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BarrierefreiASS (BASS) – ein gestuftes Versorgungskonzept für Erwachsene mit Autismus-Spektrum Störung
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Published: | October 2, 2023 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Für Erwachsene mit Autismus-Spektrum-Störung (ASS) bestehen besondere Bedarfe an das Versorgungssystem (z.B. aufgrund somatischer und psychiatrischer Komorbiditäten). Der Bedarf an spezifischen Behandlungsangeboten wurde in der internationalen Literatur mehrfach aufgezeigt. Auch die aktuelle S3-Leitlinie zu ASS mit Schwerpunkt Therapie (2021) benennt spezifische Bereiche mit besonderem Versorgungsbedarf. Eine deutschlandweite Bedarfsanalyse belegte zudem spezifische Bedarfe und Barrieren in der aktuellen Versorgung, welche idealerweise durch ein Versorgungskonzept abgebaut werden.
Fragestellung und Zielsetzung: Das von unserer Arbeitsgruppe entwickelte Versorgungskonzept für Erwachsene mit ASS (ohne Intelligenzminderung) möchte Barrierefreiheit erhöhen und die Versorgung dieser Zielgruppe verbessern. Möglichkeiten für zeitnahe und flexible Behandlungsangebote, entsprechend den individuellen Bedarfen, sollen in den Bereichen Psychotherapie & Psychiatrie, Teilhabe & Assistenz, Peer-Support und Selbsthilfe vorgehalten werden. Das Konzept wurde evaluiert und hinsichtlich möglicher Implementierung bewertet.
Methode oder Hypothese: Im Rahmen von insgesamt 6 Expert:innendiskussionen mit erwachsenen Autist:innen (n=12), Angehörigen (n=8) und Fachkräften (n=11) aus ganz Deutschland wurde das Versorgungskonzept online über Zoom kritisch reflektiert. Durch Feedback in mündlicher und schriftlicher Form wurde Gruppenkonsens angestrebt. Die Ergebnisse wurden zusammengeführt, in der Arbeitsgruppe besprochen und das finale Versorgungskonzept abgeleitet.
Ergebnisse: Das Versorgungskonzept traf in allen drei Interessensgruppen auf hohe Zustimmung. Folgende Aspekte wurden angepasst: Multiprofessionellen Team mit festen AnsprechpartnerIn (Case-ManagerIn) zur Steuerung und Unterstützung der Behandlung von der Diagnostik bis zur Entlassung; Einteilung der Bedarfe in Behandlungsmodule (M1-Psychotherapie & Psychiatrie, M2-Teilhabe & Assistenz, M3-Peer Support, M4-Selbsthilfegruppen) und Anpassung der Angebote an die Symptomschwere für die Module 1 & 2; zudem Angebote für Angehörige (Beratung; Selbsthilfegruppen) und Behandelnde (z.B. Super-/Intervision, Fortbildung, Forschungskooperation).
Diskussion: Im Rahmen von partizipativen Expert:innendiskussionen konnte das modifizierte Versorgungsmodell fortentwickelt werden. Dabei wurde erneut die Notwendigkeit spezifischer Behandlungsangebote für Erwachsene mit ASS und positive Auswirkung auch auf die somatische Versorgung der Zielgruppe betont. Das Versorgungskonzept soll im nächsten Schritt im Rahmen einer deutschlandweiten Onlineumfrage größeren Stichproben vorgestellt und hinsichtlich einer Implementierung geprüft werden.
Praktische Implikationen: Das Versorgungskonzept beinhaltet konkrete Vorschläge, die zukünftig zur Verbesserung der Versorgung von Erwachsenen mit ASS beitragen können.
Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Innovative Versorgungskonzepte für Erwachsene mit ASS sind notwendig, um den Anforderungen der S3-Leitlinie Therapie bei ASS gerecht zu werden.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01VSF19011