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Verschreibung von Benzodiazepinen, Z-Substanzen und Antidepressiva in vulnerablen Gruppen während der COVID-19 Pandemie – Ergebnisse der BaCoM-Studie
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Published: | October 2, 2023 |
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Hintergrund und Stand der Forschung: Die COVID-19-Pandemie hat sich negativ auf die psychische Gesundheit ausgewirkt und es zeigte sich ein Anstieg an depressiven und Angstsymptomen. In den USA stieg der Anteil an Verschreibungen von Z-Substanzen und serotonergen Medikamenten bei Männern und Frauen. Ein Anstieg an Benzodiazepinen war vorrangig bei Frauen zu beobachten. Prädiktoren für die Einnahme von Benzodiazepinen sind weibliches Geschlecht, Alter, Multimorbidität, Polypharmazie und Long-COVID. Auf der anderen Seite zeigen Studien eine Lücke in der Versorgung mit Benzodiazepinen aufgrund eingeschränkten Zugangs zur Versorgung während der Pandemie. In Deutschland stieg die Abgabe von Antidepressiva und Antipsychotika von 2017 bis 2021 kontinuierlich an, die Abgabe von Anxiolytika fiel im gleichen Zeitraum ab. Die BaCoM-Studie (Bayerischer COVID-19-Monitor) verfolgt das Ziel die Versorgungssituation von Pflegebedürftigen zu erfassen.
Fragestellung und Zielsetzung, Hypothese: Wie war die Versorgung von Pflegebedürftigen mit Benzodiazepinen, Z-Substanzen und Antidepressiva während der COVID-19-Pandemie in Bayern? Zeigten sich Unterschiede je nach Geschlecht, Alter, Multimorbidität, Pflegebedürftigkeit, Polypharmazie und Symptomdauer nach COVID-19-Erkrankung und der Verschreibung dieser Medikamentengruppen?
Methode: Die BaCoM-Studie ist als dreijährige Registerstudie angelegt. Die Studiengruppe umfasst Pflegepatient*innen nach COVID-19-Infektion, die Kontrollgruppen umfassen a) Pflegepatienten ohne COVID-19-Infektion und b) Personen nach COVID-19-Infektion ohne Pflege-/Unterstützungsbedarf. Die Teilnehmenden werden halbjährlich zum Gesundheitsstatus befragt (u.a. EQ-5D), zusätzlich werden Daten über die Hausärzt*innen erhoben, z.B. Medikationsplan und Diagnoseliste. Deskriptiv soll die Häufigkeit von Antidepressiva, Benzodiazepinen sowie Z-Substanzen sowie Charakteristika der Personen, die diese verschrieben bekommen, im Verlauf der Pandemie beschrieben werden. Die Analysen erfolgen zur Baseline und zu den Follow-ups, um Veränderungen zu analysieren. Mittels Regression soll geprüft werden, ob es Unterschiede zwischen soziodemografischen Faktoren und bestimmten Medikamentengruppen gibt.
Ergebnisse: Stand Februar 2023 liegen Daten von 437 Teilnehmer*innen vor (SG: n =250, KG1: n = 108, KG2: n =82). Davon sind 291 Frauen und 145 Männer. Das Durchschnittalter liegt bei 79 (SD=12) Jahren. Bei 283 Personen liegt ein Pflegegrad vor. Bei n = 69 liegt eine Diagnose einer affektiven Störung (F30-38) vor, n=39 haben eine Diagnose innerhalb der ICD-10 Kapitel F40-F49. Zur Baseline lagen 319 Medikationspläne mit 7634 Substanzen vor, davon n=106 Antidepressiva, n=21 Benzodiazepine, 18 Z-Substanzen. Weitere Ergebnisse, insbesondere die Follow-ups, werden beim Kongress vorgestellt.
Diskussion: Gerade für Pflegebedürftigen war das Risiko eines schweren COVID-19-Verlaufs erhöht. Unsere Daten werden zeigen wie die vulnerable Gruppe der Pflegebedürftigen in Zeiten der Pandemie mit Psychopharmaka versorgt wurde.
Implikation für die Versorgung: Die BaCoM Daten können in der Zukunft helfen, den Blick auch auf die Versorgungssituation von vulnerablen Gruppen zu lenken.
Förderung: Sonstige Förderung; G45a-G8300-2021/257-2