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Glück und Achtsamkeit in Pflegeeinrichtungen – eine randomisierte-kontrollierte Machbarkeitsstudie zu einer achtwöchigen Intervention zur Gesundheitsförderung bei Senior:innen in stationären Pflegeeinrichtungen
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Published: | October 2, 2023 |
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Hintergrund und Stand der Forschung: Pflegeversicherungen in Deutschland haben den gesetzlichen Auftrag, Maßnahmen zur Stärkung von Gesundheitsressourcen von Bewohner:innen in stationären Pflegeeinrichtungen zu entwickeln. Es gibt erste Erprobungen von ähnlichen Verfahren.
Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Ziel war es, für die o. g. Zielgruppe zwei partizipativ angepasste achtwöchige achtsamkeitsinformierte Maßnahmen (App- und Präsenzangebot) hinsichtlich ihrer Wirkung auf das subjektive Wohlbefinden und andere Parameter zu untersuchen.
Methode: Es wurde eine randomisierte kontrollierte Machbarkeitsstudie mit drei Gruppen (Präsenzkurs (P), App-gestützte Anleitung (A), Kontrolle=keine Intervention(K)) in zwölf Einrichtungen durchgeführt. Die Randomisierung erfolgte auf Einrichtungsebene (nP=28; nA=29; nK=20). Teilnehmen konnten Bewohnende ≥70 Jahre, die nicht bettlägerig waren, keine schwere Depression hatten und keine starken kognitiven Einschränkungen aufwiesen (MMST ≥ 20). Die quantitativen Outcomes wurden mittels eines Fragebogens vor (t0), nach (t1) und drei Monate nach (t2) dem Interventionszeitraum erhoben und umfassten subjektives Wohlbefinden (WHO-5, primäres Outcome, Werte 0-100), Achtsamkeit (KIMS-D, Werte 1-5), psychische Gesundheit (GDS-8), kognitive Leistungsfähigkeit (MMST) und Stresswarnsignale (SWS). Es wurden Veränderungsscores (VS) berechnet (VS=t1-t0; d.h. positives Vorzeichen entspricht einer Verbesserung) und mittels einer einfaktoriellen ANOVA oder Kruskal Wallis Test auf Unterschiede (p<0,05, zweiseitig) zwischen den Gruppen getestet. Bei Unterschieden wurden Post-Hoc-Tests berechnet. Ergebnisse mit p<0,1 wurden als Hinweise interpretiert.
Ergebnisse: Direkt nach der Intervention (t1) unterschieden sich die Veränderungsscores (fehlende Daten: 22-26%) zwischen den Gruppen nur hinsichtlich der KIMS-D Subskala Beobachten (p=0,01; η²=0,09, mittlerer Effekt), welche sich im Vergleich zur K-Gruppe (VS: -0,06, Verschlechterung) in der A-Gruppe verbesserte (p=0,01, VS: 0,53, Verbesserung), aber nicht in der P-Gruppe (p=0,76, VS: 0,05, Verbesserung). Auch gab es eine deutlichere Verbesserung in der A-Gruppe im Vergleich zur P-Gruppe (p=0,05). Hinweise auf Unterschiede zeigten sich beim WHO-5 (p=0,11). In der K-Gruppe (VS: -16, Verschlechterung) verschlechterten sich die Werte stärker im Vergleich zur P-Gruppe (p=0,13, VS: -3,96, Verschlechterung) und im Vergleich zur A-Gruppe (p=0,28, VS: -4,73, Verschlechterung). Zwischen der P- und A-Gruppe gab es beim WHO-5 keinen Unterschied (p=1,0). T2-Daten liegen ab Mai vor.
Diskussion: Sowohl die App- als auch die Präsenz-Intervention scheint die Achtsamkeit kurzfristig zu fördern und vor einer Verschlechterung des subjektiven Wohlbefindens zu schützen. Die höhere Wirksamkeit in der A-Gruppe könnte durch die Einzelbetreuung erklärt werden. Der Einfluss von Quarantäne-Maßnahmen auf die Wirksamkeit ist zu prüfen.
Implikation für die Versorgung: Mit Blick auf ähnliche Interventionen scheinen Mind-Body-Verfahren förderlich. Allerdings sind weitere Studien mit größeren Stichproben zur konfirmatorischen Prüfung der Ergebnisse erforderlich.
Förderung: Sonstige Förderung; Verband der Ersatzkassen e. V. (VDEK)