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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Strukturierte Zusammenarbeit von Rheumatologen und Rheumafachassistenten; Evidenz und tägliche Erfahrung

Meeting Abstract

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  • Ioana Andreica - Rheumazentrum Ruhrgebiet, Herne, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf476

doi: 10.3205/22dkvf476, urn:nbn:de:0183-22dkvf4766

Published: September 30, 2022

© 2022 Andreica.
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Das Rheumazentrum Ruhrgebiet in Herne ist als Teil der St. Elisabeth Gruppe – Katholische Kliniken Rhein-Ruhr und Universitätsklinikum der Ruhr-Universität Bochum die größte hochspezialisierte rheumatologische Fachklinik in Deutschland. Mit einem flexiblen Versorgungskonzept und einer auf besonders betroffene Patienten fokussierten Ambulanz der spezialärztlichen Versorgung bietet sie ein umfangreiches Versorgungsangebot. Dies schließt auch die sogenannte Triage-Akutsichtung ein, in deren Rahmen Patienten innerhalb von weniger als zwei Wochen einen Sichtungstermin bekommen. Durch diese Versorgungsform kann komplementär gewährleistet, dass Patienten mit entzündlich rheumatischen Erkrankungen schneller diagnostiziert und behandelt werden können.

Berichte zeigen, dass die rheumatologische Versorgung in Deutschland zunehmend durch die sinkende Zahl der Fachärzte problematisch wird, was längere Wartezeiten und zum Teil ein eingeschränktes Erreichen der Therapieziele als Folge hat. Das Beispiel anderer Länder wie Niederlande haben gezeigt, dass die Patientenversorgung, durch Teambildung mit Mitarbeiter/innen aus nicht-ärztlichen Gesundheitsfachberufen, unterstützt werden kann und durch Delegation gewiesener ärztlicher Tätigkeiten an Fachassistenten/innen die Behandlung effektiver gestaltet wird. Hierdurch könnte eine Verbesserung der Operationalisierung der bereits etablierten Treat-to-Target-Strategie erzielt werden. Das StärkeR (Strukturierte Delegation ärztlicher Leistungen im Rahmen konzeptionsgeregelter Kooperation in der Versorgung von Patienten mit entzündlichem Rheuma) Projekt wurde als randomisierte, multizentrische, Beurteiler-blinde Studie durchgeführt. Das Design beinhaltete zwei Behandlungsarmen: neue (teambasierte) Versorgungsform mit Delegation an die rheumatologischen Fachassistenten/innen (RFA) vs. Standardversorgung und war für 12 Monaten geplant. Da die Qualifikation der RFA eine Schlüsselrolle im Projekt hatte wurden die RFAs sowohl in studienorganisatorischen Abläufen als auch inhaltlich mit Fokus auf die delegierten Aufgaben geschult. Grundsätzlich arbeitete die RFA unter der Verantwortung der Rheumatologin bzw. des Rheumatologen. Die primäre Hypothese war, dass bei Patienten mit einer rheumatoiden Arthritis (RA) oder Psoriasisarthritis (PsA) die Veränderung der Krankheitsaktivität (KA) im Rahmen der teambasierten Versorgungsform höchstens irrelevant schlechter als in der Standardversorgung ist und die Veränderung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität (HRQL) innerhalb eines Jahres in der teambasierten Versorgungsform vergleichsweise sogar besser wird. Die Statistik wurde mittels gemischter linearer Modelle in einem hierarchischen Design durchgeführt, zunächst zum Nachweis der Nicht-Unterlegenheit der teambasierten Versorgungsform vs. Standardversorgung hinsichtlich der KA und dann zum Nachweis der Überlegenheit hinsichtlich der HRQL. Es wurden 601 Patienten/innen aus 14 rheumatologischen Schwerpunktpraxen und 3 Rheumaambulanzen in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen randomisiert. Die teambasierte Versorgungsform war hinsichtlich der KA der Standardversorgung nicht unterlegen, jedoch zeigte sich kein signifikanter Unterschied in der HRQL zwischen den beiden Behandlungsgruppen. Berücksichtigend die rheumatologische fachärztliche Versorgung in Deutschland kann man jedoch schließen, dass geschulte RFAs können Rheumatologen/innen in der Versorgung von stabilen Patienten mit RA oder PsA wirkungsvoll unterstützen.