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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Digitalisierung in der Palliativversorgung (DigiPall): Nutzung, Potentiale und Akzeptanz von Informations- und Kommunikationstechnologien

Meeting Abstract

  • Felix Muehlensiepen - Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Zentrum für Versorgungsforschung, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Rüdersdorf bei Berlin, Deutschland
  • Anne Gehlhaar - Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Neuruppin, Deutschland
  • Felizitas Linderkamp - Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Neuruppin, Deutschland
  • Kerstin Stahlhut - Immanuel Klinik Rüdersdorf, Rüdersdorf bei Berlin, Deutschland
  • Martin Heinze - Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Zentrum für Versorgungsforschung, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Rüdersdorf bei Berlin, Deutschland; Immanuel Klinik Rüdersdorf, Rüdersdorf bei Berlin, Deutschland
  • Dunja Bruch - Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Neuruppin, Deutschland
  • Susann May - Medizinische Hochschule Brandenburg Theodor Fontane, Zentrum für Versorgungsforschung, Fakultät für Gesundheitswissenschaften, Rüdersdorf bei Berlin, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf432

doi: 10.3205/22dkvf432, urn:nbn:de:0183-22dkvf4320

Published: September 30, 2022

© 2022 Muehlensiepen et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Informations- und Kommunikationstechnologien (IK) werden als Möglichkeit gesehen, den Austausch in der Palliativversorgung zu unterstützen. Die Effektivität von IK in der Palliativversorgung konnte bislang nur begrenzt nachgewiesen werden [1].

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel der Studie ist es, den Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in der Palliativversorgung (PV) anhand eines qualitativen Studiendesigns zu untersuchen und somit eine theoretische Basis für die Entwicklung einer Forschungsagenda zu schaffen.

  • In welchen Bereichen der PV werden IKT durch die Versorger:innen bereits genutzt?
  • Wie hoch ist die Akzeptanz von Versorger:innen gegenüber dem Einsatz von IKT in der PV?
  • Welche potenziellen Anwendungsbereiche von IKT gibt es aus Sicht von Versorger:innen?

Methode oder Hypothese: Zur Exploration des Forschungsgegenstandes wurden telefongestützte Leitfadeninterviews mit Akteur:innen (n=19) der PV durchgeführt. Dabei wurde ein heterogenes Sample hinsichtlich des Versorgungssettings und der Berufsgruppen einbezogen. Die Interviews wurden anhand der inhaltlich-strukturierenden Inhaltsanalyse, unterstützt von MAXQDA ausgewertet.

Ergebnisse: IKT werden in den verschiedenen Settings der PV in unterschiedlichem Ausmaß eingesetzt. Der Einsatz von IKT wird von den Versorgenden als Ergänzung und nicht als Selbstzweck angesehen. IKT ermöglicht die Unterstützung von Arbeitsprozessen, wobei es zu einer zeitlichen Entlastung der Versorgenden kommen kann. IKT unterstützt und intensiviert die Kommunikation zwischen den Versorgenden als auch zwischen den Versorgenden und Patient:innen sowie Zugehörigen. Dabei reduziert sie Informationsverluste. IKT kann durch Vernetzung der Akteur:innen in der PV sowie dem Einsatz von Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten die Versorgungsqualität steigern und eine patientenzentrierte Versorgung stärken. Die Nutzung von IKT kann zu Sicherheitsrisiken führen. Technische Defizite oder unzureichende Nutzerkompetenzen können Ineffizienzen im Versorgungsablauf auslösen. Durch IKT wird die Kommunikation beeinträchtigt, sodass die Multidimensionalität der PV durch eine ausschließliche Versorgung per IKT nicht sichergestellt ist.

Diskussion: Um die IKT in der PV effektiv zu nutzen, müssen die Kontextfaktoren, unter denen die digitale Kommunikation stattfindet, und die Akzeptanz der Nutzer:innen, einschließlich der Perspektive der Patient:innenen und ihrer Angehörigen, eingehend untersucht werden. Die partizipative Forschung und Entwicklung von IKT könnte einen erheblichen Mehrwert für die Versorgung am Lebensende bedeuten.

Praktische Implikationen: IKT wird von Versorger:innen als wichtige Unterstützung der PV wahrgenommen und daher vielfältig eingesetzt.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: IKT kann den direkten, physischen Kontakt zu Patient:innen und Zugehörigen ergänzen, aber nicht ersetzen.

Förderung: Sonstige Förderung; Interne Forschungsförderung der Medizinischen Hochschule Brandenburg


Literatur

1.
Capurro D, Ganzinger M, Perez-Lu J, Knaup P. Effectiveness of eHealth interventions and information needs in palliative care: a systematic literature review. J Med Internet Res. 2014 Mar 7;16(3):e72. doi: 10.2196/jmir.2812 External link