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Gesundheitskompetenz bei Patient*innen mit somatischen Erkrankungen und psychischen Komorbiditäten: Ergebnisse aus der Innovationsfonds-Studie „SoKo“ (Förderkennzeichen: 01VSF19052)
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Published: | October 2, 2023 |
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Hintergrund und Stand der Forschung: Die Komorbidität psychischer und somatischer Erkrankungen stellt eine Barriere in der medizinischen Versorgung dar. Personen mit psychischen Erkrankungen nehmen Versorgungsangebote für somatische Erkrankungen seltener in Anspruch als Menschen ohne psychische Erkrankungen. Zudem konnte gezeigt werden, dass Personen mit psychischen Erkrankungen eine geringere Gesundheitskompetenz aufweisen als Personen ohne psychische Erkrankungen. Eine hohe Gesundheitskompetenz kann dazu beitragen, dass Personen mit psychischen Erkrankungen mehr Kontrolle über ihre Gesundheit erlangen, wohingegen eine niedrige Gesundheitskompetenz dazu führen kann, dass Personen mit psychischen Erkrankungen bestimmte gesundheitliche Versorgungsangebote meiden und sich dadurch Krankheiten manifestieren. Die Gesundheitskompetenz kann durch verschiedene individuelle und systembezogene Faktoren gestärkt werden. Dazu zählen z.B. soziale Fähigkeiten sowie eine soziale Unterstützung.
Fragestellung: Welche Faktoren können die Gesundheitskompetenz dieser Gruppe von Patient*innen stärken?
Methode: Die Fragestellung wurde durch eine fragebogenbasierte Onlineumfrage von Betroffenen der Techniker Krankenkasse ermittelt. Es wurden ausschließlich Versicherte eingeschlossen, die Fragen zur Selbsteinschätzung ihrer Gesundheitskompetenz, zur allgemeinen Selbstwirksamkeit, zur wahrgenommenen sozialen Unterstützung und zu somatischen und psychischen Erkrankungen vollständig beantwortet haben (n=2.140). Den Rahmen bildet die SoKo Studie zur Untersuchung der Versorgung somatischer Erkrankungen bei psychisch Erkrankten, welche vom Innovationsfonds des gemeinsamen Bundesausschusses mit einer Laufzeit von vier Jahren gefördert wird. Mittels einer linearen Regression wurden Zusammenhangsanalysen durchgeführt. Als Kontrollvariablen dienten soziodemografische Faktoren.
Ergebnisse: Im Rahmen der Analyse zeigt sich, dass die Gesundheitskompetenz der Befragten niedrig ist (M: 2,87, SD: 0,48). Die allgemeine Selbstwirksamkeit (β: .127, p<.000), die wahrgenommene soziale Unterstützung (β: .112, p<.000), soziodemografische Faktoren wie Geschlecht, Alter sowie schulische und berufliche Bildung zeigen einen signifikanten Einfluss auf die Gesundheitskompetenz. Die Anzahl der somatischen und der psychischen Erkrankungen hat keinen signifikanten Effekt auf die Gesundheitskompetenz (R2= .168, F (9,2140) = 49.165, p<.000).
Diskussion: Die relativ niedrige Selbsteinschätzung der Gesundheitskompetenz und die damit verbundenen Assoziationen zeigen, dass die soziale Unterstützung sowie eine hohe Selbstwirksamkeitseinschätzung eine besondere Rolle einnehmen, wenn es um die Förderung der Gesundheitskompetenz geht.
Implikation für die Versorgung: Maßnahmen zur Förderung der Gesundheitskompetenz sollten besonders bei dieser vulnerablen Patient*innengruppe an die jeweiligen Bedürfnisse anknüpfen. Weitere Analysen sollten die Komorbidität bestimmter somatischer und psychischer Erkrankungen untersuchen.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01VSF19052