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Familien mit krebserkranktem Elternteil und minderjährigen Kindern – kann eine komplexe Intervention die Belastung der Familien senken?
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Published: | September 30, 2022 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Eine elterliche Krebserkrankung belastet Eltern und Kinder emotional und organisatorisch. Alle Familienmitglieder haben ein erhöhtes Risiko für psychische Folgeerkrankungen. Bisher fehlt es an umfassenden, evidenzbasierten Unterstützungsangeboten.
Fragestellung und Zielsetzung: Ziel ist die Evaluation und Implementierung einer komplexen psychosozialen Intervention. Die Intervention beinhaltet organisatorische, kommunikative und emotionale Unterstützung, ist phasen- und sektorenübergreifend und dauert über ein Versterben des erkrankten Elternteils an. Die Hauptfragestellung lautet: Reduziert die Intervention Ängste, depressive Symptome und erhöht die Lebensqualität der Familienmitglieder und reduziert somit psychische Folgeerkrankungen?
Methode oder Hypothese: Die vom Innovationsfonds geförderte Studie (2018–2021) basiert auf einem quasi-experimentellen Mixed-Methods Design mit einer Interventions- (IG) und Kontrollgruppe (KG). Verwendet wurden standardisierte schriftliche Befragungen zu drei Messzeitpunkten, Sekundärdaten gesetzlicher Krankenkassen und semi-strukturierte qualitative Interviews. Primäres Outcome ist die elterliche Belastungsreduktion. Diese wird anhand der Ansprechraten des Hospital Anxiety and Depression Scale (HADS) (MID ≥ 1,6) zu T2 im Vergleich IG und KG evaluiert.
Ergebnisse: Es wurden 472 Familien rekrutiert (IG=262, KG=210), LPO 30.09.2021. An der Studie nahmen 472 erkrankte und 373 gesunde Elternteile sowie 649 Kinder teil (n=1494). Für 328 Familien existieren Daten zum primären Outcome, die bis zum DKVF vorliegen und vorgestellt werden.
Diskussion: In der Studie war es möglich, eine komplexe Intervention mit einem breiten Methodenrepertoire zu evaluieren, deren Ergebnisse es im Licht der Studienlimitationen zu interpretieren gilt. In den Analysen werden entsprechende Regressions-/Imputationsmodelle und Subgruppenanalysen unter Berücksichtigung möglicher Confounder durchgeführt.
Praktische Implikationen: Vorhandene Unterstützung verzeichnet eine geringe Inanspruchnahme und endet meist mit dem Versterben des betroffenen Elternteils. Die hier untersuchte Intervention basiert auf einem innovativen Versorgungskonzept. Die Studie wird evidenzbasierte Informationen liefern zur Wirksamkeit der Intervention hinsichtlich einer Belastungsreduktion für die Familienmitglieder.
Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Absehbare psychische Folgeerkrankungen durch schwere somatische Erkrankungen können und sollten durch eine frühzeitige Intervention für die Betroffenen und ihre Angehörigen vermieden werden.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; NVF 01NVF17043
Literatur
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- Dohmen M, Petermann-Meyer A, Blei D, Bremen R, Brock-Midding E, Brüne M, Geiser F, Haastert B, Halbach SM, Heuser C, Holsteg S, Heier L, Icks A, Karger A, Montalbo J, Nakata H, Panse J, Rottmann TP, Sättler K, Viehmann A, Vomhof M, Ernstmann N, Brümmendorf TH. Comprehensive support for families with parental cancer (Family-SCOUT), evaluation of a complex intervention: study protocol for a non-randomized controlled trial. Trials. 2021 Sep;22(1):622. DOI: 10.1186/s13063-021-05577-y
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- Krüger L, Panse J, Hugot J, Dohmen M, Bremen R, Habel U, Brümmendorf TH, Ernstmann N, Petermann-Meyer A. Implementierung eines Modellprojektes zur phasenübergreifenden Unterstützung von krebskranken Eltern mit minderjährigen Kindern [Implementation of a Pilot Project Supporting Parents Suffering from Cancer with Underage Children]. Gesundheitswesen. 2022 Jun 2. DOI: 10.1055/a-1775-8181