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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Der aktuelle Einsatz von E-Mental Health-Interventionen durch Behandlerinnen und Behandler – Nutzungserfahrungen, Vorteile und Barrieren in der Versorgung

Meeting Abstract

  • Margrit Löbner - Leipzig, Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Leipzig, Deutschland
  • Elena Caroline Weitzel - Leipzig, Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Leipzig, Deutschland
  • Maria Schwenke - Leipzig, Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Leipzig, Deutschland
  • Steffi G. Riedel-Heller - Leipzig, Universität Leipzig, Institut für Sozialmedizin, Arbeitsmedizin und Public Health (ISAP), Leipzig, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf406

doi: 10.3205/22dkvf406, urn:nbn:de:0183-22dkvf4066

Published: September 30, 2022

© 2022 Löbner et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Psychische Erkrankungen sind weit verbreitet und gehen mit erheblichen individuellen und gesellschaftlichen Beeinträchtigungen einher. E-Mental Health Interventionen können die Behandlung von Menschen mit psychischen Erkrankungen sinnvoll unterstützen. Zahlreiche Studien belegen deren Wirksamkeit, dennoch finden E-Mental Health Interventionen noch selten Eingang in die Versorgung.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel der Untersuchung ist es, die Behandler:innenperspektive in Bezug auf die folgenden Fragestellungen zu untersuchen:

1.
Wie werden digitale Unterstützungsangebote von Behandler*innen in der Versorgungspraxis genutzt?,
2.
Welche Vorteile sehen Behandler*innen im Einsatz von E-Mental Health Interventionen?, sowie
3.
Was sind mögliche Barrieren?

Methode oder Hypothese: Im Rahmen eines schriftlichen Surveys wurden N = 425 Behandler:innen (N = 107 Hausärzt:innen, N = 102 niedergelassene Psychotherapeut:innen, N = 114 niedergelassene Fachärzt:innen, N = 102 Klinikärzt:innen bzw. -teams (P-Fächer)) befragt. Die Querschnittserhebung umfasst die bisherigen Erfahrungen mit E-Mental Health-Interventionen (Nutzung, Vorteile, Barrieren).

Ergebnisse: Von den Befragten gaben 29% (N = 121) an, eine E-Mental Health-Intervention bereits im Rahmen ihrer Behandlung eingesetzt zu haben. Am häufigsten angewandt wurden sie u.a. als ergänzende Selbsthilfe (67%, N = 81). Vorteile von E-Mental Health-Interventionen sahen die Behandler:innen u.a. in der Möglichkeit, Patient:innen zusätzlich etwas an die Hand geben zu können (66%, N = 279). Die häufigsten Barrieren für Behandler:innen stellten u.a. ungenügendes Wissen zu E-Mental Health-Interventionen (76%, N = 228) sowie fehlendes Informationsmaterial zum Mitgeben (44%, N = 131) dar.

Diskussion: E-Mental-Health Interventionen haben in den letzten beiden Jahrzehnten international, aber auch in Deutschland zunehmend an Bedeutung gewonnen. Bestehende Versorgungsangebote für Patient:innen können durch sie sinnvoll erweitert und Versorgungslücken geschlossen werden. Bisher ist wenig bekannt über den bisherigen Einsatz von E-Mental Health-Interventionen aus Perspektive der Behandler:innen. Die vorliegende Untersuchung zeigt, dass zwei Drittel der Befragten noch keine Erfahrungen in der Praxis gemacht hat und sich unzureichend informiert fühlt.

Praktische Implikationen: Die Entwicklung gezielter Maßnahmen ist notwendig, um es allen Fachgruppen zu erleichtern, eine E-Mental Health-Intervention in den Praxisalltag zu integrieren. Der Einsatz von ansprechenden Informationsmaterialien, von Erklärvideos sowie Online-Schulungsseminaren könnte hierbei unterstützen.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Behandler:innen von Menschen mit psychischen Erkrankungen brauchen gezielte Informationen über die Anwendungsmöglichkeiten und Potentiale von Online-Interventionen.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01VSF19031