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Prävalenz von Harnblasendauerkathetern bei Pflegebedürftigen in stationären Pflegeeinrichtungen: Eine systematische Übersichtsarbeit
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Published: | October 2, 2023 |
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Hintergrund und Stand der Forschung: Pflegebedürftige in Pflegeheimen sind eine vulnerable Gruppe mit hohem medizinischen Versorgungsbedarf – unter anderem tragen sie häufig dauerhaft einen Harnblasenkatheter. Die Häufigkeit von Dauerkathetern in Pflegeheimen wurde allerdings noch nicht systematisch untersucht.
Fragestellung und Zielsetzung: Das primäre Ziel dieser systematischen Übersichtsarbeit war es, die Prävalenz von Dauerkathetern bei Pflegebedürftigen in Pflegeheimen zu untersuchen. Sekundäre Ziele bestanden darin, zu eruieren, ob die Katheterprävalenz nach Geschlecht, Alter und Katheterart variiert. Weitere sekundäre Ziele lagen darin, die Liegedauer und Wechselintervalle von Kathetern sowie Katheter-assoziierte Harnwegsinfekte zu untersuchen.
Methode: Die systematische Übersichtsarbeit wurde prospektiv registriert (PROSPERO CRD42022354358). In den Literaturdatenbanken MEDLINE (über Pubmed), CINAHL und EMBASE wurden bis zum 09.08.2022 erschienene Publikationen identifiziert, in denen die Prävalenz von Dauerkathetern bei Pflegebedürftigen in Pflegeheimen berichtet wird. Neben Querschnittstudien wurden Längsschnittstudien, in denen die Katheterprävalenz im Querschnitt berichtet wird, berücksichtigt. Die Studien wurden deskriptiv zusammengefasst und hinsichtlich ihrer Qualität mithilfe einer etablierten Checkliste [1] bewertet.
Ergebnisse: Es wurden 67 Studien eingeschlossen. Die mediane Katheterprävalenz beträgt 7,3% (Interquartilsabstand 4,3–10,1%; n=65 Studien). In Deutschland (10,2% [9,7–12,8%]; n=15) ist sie höher als in den USA (9,3% [6,3–11,9%]; n=9), im Vereinigten Königreich (6,9% [4,8–8,5%]; n=7) und in Schweden (7,3% [6,4–7,9%]; n=6). Darüber hinaus ist die mediane Katheterprävalenz bei Männern (17,0% [16,0–26,0%]) höher als bei Frauen (5,3% [4,0–9,5%]) (n=9). Unterschiede nach Alter wurden in nur einer Studie untersucht, in der die Prävalenz bei 65-74-Jährigen höher ist als bei Älteren. Für transurethrale Katheter ist die mediane Prävalenz höher als für suprapubische Katheter (5,7% [5,6–7,2%]; n=12 vs. 1,2% [0,6–2,5%]; n=13). Die Liegedauer von Dauerkathetern beträgt häufig mehrere Monate bis Jahre (n=6) und Katheterwechsel finden meistens innerhalb von 3 Monaten statt (n=2). Symptomatische Harnwegsinfekte werden heterogen definiert und kommen bei katheterisierten im Vergleich zu nichtkatheterisierten Personen häufiger vor (n=4).
Diskussion: Die Katheterprävalenz bei Pflegebedürftigen in Pflegeheimen variiert nach Studien und Ländern, wobei zahlreiche deutsche Studien verfügbar sind und international betrachtet die Prävalenzen in Deutschland vergleichsweise hoch liegen. Unterschiede in der Katheterprävalenz nach Geschlecht, Alter und Katheterart sowie die Liegedauer und Wechselintervalle von Kathetern werden selten berichtet, da der Fokus der meisten Studien nicht auf Kathetern lag, deren Häufigkeit jedoch mitberichtet wird.
Implikation: Zukünftige Studien aus Deutschland sollten Gründe für die vergleichsweise häufige Nutzung von Dauerkathetern in Pflegeheimen inklusive deren Bedarfsgerechtigkeit untersuchen.