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Auswirkungen des ReKo-Case Managements auf die Entwicklung von Pflegebedürftigkeit – vergleichende und ergänzende Analysen von interRAI Home Care und Pflegegraden
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Published: | October 2, 2023 |
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Hintergrund: In dem vom G-BA geförderten Innovationsfondsprojekt „Regionales Pflegekompetenzzentrum – Innovationsstrategie für die Langzeitversorgung vor Ort“ (ReKo) (Förderzeitraum 2019–2024) wurde ein pflegebezogenes Case Management in den Landkreisen Grafschaft Bentheim und Emsland implementiert, das mehr als 700 Personen in komplexen und komplizierten Lebenslagen aufgrund drohender oder bestehender Pflegebedürftigkeit bei der Organisation und Koordination von Betreuungs- und Hilfeleistungen unterstützt. Durch den zusätzlichen Aufbau von stabilen Sorgenetzwerken soll den Proband:innen ein Verbleib in der eigenen Häuslichkeit ermöglicht werden.
Fragestellung und Zielsetzung: Die leitende Frage ist, welche Auswirkungen das ReKo-Case Management auf die Entwicklung von Pflegebedürftigkeit bzw. auf das Leben mit Pflegebedürftigkeit hat. Ziel der Erhebungen ist es, Kenntnisse zu erlangen, ob und in welchen Bereichen die Begleitung des ReKo-Case Managements positive Veränderungen im Umfeld von Pflegebedürftigkeit herbeiführen kann.
Methode: Die Evaluation wurde als Mixed-Method-Studie im quasi-experimentellen Design (Fall-Kontroll-Gruppe, Prä-Post-Design) angelegt. Die Pflegebedürftigkeit wird mittels interRAI Home Care sowie der Erfassung der Pflegegrade gemäß § 14 SGB XI innerhalb der Routinedaten erhoben. Um mögliche Veränderungen aufgrund der Betreuung durch das pflegebezogene ReKo-Case Management aufzuzeigen, werden in dem Vortrag die Ergebnisse der vor (t0) und nach Beendigung der einjährigen Intervention (t1) erhobenen und ausgewerteten Daten dargestellt.
Ergebnisse und Diskussion: Erste Analysen zeigen, dass während des Interventionszeitraumes die Anzahl der Proband:innen mit einem anerkannten Pflegegrad gestiegen ist sowie bei schon bestehendem Pflegegrad eine Höherstufung erfolgte. Laut den Ergebnissen des Assessmentinstruments interRAI Home Care bewerten die Proband:innen ihre persönliche Situation nach der Intervention jedoch tendenziell besser als vorher bzw. als die Proband:innen der Kontrollgruppe. Dazu werden verschiedene Skalen ausgewertet, die u.a. körperliche und kognitive Fähigkeiten, Stimmungslagen, Gesundheitszustand oder Versorgungsbedarf fokussieren. Weiterhin sinkt in der Interventionsgruppe die Anzahl an Proband:innen, die Alarmzeichen in unterschiedlichen Bereichen aufweisen, bspw. des Institutionalisierungsrisikos. Die umfangreiche vergleichende und ergänzende Analyse zeigt demzufolge, dass auch bei oder unter Umständen gerade durch eine Höherstufung der Pflegegrade, eine grundsätzliche Stabilisierung der Versorgungssituation durch das ReKo-Case Management erzielt werden kann.
Implikation für die Versorgung: Die steigende Anzahl der Empfänger:innen von Leistungen der Pflegeversicherung während des Interventionszeitraums und die anschließende subjektiv empfundene Verbesserung der Versorgungssituation nach interRAI Home Care impliziert, dass durch das ReKo-Case Management eine Stabilisierung der häuslichen Versorgung und damit die Voraussetzungen für einen längeren Verbleib in der Häuslichkeit erzielt werden können.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01NVF18015