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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Ökonomische Beeinflussung von Therapieentscheidungen – ein Thema in Deutschland und der Onkologie?

Meeting Abstract

  • Sara Lena Lückmann - Institut für Medizinische Epidemiologie, Biometrie und Informatik, Profilzentrum Gesundheitswissenschaften, Medizinische Fakultät, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland
  • Sonja Kristina Hiemer - Onkologisches Zentrum St. Georg, Klinikum St. Georg Leipzig, Leipzig, Deutschland
  • Haifa Kathrin Al-Ali - Krukenberg Krebszentrum Halle, Universitätsklinikum Halle, Halle, Deutschland
  • Amelie Wuppermann - Lehrstuhl für VWL, insb. Empirische Mikroökonomik, Juristische und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Interdisziplinäres Zentrum Medizin-Ethik-Recht, Halle, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf425

doi: 10.3205/22dkvf425, urn:nbn:de:0183-22dkvf4254

Published: September 30, 2022

© 2022 Lückmann et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Mit zunehmendem wirtschaftlichen Druck im Gesundheitswesen manifestiert sich vor allem im stationären Sektor für Ärzt*innen ein Konflikt zwischen der medizinisch-ethischen Anforderung der besten Versorgung und betriebswirtschaftlichen Zielen. Neben der gewünschten Berücksichtigung ökonomischer Belange im Sinne der Sozialgesetzgebung, dass Leistungen bedarfsgerecht, ausreichend und zweckmäßig sein sollen sowie das Maß des Notwendigen nicht überschreiten, kann es auch zu unerwünschten Einflüssen im Sinne einer Über-, Unter- oder Fehlversorgung kommen. Die Vergütungsstruktur im Krankenhaus kann dazu führen, dass es im Kontext der Informationsasymmetrie zwischen Leistungserbringer, Patient*in und Kostenträger zu Situationen kommt, in denen Ärzt*innen bewusst oder unbewusst betriebswirtschaftliche Aspekte bei Therapieempfehlungen berücksichtigen. Für die onkologische Versorgung in Deutschland gibt es bislang keine Studien zu Ausmaß und Gründen finanziell beeinflusster Therapieentscheidungen. Auch eine Exploration der Sicht der Ärzt*innen auf den wahrgenommenen ökonomischen Druck auf die Therapieempfehlungen in der Onkologie fehlt bislang.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel des von der Deutschen Krebshilfe finanzierten Projektes ist es, im Rahmen einer Mixed-Method-Studie die Mechanismen ökonomischer Beeinflussung von Therapieentscheidungen in der Onkologie zu erforschen.

Methode oder Hypothese: Ab Juli 2022 werden in diesem Projekt mittels eines internationalen Realist Reviews, qualitativer Interviews mit Ärzt*innen und einer Sekundärdatenanalyse von Routinedaten (Krankenkassen, klinische Krebsregister) Einflüsse der Finanzierung des Gesundheitswesens und deren Umsetzung in den Krankenhäusern auf Therapieentscheidungen in der Onkologie allgemein - und auf mglw. unnötige onkologische Operationen im speziellen - analysiert. Mit den verschiedenen Arbeitspaketen sollen aus verschiedenen Perspektiven Hinweise sowie mögliche Ursachen und Mechanismen ökonomischer Einflüsse auf Therapieentscheidungen in der Onkologie exploriert werden, um abschließend Handlungsempfehlungen zur Verringerung ökonomischer Beeinflussung von Therapien zu entwickeln.

Ergebnisse: Forschungsstand, methodisches Vorgehen sowie ggf. erste Ergebnisse der Literaturrecherche werden vorgestellt.

Diskussion: Die Ergebnisse der Studie können zukünftig die Relevanz ökonomisch beeinflusster Therapieentscheidungen für die Versorgungsforschung, Gesundheitspolitik, Leistungserbringer und Leistungsträger verdeutlichen.

Praktische Implikationen: Die Studie soll über eine öffentliche Diskussion ökonomischer Einflüsse auf Therapien in der Onkologie zu einer Enttabuisierung dieses Themas beitragen und damit eine wichtige Voraussetzung für die Ergreifung und Umsetzung von Gegenmaßnahmen schaffen.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Bislang fehlt empirische Evidenz zu der Frage, ob und in welcher Weise Therapieempfehlungen und -entscheidungen auch in der Onkologie in Deutschland zum Nachteil der Patient*innen von betriebswirtschaftlichen Überlegungen mit beeinflusst werden.

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc); DKH 7011 4355