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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Theoretische Ansätze zu Führungsverhalten, sowie die Operationalisierung von Skalen zur Messung des Führungsverhaltens finden sich sowohl in Versorgungs- und Implementierungsforschung, der „Knowledge translation theory“ und Managementtheorien [1]. Die empirische Untersuchung der Einflüsse des Führungsverhaltens auf den Implementierungserfolg von Innovationen in der Primärversorgung ist jedoch noch wenig erforscht.

Fragestellung: Welchen Einfluss hat das Führungsverhalten von niedergelassenen Hausärzten auf organisationsbezogene Faktoren im Implementierungsprozess von Innovationen?

Methode: Ein Forschungsmodell wurde theoriegeleitet erstellt, indem organisationsbezogene Skalen als Einflussfaktoren für den Implementierungsprozess aus dem Implementierungs-Framework (CFIR)4 zugeordnet, sowie Hypothesen basierend auf einem organisationstheoretischen Ansatz5 entwickelt wurden. Das Modell beinhaltet verschiedene organisationsbezogene Skalen, sowie eine implementierungsspezifische Führungsverhaltens-Skala (Implementation Leadership Scale = ILS)6. Die ILS unterscheidet vier verschiedene Führungsverhaltens-Typen (pro-aktiv, wissensorientiert, unterstützend, ausdauernd). Im Rahmen des Innovationsfondsprojekts AdAM (Anwendung digital-gestütztes Arzneimitteltherapie- und Versorgungs-Management) (Förderkennzeichen 01NVF16006) wurde die ILS in einem standardisierten Fragebogen bei teilnehmenden HausärztInnen abgefragt und validiert (n= 218).

Ergebnisse: Die empirische Überprüfung der ILS und des Forschungsmodells bestätigte den prädiktiven Einfluss des implementierungsförderlichen Führungsverhaltens der Hausärzte auf die organisationale Bereitschaft für Veränderung, sowie signifikante Zusammenhänge mit anderen organisatonsbezogenen Faktoren. Ergebnisse zeigen, dass der ausdauernde Führungsverhaltenstyp den stärksten Einfluss auf die organisationale Bereitschaft für Veränderung hat.

Diskussion: Die ILS basiert auf organisationstheoretischen Annahmen und definiert Führungsverhalten als strategische Fähigkeit. Die empirischen Ergebnisse legen jedoch nahe, dass Führungsverhalten nicht nur als strategische Fähigkeit interpretiert werden kann, sondern auch das berufliche Rollenbild einen Einfluss auf die Selbsteinschätzung des Führungsverhaltens haben kann und es berufsspezifische Muster von Führungsverhalten gibt. Insbesondere die auffallend niedrige Bewertung des pro-aktiven Führungsverhaltenstyps impliziert, dass diese ein berufsspezifisches HausärztInnen-Merkmal sein kann.

Praktische Implikationen: Implementierungsförderliches Führungsverhalten ist im ambulanten Setting insbesondere im Bereich des pro-aktiven implementierungsförderlichen Führungsverhaltens der Hausärzte zu stärken.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Um den Implementierungserfolg von Innovationen im Setting der Primärversorgung zu sichern, ist Wissenstransfer im Bereich des pro-aktiven implementierungsförderlichen Führungsverhaltens verstärkt nötig.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01NVF16006