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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Ökonomische Evaluation des Hautkrebsscreenings bei AOK-Versicherten in Deutschland

Meeting Abstract

  • Christian Speckemeier - Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
  • Kathrin Pahmeier - Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
  • Pietro Trocchi - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
  • Katrin Schuldt - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
  • Hildegard Lax - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
  • Michael Nonnemacher - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
  • Patrik Dröge - Wissenschaftliches Institut der AOK (WIdO), Berlin, Deutschland
  • Andreas Stang - Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
  • Jürgen Wasem - Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland
  • Silke Neusser - Lehrstuhl für Medizinmanagement, Universität Duisburg-Essen, Essen, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf424

doi: 10.3205/22dkvf424, urn:nbn:de:0183-22dkvf4246

Published: September 30, 2022

© 2022 Speckemeier et al.
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Text

Seit 2008 haben gesetzlich Versicherte ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre einen Anspruch auf ein Hautkrebsscreening (HKS). Bislang liegen kaum Untersuchungen zum ökonomischen Nutzen in Deutschland vor.

Das vom Innovationsfonds geförderte Projekt zielt auf die „Evaluation des Hautkrebsscreenings bei AOK-Versicherten in Deutschland“ (EvaSCa). Hierzu wurden verschiedene medizinische und gesundheitsökonomische Faktoren zwischen Versicherten, deren Tumor mittels HKS aufgedeckt wurde, und Versicherten, bei denen der Hautkrebs nicht durch ein HKS aufgedeckt wurde, verglichen. Die hier vorgestellte gesundheitsökonomische Evaluation des Projekts sieht eine Analyse der Kosten in den 12 Monaten nach der Hautkrebsdiagnose vor.

Der Einfluss des HKS wurde im Rahmen einer Differenz-von-Differenzen-Analyse mithilfe von Regressionsmodellen untersucht. Als Datenbasis dienten Routinedaten von AOK-Versicherten mit einem 2014 oder 2015 diagnostizierten malignem Melanom (MM, ICD-10: C43) oder nicht-melanozytärem Hautkrebs (NMSC, ICD-10: C44). Es wurde ein Frequency-Matching nach Altersgruppe, Geschlecht, Bundesland und Diagnose (C43, C44) durchgeführt. Die Risikoadjustierung erfolgte auf Basis von Arzneimittelverschreibungen und Komorbiditäten. Versicherte wurden der HKS-Gruppe zugeordnet, wenn in den letzten drei Monaten vor der Hautkrebsdiagnose ein HKS nach der Gebührenordnungsziffer 01745 oder 01746 abgerechnet wurde.

Es wurden 131.801 Versicherte eingeschlossen, von denen 13.633 Versicherte (10,3%) eine MM-Diagnose und 118.168 Versicherte (89,7%) eine NMSC-Diagnose aufwiesen. Die Deskription der Gesamtkosten (ohne Risikoadjustierung) zeigte niedrigere durchschnittliche Gesamtkosten bei Versicherten, deren Hautkrebs im Rahmen des HKS aufgedeckt wurde (MM: 5.326€ (95%-Konfidenzintervall (KI): 5.073€-5.579€) vs. 9.038€ (95%-KI: 8.629€-9.448€); NMSC: 4.660€ (95%-KI: 4.573€-4.745€) vs. 5.890€ (95%-KI: 5.813€-5.967€). Die Ergebnisse der Regressionsanalyse zeigten, dass die Gesamtkosten in den 12 Monaten nach der Hautkrebsdiagnose für Versicherte mit MM-Diagnose, bei denen der Hautkrebs im Rahmen des HKS aufgedeckt wurde, etwa 19% niedriger waren als bei Versicherten, bei denen der Hautkrebs nicht mittels HKS aufgedeckt wurde. Bei Versicherten mit NMSC-Diagnose zeigten sich geringfügig höhere Kosten.

Die niedrigeren Kosten bei Versicherten mit MM-Diagnose deuten darauf hin, dass durch das HKS frühere Stadien der Hautkrebserkrankung entdeckt werden. Da die einbezogenen Daten keine Unterscheidung zwischen anlassbezogenem und echtem Screening zulassen und das Stadium der Hautkrebserkrankung nicht in den Abrechnungsdaten enthalten ist, können jedoch nur eingeschränkte Aussagen zum ökonomischen Nutzen des HKS getroffen werden.

Obwohl niedrigere Kosten für Patienten mit MM darauf hindeuten, dass durch ein Screening frühere Hautkrebsstadien aufgedeckt werden, sind auf der Basis der verfügbaren Daten keine klaren Aussagen über den wirtschaftlichen Effekt des Screenings möglich.

Aufgrund der adressierten Limitationen wäre zukünftig die Durchführung einer Primärdatenerhebung in Kombination mit einer Routinedatenauswertung zur Bewertung des Nutzens wünschenswert.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01VSF18001