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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Erprobung eines patientenorientierten Navigationsmodells – Erfahrungen aus Perspektive der Navigator*innen

Meeting Abstract

  • Hella Fügemann - Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Brandenburg an der Havel, Deutschland
  • Kathrin Gödde - Institut für Public Health, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Ute Goerling - Charité Comprehensive Cancer Center, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Nina Rieckmann - Institut für Public Health, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Christine Holmberg - Institut für Sozialmedizin und Epidemiologie, Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Berlin, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf441

doi: 10.3205/22dkvf441, urn:nbn:de:0183-22dkvf4410

Published: September 30, 2022

© 2022 Fügemann et al.
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Hintergrund: Patientennavigation ist eine Versorgungsform zur Unterstützung von Patient*innen mit chronischen Erkrankungen. In einer ersten Förderphase wurde ein Navigationsmodell entwickelt, welches vorwiegend die Patientenperspektive und -bedarfe berücksichtigt. Derzeit wird dieses Navigationsmodell für Patient*innen mit Lungenkrebs und Schlaganfall im Versorgungsalltag erprobt.

Fragestellung und Zielsetzung: Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie werden die Erfahrungen der Navigator*innen als Durchführende des Navigationsangebots erfasst. Ziel ist es, diese Erfahrungen zu nutzen, um Herausforderungen und Anpassungsbedarf in der praktischen Umsetzung zu identifizieren und das Navigationsmodell kontinuierlich weiterzuentwickeln sowie zu evaluieren.

Methode: Es werden Interviews mit den Navigator*innen durchgeführt sowie deren Teammeetings teilnehmend beobachtet und protokolliert. Eine detaillierte Dokumentation der Navigationsprozesse durch die Navigator*innen zeigt Inhalt und Umfang der geleisteten Navigationstätigkeiten.

Ergebnisse: Derzeit begleiten die Navigator*innen 51 Studienteilnehmer*innen. Zu ihren Tätigkeiten gehören die Hilfestellung bei bürokratischen Angelegenheiten, die Informationsbeschaffung und die Organisation der Versorgung im ambulanten Bereich. Ein Schwerpunkt liegt in der emotionalen Unterstützung, im Sinne des Zuhörens und Daseins. Die Interviews zeigen, dass die Navigator*innen ihre Arbeit als sinnstiftend wahrnehmen und den Austausch im Team sowie das Angebot der Supervision als besonders positiv bewerten. Erschwerend empfinden sie den aufgrund der Pandemie zeitweise nur eingeschränkten persönlichen Kontakt zu den Studienteilnehmer*innen als auch den Umgang mit nicht erfüllbaren Patientenbedarfen. In wöchentlichen Teammeetings werden Fallbeispiele diskutiert und gemeinsam Lösungen für aktuelle Herausforderungen erarbeitet. Die Protokolle der Meetings sind zudem ein zentrales Element der Evaluation und werden für die Weiterentwicklung des Navigationsmodells genutzt.

Diskussion: Die Erprobung und Implementierung eines stark an Patientenbedarfen orientierten Navigationsmodells in der Praxis zeigt, dass es einer stetigen Weiterentwicklung des Modells bedarf, z.B. was zu den konkreten Tätigkeitsfeldern von Navigator*innen gehört und wo auch Grenzen liegen. Die Erfassung der Erfahrungen der Navigator*innen liefert dabei wichtige Erkenntnisse, wo konkret Anpassungs- und Handlungsbedarf aus Sicht der Durchführenden des Navigationsangebots besteht.

Praktische Implikationen: Die regelmäßigen Teammeetings inklusive teilnehmender Beobachtung erweisen sich als sinnvolles Instrument, um die praktischen Erfahrungen der Navigator*innen zu erfassen und in die Weiterentwicklung des Navigationsmodells einfließen zu lassen. Anpassungsbedarfe aus Perspektive der Durchführenden können gezielt identifiziert und für die Umsetzung in der Praxis genutzt werden.

Appell für die Praxis in einem Satz: Die aktive und kontinuierliche Einbindung der Navigator*innen in die Prozessevaluation ermöglicht eine praxisorientierte Optimierung des Navigationsmodells.

Förderung: BMBF-Strukturförderung Versorgungsforschung; 01GY1911