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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Hürden und Hindernisse im Zusammenhang mit Routineimpfungen bei Patientinnen und Patienten mit chronisch-entzündlichen rheumatischen Erkrankungen (CIRD): Ein Scoping Review

Meeting Abstract

  • Pauline zur Nieden - EsFoMed Essener Forschungsinstitut für Medizinmanagement GmbH, Essen, Deutschland
  • Silke Neusser - EsFoMed Essener Forschungsinstitut für Medizinmanagement GmbH, Essen, Deutschland
  • Anja Neumann - EsFoMed Essener Forschungsinstitut für Medizinmanagement GmbH, Essen, Deutschland
  • Christian Speckemeier - EsFoMed Essener Forschungsinstitut für Medizinmanagement GmbH, Essen, Deutschland
  • Sarah Schlierenkamp - EsFoMed Essener Forschungsinstitut für Medizinmanagement GmbH, Essen, Deutschland
  • Ute Karbach - Fakultät Rehabilitationswissenschaften, Technische Universität Dortmund, Dortmund, Deutschland
  • Ioana Andreica - St. Elisabeth Gruppe GmbH Katholische Kliniken Rhein- Ruhr, Herne, Deutschland
  • Kristina Vaupel - St. Elisabeth Gruppe GmbH Katholische Kliniken Rhein- Ruhr, Herne, Deutschland
  • Uta Kiltz - St. Elisabeth Gruppe GmbH Katholische Kliniken Rhein- Ruhr, Herne, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf443

doi: 10.3205/22dkvf443, urn:nbn:de:0183-22dkvf4435

Published: September 30, 2022

© 2022 zur Nieden et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Patient*innen mit chronisch entzündlichen rheumatischen Erkrankungen (CIRD) haben im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ein erhöhtes Infektionsrisiko. Eine wirksame Präventionsstrategien ist die Impfung. Für Deutschland wurden jedoch niedrige Impfraten bei Betroffenen festgestellt. Dementsprechend gilt es, die Evidenzlage hinsichtlich der Impfbereitschaft von Patient*innen mit CIRD zu erfassen.

Fragestellung und Zielsetzung: Was sind aus Patient*innen- und Ärzt*innensicht hemmende und fördernde Faktoren hinsichtlich der Impfbereitschaft bei Erwachsenen mit CIRD?

Ziel war es, die ermittelten Faktoren systematisch zu erfasst, indem sie in das Measuring Behavioural and Social Drivers (BeSD) Konzeptmodell der WHO eingeordnet wurden.

Methode: Es wurde ein Scoping Review in den Datenbanken PubMed, Embase und Cochrane Library durchgeführt. Anschließend fand eine Studienselektion anhand festgelegter Ein- und Ausschlusskriterien durch zwei Personen, unabhängig voneinander statt. Die Daten wurden mithilfe eines standardisierten Formulars extrahiert und umfassten Studienmerkmale sowie beeinflussende Faktoren bezüglich Impfungen. Die Bewertung der Berichtsqualität erfolgte anhand von Instrumenten der McMaster University. Schließlich wurden die ermittelten Faktoren in das BeSD-Konzeptmodell eingeordnet.

Ergebnisse: Von 1.644 Treffern erfüllten 30 die Einschlusskriterien. Dabei handelte es sich um Querschnittsstudien (n=27) sowie drei Interventionsstudien. Die Studien weisen häufig eine niedrige Berichtsqualität auf.

Es konnten fast ausschließlich Hürden und Hemmnisse ermittelt werden, insbesondere in Bezug auf die Influenza- und Pneumokokken-Impfung (n=9). Zwei Studien befassten sich mit der Inanspruchnahme der COVID-19-Impfung.

Überwiegend wurde die Sicht von Betroffenen untersucht (n=29). Identifizierte Faktoren aus deren Sicht lassen sich vorwiegend in verhaltensbedingte und soziale Bereiche einordnen. Vor allem Ängste vor einer Impfung bzw. eine fehlende Empfehlung und Aufklärung durch behandelnden Ärzt*innen gehören in 19 bzw. 16 Studien zu den häufigsten Hürden.

Nur eine Studie befragte Rheumatolog*innen. Es zeigt sich, dass diese ihre eigenen wahrgenommenen Hürden in den Vordergrund stellen. Sie sehen Defizite eher in der Organisation und sehen die Verantwortung für die Durchführung einer Impfung in der Primärversorgung.

Diskussion: Für die Entwicklung gezielter Impfstrategien ist es wichtig, Faktoren bezüglich der Impfbereitschaft von Patient*innen mit CIRD zu kennen. Es gibt Hinweise, dass dem Beratungs- und Aufklärungsgespräche mit Ärzt*innen eine zentrale Rolle zu kommt.

Praktische Implikationen: Die Ergebnisse zeigen auf, in welchen Bereichen die Impfzurückhaltung von Patient*innen mit CIRD geprägt wird. Dieses Wissen sollte genutzt werden, damit Ärzt*innen besser informiert sind und ihre Patient*innen beraten können.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Künftige Forschung sollte darauf abzielen, mehr Erkenntnisse über die Wahrnehmungen von Ärzt*innen bezüglich der Impfzurückhaltung ihrer Patient*innen zu gewinnen.