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Nachsorge bei Gestationsdiabetes – Ergebnisse der schriftlichen Befragung von Leistungserbringenden im Rahmen des Projektes GestDiNa_basic
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Published: | September 30, 2022 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Gestationsdiabetes (GDM) ist die häufigste Stoffwechselerkrankung während der Schwangerschaft (1). Betroffene Frauen haben ein erhöhtes Risiko für die spätere Entwicklung eines Typ-2-Diabetes mellitus (2). Daher ist eine den Bedarfen der Frauen gerechte, strukturierte GDM-Nachsorge bedeutsam. Jedoch fehlen Daten, inwiefern betroffene Frauen leitliniengerecht nachbetreut werden oder wie Ablauf und Zusammenspiel zwischen geburtshilflicher, diabetologischer, gynäkologischer, pädiatrischer und hausärztlicher Versorgung erfolgen.
Fragestellung und Zielsetzung: Ziel des Projektes „Nachsorge bei Gestationsdiabetes“ (GestDiNa_basic) ist es, die Nachsorge bei an GDM betroffenen Frauen in Deutschland zunächst abzubilden und umfassend zu analysieren. In diesem Vortrag stehen die Ansichten und Erfahrungen der Leistungserbringenden zur Nachsorge von Frauen nach diagnostiziertem GDM im Fokus.
Methode oder Hypothese: In 2020–2021 wurden Leistungserbringende (n=2.679) verschiedener Professionen (Gynäkologie, Diabetologie, Pädiatrie, Allgemeinmedizin, Hebammen) quantitativ mittels Fragebögen zu Wissen, Problembewusstsein, Einstellungen, Handlungsroutinen und Erfahrungen in der GDM-Nachsorge befragt. Im multidisziplinären Team wurden die mittels kognitiver Interviews getesteten Fragebögen entwickelt sowie die Ergebnisse der Befragung anschließend analysiert und diskutiert.
Ergebnisse: Der Fragebogen-Rücklauf unterschied sich je nach Professionsgruppe (zwischen 15% und über 50%). Alle Professionsgruppen sprachen GDM-spezifische Themen nach der Entbindung an, wobei sich die Themenschwerpunkte (bspw. gesundheitliche Folgen, Lebensstil, Stillen) teilweise unterschieden. Fast 80% aller Befragten gaben an, die Verantwortung in der GDM-Nachsorge teilen zu wollen. Diabetolog*innen und Hausärzt*innen wurden von den Befragten als hauptverantwortlich für die GDM-Nachsorge angesehen. Ein hoher Anteil der Befragten sprach sich dafür aus, dass alle relevanten Versorgenden über das Ergebnis des postpartalen Diabetes-Screenings informiert werden – ein Eintrag im Mutterpass wurde befürwortet.
Diskussion: Die gewonnenen Erkenntnisse der Befragung werden im Rahmen des Mixed-Methods-Ansatzes mit anderen Daten aus dem Projekt (z.B. Krankenkassendaten, Registerdaten, qualitative Interviews) zusammengeführt. So kann ein Beitrag für die Entwicklung eines angemessenen, effektiven und patientinnenzentrierten Versorgungsmodells geliefert werden.
Praktische Implikationen: Das Projekt leistet einen Beitrag, um die aktuelle Nachsorgesituation von Frauen mit GDM in Deutschland zu analysieren und darauf aufbauend einen Bedarf spezifischer Versorgungsangebote bzw. Anpassungen von Versorgungsprozessen zu ermitteln.
Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Erst die Berücksichtigung aller Perspektiven, sowohl von Patientinnen aber auch der Leistungserbringenden, ermöglicht es, die Versorgung angemessen, effektiv und patientinnenzentriert zu gestalten.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01VSF18009