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Die Perspektive von Bewohner:innen mit Demenz auf die bauliche Umgebung in langzeitstationären Pflegeeinrichtungen – eine Walking Interview Studie
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Published: | October 2, 2023 |
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Hintergrund und Stand der Forschung: Die Relevanz der baulichen Umgebung für eine demenzspezifische Versorgung ist seit längerem bekannt. In der stationären Langzeitpflege kann die Umgebung dazu beitragen, dass Bewohner:innen trotz Umzug in die Pflegeeinrichtung Alltagskompetenzen beibehalten und ihre Lebensqualität so positiv beeinflusst wird. Die Angemessenheit der baulichen Umgebung kann durch Assessmentinstrumente systematisch erfasst werden. Für das deutsche Setting wurde das German Environmental Audit Tool (G-EAT) übersetzt und psychometrisch getestet. Dabei zeigte sich, dass die Perspektive von Menschen mit Demenz in der Entwicklung nicht umfassend berücksichtigt wurde.
Fragestellung und Zielsetzung: Um die Sichtweise von Bewohner:innen auf ihre Wohnsituation zu explorieren, wurde der Frage nachgegangen, wie Bewohner:innen mit Demenz die bauliche Umgebung im Setting „Langzeitstationäre Pflegeeinrichtung“ erleben.
Methode: Zur Erfassung der Perspektive wurden Walking Interviews mit Bewohner:innen durchgeführt und dabei die Tonspur aufgezeichnet. Spazierrouten durch die persönlichen Zimmer und die Pflegeeinrichtung orientierten sich an ihren Wünschen. Einschlusskriterien für die Teilnahme waren das Vorhandensein einer Demenz (ärztlich diagnostiziert oder symptomatisch) sowie die Fähigkeit sich verbal in deutscher Sprache zu äußern. Für die Datenauswertung wurde das Audiomaterial transkribiert und durch Feldnotizen der Forschenden, Fotos und Lagepläne ergänzt. Die Datenanalyse erfolgte interpretativ- phänomenologisch unter Verwendung der reflexiven thematischen Analyse nach Braun & Clarke, um die Nachvollziehbarkeit der Analyse zu erhöhen.
Ergebnisse: Es nahmen 14 Bewohner:innen aus zwei Pflegeeinrichtungen an den Walking Interviews ohne (n=9) bzw. mit Hilfsmittel wie Rollator oder Rollstuhl (n=5) teil. Folgende Kernthemen wurden identifiziert:
- 1.
- „Zuhause“ mitnehmen können/sich neu einrichten müssen,
- 2.
- Möglichkeiten und Grenzen von Selbstständig sein durch die bauliche Umgebung erfahren (müssen),
- 3.
- Leben in der Wohngemeinschaft.
Diskussion: Die Ergebnisse zeigen insbesondere auf, dass die Grenze zwischen baulicher und sozialer Umgebung durch Mitbewohner:innen und das Personal als fließend erlebt wird. Weiter ist hervorzuheben, dass die Bewohner:innen ihren Wohnraum nicht auf den Wohnbereich, in dem sie leben begrenzt sehen, sondern die Pflegeeinrichtung als Wohnumfeld beschreiben. Dies erweitert die Perspektive bestehender struktureller Definitionen im Setting.
Implikation für die Versorgung: Durch den Einbezug von Bewohner:innen in die Wohnraumgestaltung kann Identifikation mit der baulichen Umgebung geschehen. Der Wunsch nach Selbstständigkeit und Autonomie in der Wohnraumnutzung sollte auch bei Bewohner:innen mit einer Demenz berücksichtigt werden.