer Versorgung: Multiperspektivische Mixed-Methods-Evaluation des isPO-Onkolots:innen-Angebots

Meeting Abstract

  • Sandra Salm - Goethe-Universität Frankfurt am Main, Frankfurt am Main, Deutschland; Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • Stefanie Houwaart - BRCA-Netzwerk - Hilfe bei familiären Brust- und Eierstockkrebs e.V., Bonn, Deutschland
  • Natalia Cecon-Stabel - Universität zu Köln, Köln, Deutschland; Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Deutschland
  • Antje Dresen - Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • Theresia Krieger - Universität zu Köln, Köln, Deutschland

22. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Berlin, 04.-06.10.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc23dkvf217

doi: 10.3205/23dkvf217, urn:nbn:de:0183-23dkvf2177

Published: October 2, 2023

© 2023 Salm et al.
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Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Angebote der Eins-zu-eins Selbsthilfe unterstützen Krebspatient:innen bei der Reduktion psychischer Belastungen und der Steigerung der Selbstwirksamkeit [1], [2]. Daher sind sogenannte isPO-Onkolots:innen (isPO-OL) integraler Bestandteil der neuen Versorgungsform „integrierte sektorenübergreifende Psychoonkologie (isPO) [3]. isPO-OL sind ehemals an Krebs erkrankte Menschen, die Neuerkrankten Informationen zu lokalen Unterstützungsangeboten vermitteln, Fragen „Rund um Krebs“ beantworten und mit ihrer Erfahrungsexpertise als Mutmacher:innen fungieren. Im Rahmen des isPO-Projekts (10/2017–03/2022) wurde das isPO-Programm mit dem isPO-OL-Angebot in vier Netzwerken in NRW implementiert.

Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Ziel war es, die Ressourcen, Prozesse und erlebten gesundheitsbezogenen Outcomes des isPO-OL-Angebots aus drei Perspektiven zu evaluieren: Patient:innen, isPO-OL und professionelle Versorgende.

Methode: Die Evaluation erfolgte im Mixed-Methods-Design. Es wurden Einzelinterviews und Fokusgruppen mit allen drei Personengruppen durchgeführt, deren Daten inhaltsanalytisch ausgewertet wurden. Außerdem erfolgten Fragebogenerhebungen mit Patient:innen und isPO-OL. Die Patient:innenbefragung wurde mit Versorgungsdaten aus dem isPO-IT-Assistenz- und Dokumentationssystem verknüpft. Zur Identifikation von Einflussfaktoren auf die Tätigkeitszufriedenheit der isPO-OL und die Inanspruchnahme der Patient:innen wurden Korrelations- und Regressionsanalysen durchgeführt. Mittels ANOVA wurden die Netzwerke miteinander verglichen. Die Outcome-Evaluation von Patient:innen und isPO-OL wurde durch gepaarte t-Test analysiert.

Ergebnisse: Die qualitativen Ergebnisse zeigen auf, dass alle drei Personengruppen ähnliche psychosozialen Vorteile des isPO-OL-Angebots erleben. Die in den Netzwerken unterschiedlichen Ressourcen und Organisations- sowie Versorgungsabläufe deuten auf verschiedene Implementierungsgrade. Netzwerke, in denen qualitativ eine positive Einstellung der professionell Versorgenden zum isPO-OL-Angebot beobachtet werden konnte, wiesen eine höhere Inanspruchnahmerate auf.

Diskussion: Das isPO-OL-Angebot weist sich insbesondere durch zwei Eigenschaften aus:

1.
Vermittlung von relevanten, seriösen, verständlichen Informationen und
2.
ein mutmachendes Gegenüber, das zeigt, dass ein Leben mit Krebs möglich ist.

Implikation für die Versorgung: Das isPO-OL-Angebot zeigt nicht nur auf, wie Eins-zu-eins-Selbsthilfe in die psychoonkologische Versorgung integriert werden kann, das Konzept kann auch auf andere Bereiche übertragen werden. Außerdem hat es das Potential als eigenständige Versorgungsform umgesetzt zu werden.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01NVF17022


Literatur

1.
Macvean ML, White VM, Sanson-Fisher R. One-to-one volunteer support programs for people with cancer: a review of the literature. Patient Educ Couns. 2008 Jan;70(1):10-24. DOI: 10.1016/j.pec.2007.08.005 External link
2.
Meyer A, Coroiu A, Korner A. One-to-one peer support in cancer care: a review of scholarship published between 2007 and 2014. Eur J Cancer Care (Engl). 2015 May;24(3):299-312. DOI: 10.1111/ecc.12273 External link
3.
Kusch M, Labouvie H, Schiewer V, Talalaev N, Cwik JC, Bussmann S, Vaganian L, Gerlach AL, Dresen A, Cecon N, Salm S, Krieger T, Pfaff H, Lemmen C, Derendorf L, Stock S, Samel C, Hagemeier A, Hellmich M, Leicher B, Hültenschmidt G, Swoboda J, Haas P, Arning A, Göttel A, Schwickerath K, Graeven U, Houwaart S, Kerek-Bodden H, Krebs S, Muth C, Hecker C, Reiser M, Mauch C, Benner J, Schmidt G, Karlowsky C, Vimalanandan G, Matyschik L, Galonska L, Francke A, Osborne K, Nestle U, Bäumer M, Schmitz K, Wolf J, Hallek M. Integrated, cross-sectoral psycho-oncology (isPO): a new form of care for newly diagnosed cancer patients in Germany. BMC Health Serv Res. 2022 Apr 22;22(1):543. DOI: 10.1186/s12913-022-07782-0 External link