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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Optionen für die Weiterentwicklung der Hilfsmittelversorgung häuslich beatmeter Patient*innen – Schlussfolgerungen aus dem SAVENT-Projekt

Meeting Abstract

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  • Yvonne Lehmann - Charité-Universitätsmedizin Berlin, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Berlin, Deutschland
  • Susanne Stark - Charité-Universitätsmedizin Berlin, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Berlin, Deutschland
  • Michael Ewers - Charité-Universitätsmedizin Berlin, Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Berlin, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf440

doi: 10.3205/22dkvf440, urn:nbn:de:0183-22dkvf4409

Published: September 30, 2022

© 2022 Lehmann et al.
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Hintergrund und Stand der Forschung: Für häuslich beatmete Patient*innen und ihre Angehörigen sind die Versorgung mit beatmungsspezifischen Hilfsmitteln (HM) sowie die Edukation im Gebrauch bedeutsam. Wie bedarfsgerecht und sicher diese Versorgung ist, wurde bislang kaum untersucht. Hier setzte das vom Innovationsfonds des G-BA geförderte SAVENT-Projekt an.

Fragestellung und Zielsetzung: In SAVENT wurde gefragt, wie häuslich beatmete Patient*innen und ihre Angehörigen die HM-Versorgung erleben, welche spezifischen Edukationsbedarfe sie haben und wie diese von den Mitarbeiter*innen der HM-Leistungserbringer und von weiteren Akteur*innen (z.B. Ärzt*innen, Pflegende) beantwortet werden. Ziel war es, edukative und sicherheitsbezogene Anforderungen im Prozess der HM-Versorgung herauszuarbeiten und abzuleiten, wie diese von den Beteiligten angemessen zu beantworten sind.

Methode: Es wurde ein qualitativ-exploratives, dreiteiliges Forschungsprojekt umgesetzt. Im ersten Teil fanden problemzentrierte Interviews mit beatmeten Patient*innen und/oder ihren Angehörigen statt (n=41). Im zweiten Teil wurden episodische Interviews mit Mitarbeiter*innen von HM-Leistungserbringern (n=11) sowie Interviews mit weiteren HM-relevanten Akteur*innen (n=20) geführt. Die Auswertung erfolgte qualitativ inhaltsanalytisch. Im dritten Teil wurden die so erarbeiteten Ergebnisse summativ-kontrastierend analysiert und unter Experten- und Stakeholder-Beteiligung reflektiert.

Ergebnisse: Die Hilfsmittel als solche werden als weitgehend zuverlässig befunden. Bezüglich ihrer sicheren Anwendung werden jedoch Verbesserungsbedarfe erkennbar. Diese betreffen primär die Kompetenzen der HM-Anwender*innen (Patient*innen, Angehörige und Pflegende). Zudem bedarf es der Erarbeitung eines nicht selbstverständlichen gemeinsamen Sicherheitsverständnisses für die komplexe häusliche Gesundheitsversorgung. Als sicherheitsrelevant erweist sich des Weiteren die konsequente Adressierung von Defiziten in der sektorenübergreifenden Versorgungsorganisation und in der interprofessionellen Kooperation. Optimierungsbedarfe zeigen sich ferner bei den HM-bezogenen Wissensgrundlagen, der Bedarfsermittlung, der Auswahl sowie den Verordnungs- und Genehmigungsprozessen.

Diskussion: Aus den Ergebnissen wurden forschungsgestützte Empfehlungen in acht Themenfeldern abgeleitet, in denen Optionen für die Weiterentwicklung einer personenzentrierten und sicheren beatmungsspezifischen Hilfsmittelversorgung aufgezeigt werden.

Praktische Implikationen: Leistungserbringer und -träger, Politik, Bildung und Wissenschaft sind nun gefordert, die Empfehlungen kritisch zu prüfen und aufzugreifen.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Für eine bedarfsgerechte, sichere HM-Versorgung ist die Verbesserung der Edukation aller Anwender*innen essenziell. Deutlich wird zudem der Bedarf an intensiverer Forschung zur technikintensiven häuslichen Versorgung. Sie sollte u. a. dazu beitragen, konzeptionelle Grundlagen weiterzuentwickeln, Kompetenz- und Qualifikationsprofile zu definieren und die Versorgungsleistungen auf ihre Effekte hin zu untersuchen.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01VSF18042