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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Das Projekt UNICO: Ergebnisse einer qualitativen Sub-Studie mit Patient:innen, Angehörigen und Expert:innen zur Verbesserung von Studienaufklärungen im Rahmen klinischer Studien in der Onkologie

Meeting Abstract

  • Christine Bernardi - Universität Regensburg, Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Medizinische Soziologie, Regensburg, Deutschland
  • Daniel Wolff - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III, Regensburg, Deutschland
  • Johannes Hies - Universitätsklinikum Regensburg, Rechtsabteilung, Regensburg, Deutschland
  • Daniel Heudobler - Universitätsklinikum Regensburg, Klinik und Poliklinik für Innere Medizin III, Regensburg, Deutschland
  • Anne Herrmann-Johns - Universität Regensburg, Institut für Epidemiologie und Präventivmedizin, Mezinische Soziologie, Regensburg, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf457

doi: 10.3205/22dkvf457, urn:nbn:de:0183-22dkvf4573

Published: September 30, 2022

© 2022 Bernardi et al.
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Klinische Studien untersuchen die Wirksamkeit neuer Therapien, um ihren Einsatz in der klinischen Praxis vorzubereiten. Patient:innen sind oft überfordert, wenn sie über Ziele, Inhalt und mögliche Auswirkungen für sie relevanter Studien aufgeklärt werden. Vor allem im deutschsprachigen Raum fehlt es an evidenzbasierten Strategien, um Arzt-Patienten-Kommunikation in diesem Bereich zu verbessern.

Fragestellung und Zielsetzung: Mittels einer qualitativen Interviewstudie wurden Kommunikationserfahrungen und Sichtweisen von Krebskranken und ihren Angehörigen im Hinblick auf Studienaufklärungen untersucht. Zudem wurden Interviews mit Expert:innen verschiedener Fachrichtungen geführt, um darauf aufbauend Empfehlungen für weitere Forschung und klinische Praxis abzuleiten.

Methode oder Hypothese: Es wurden 17 halbstrukturierte, narrative Interviews mit Krebskranken und ihren Angehörigen und 16 Expert:inneninterviews geführt. Die Interviews wurden transkribiert und mithilfe der Framework-Analyse ausgewertet.

Ergebnisse: Die meisten Befragten gaben an, sich über die jeweilige klinische Studie gut informiert zu fühlen. Viele von ihnen verließen sich darauf, dass die ihnen empfohlene Studie die beste verfügbare Versorgung darstellte und überflogen die Einverständniserklärung nur oder lasen sie gar nicht. So zeigte sich, dass wichtige Aspekte der Studie nicht verstanden wurden: 80% verstanden Randomisierung und 82% Risiken der Studienteilnahme nicht. Auch bemerkten viele Expert:innen, dass die verwendeten Texte oft zu umfangreich und nicht laienverständlich sind und stärker auf die individuellen Bedürfnisse der einzelnen Patient:innen zugeschnittene Informationsangebote entwickelt werden sollten.

Diskussion: Die aktuell vorrangig unter objektiven juristischen Aspekten entwickelten Studienaufklärungen scheinen die Mehrheit der Patienten inhaltlich nicht vollständig zu erreichen. Obwohl das subjektive Verständnis der befragten Patient:innen oft hoch ist, zeigen die Ergebnisse signifikante Lücken im objektiven Verständnis. Es bedarf weiterer Verbesserungen von Studienaufklärungen, unter anderem mit Blick auf Sprache, Format und Individualisierbarkeit der Informationen. Neue, multimediale, Ansätze, die sowohl Patient:innen, Angehörige als auch Versorger:innen in der Kommunikation unterstützen, könnten den Aufklärungsprozess verbessern.

Praktische Implikationen: Basierend auf den gewonnenen Erkenntnissen, werden mithilfe eines Expertenteams evidenzbasierte Strategien zur Verbesserung von Studienaufklärungen entwickelt, um sie mittels einer randomisierten kontrollierten Studie in der Praxis zu pilotieren.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Weitere Anstrengungen sind notwendig, um Einverständniserklärungen für klinische Studien verständlicher zu gestalten und somit den Aufklärungsprozess, aber auch die Patientenversorgung insgesamt zu optimieren.

Förderung: Sonstige Förderung