Article
Entwicklung und Design technischer Systeme zur kontaktreduzierten Versorgung unter Berücksichtigung ethischer und sozialer Aspekte anhand des Care Centered Value-Sensitive Design (CCVSD)
Search Medline for
Authors
Published: | October 2, 2023 |
---|
Outline
Text
Hintergrund: Nach Empfehlung des Deutschen Ethikrates ist es entscheidend, dass ethische Überlegungen bereits in einem frühen Stadium der Technikentwicklung erfolgen und potentielle Nutzer:innen an dieser partizipieren. Weiter ist eine Ausrichtung des Technikeinsatzes in der Pflege an individuellen Bedürfnissen der Zielgruppe unter Wahrung von Autonomie, Selbstbestimmung, Privatheit und Intimität sowie die Berücksichtigung eines umfassenden Verständnisses von guter Pflege essentiell [1]. Das Verbundprojekt ReduSys stellt sich diesen Herausforderungen. Es hat zum Ziel, mit Hilfe eines multimodalen Systems, die Patient:innenversorgung und das pflegerische Arbeitsumfeld zu verbessern.
Fragestellung und Zielsetzung: Ziel des Forschungsvorhabens ist es, ethische und soziale Anforderungen innerhalb des Technikentwicklungsprozesses zu identifizieren sowie reflexive Prozesse sichtbar zu machen. Für die Studie wurden folgende Forschungsfragen entwickelt:
- Welche ethischen und sozialen Anforderungen an technische Systeme zur kontaktreduzierten Versorgung lassen sich aus Sicht der Anwender:innen bestimmen?
- Welche Gemeinsamkeiten und Unterschiede von ethischen und sozialen Anforderungen lassen sich im pro- und retrospektiven Entwicklungs- und Erprobungsprozess identifizieren?
Methode: Die qualitative Längsschnittstudie orientiert sich am Konzept des Care-Centered Framework und der Methodologie des Care Centered Value-Sensitive Design (CCVSD) [2]. Aufgrund dessen wird das Forschungsvorhaben in folgende Phasen unterteilt: Zuerst werden die Dimensionen „Kontext“, „Pflegepraxis“, „beteiligte Akteure“ und „Manifestation moralischer Aspekte“ bestimmt. Zielgruppe sind u.a. Patient:innen, Pflegefachpersonen, Angehörige und Technikentwickelnde. Im nächsten Schritt werden ethische und soziale Anforderungen anhand thematischer Kodierverfahren analysiert. Das Verfahren wird im weiteren Verlauf während Labor- und Feldtest wiederholt, um Vergleiche zwischen den unterschiedlichen Phasen herauszuarbeiten. Als Erhebungsinstrument wird das leitfadengestützte, episodische Interview gewählt [3].
Ergebnisse: Die Autor:innen vermuten unterschiedliche, sich gegenseitig ergänzende ethische und soziale Anforderungen von Seiten der Anwender:innen und Technikentwickelnden. Des Weiteren werden Anforderungen und Handlungsempfehlungen anhand ethischer und sozialer Schlüsselfaktoren zum Einsatz technischer Systeme im Rahmen einer kontaktreduzierten Patient:innenversorgung entwickelt.
Diskussion: Im Rahmen des Vorhabens wir das CCVSD hinsichtlich seiner theoretischen und methodologischen Machbarkeit kritisch reflektiert. Zum aktuellen Zeitpunkt werden die modellhafte Erweiterung der Methodologie und die Integration eines partizipativen Ansatzes als sinnvoll erachtet. Des Weiteren wird in Betracht gezogen, die qualitative Methodik durch quantitative Instrumente zu ergänzen.
Implikation für die Forschung: Die Studie leistet einen Beitrag dazu, wie ko-kreative und partizipative Technikentwicklung für das Gesundheitswesen unter Berücksichtigung und Reflexion ethischer und sozialer Anforderungen theoriebasiert umgesetzt werden können.
Förderung: BMBF-Strukturförderung Versorgungsforschung; FKZ 16SV8831