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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Anti-Effizienzlogiken: Reflexiv-nachhaltige Perspektiven auf Interaktionsarbeit am Beispiel Pflege (AnEffLo) – Implementierung und Praxistransfer einer digitalen Anwendung zur Teambildung

Meeting Abstract

  • Mirjam Körner - Institut für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Julia Tirschmann - Institut für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Kerstin Spanhel - Institut für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie, Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Tobias Hallensleben - Lehrstuhl für Sozioökonomik, Zeppelin Universität Friedrichshafen, Friedrichshafen, Deutschland
  • Kathrina Schmäh - Minnt GmbH, München, Deutschland
  • Christoph Jaschke - Deutsche Fachpflege, Oberhaching, Deutschland
  • Anil Jain - Lehrstuhl für Sozioökonomik, Zeppelin Universität Friedrichshafen, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf390

doi: 10.3205/22dkvf390, urn:nbn:de:0183-22dkvf3902

Published: September 30, 2022

© 2022 Körner et al.
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Text

Hintergrund: In Zeiten des Personalmangels in der Pflege ist es wichtig, Mitarbeitende an das Unternehmen zu binden. Ein gutes Arbeitsumfeld, in welchem sich Mitarbeitende und Patient:innen wohlfühlen und zufrieden sind, kann dazu beitragen. Interaktionen im Team und mit den Patient:innen sind ein maßgeblicher Faktor hierfür.

Fragestellung und Zielsetzung: Das Projekt „Anti-Effizienzlogiken: Reflexiv-nachhaltige Perspektiven auf Interaktionsarbeit am Beispiel Pflege“ (AnEffLo) (BMBF-Förderschwerpunkt „Arbeiten an und mit Menschen“ Förderkennzeichen: 02L18A090 ff.) zielt darauf ab, die Interaktionen in Pflegeeinrichtungen mittels einer App-basierten Sympathie- und Emotionsbewertung zu optimieren. Hierbei steht nicht der Effizienzgedanke an erster Stelle, sondern Zufriedenheit und Wohlergehen der Mitarbeitenden und Patient:innen.

Methoden: Die Entwicklung der App-basierten Sympathie- und Emotionsbewertung erfolgt auf Basis von wissenschaftlichen Erkenntnissen sowie Interviews in den Pflegeeinrichtungen. Für die Evaluation war ein Mixed-Method-Ansatz geplant. Aufgrund von COVID-19 und einem sehr geringen Fragebogenrücklauf zum ersten Erhebungszeitpunkt wurde die Methodik angepasst: Die Evaluation erfolgt zunächst experimentell mittels Szenarioanalyse, danach im Feld mit einem digitalen Kurzfragebogen und Interviews.

Ergebnisse: Eine Modellbildung basierend auf dem Input-Prozess-Output-Modell dient als Grundlage für die Szenarioanalyse. Es wurden fünf Dimensionen (Konflikt, Formalität, Hierarchie, Homogenität und Stabilität), die sich auf die Bewertung der Sympathie auswirken können, herausgearbeitet. Unter Verwendung dieser fünf Dimensionen wurden mehrere Szenarien (z.B. integrierte Gemeinschaft oder stabilisierter Konflikt) erstellt, die derzeit überprüft werden. In der Szenarioanalyse zeigt sich die Machbarkeit und, dass die Optimierung der Teams basierend auf der Sympathie- und Emotionsbewertung nur weniger Umschichtungen zwischen den Teams bedarf. Gespräche mit den Pflegekräften zur Szenarioanalyse und die Implementierung in der Praxis stehen noch aus.

Diskussion: Basierend auf Sympathie- und Emotionsbewertungen können die Patient:innen neu zugeteilt oder das Team neu zusammengesetzt werden. Da dies bislang lediglich in der Szenarioanalysen getestet wurde, können wir derzeit noch keine Aussage über die Effekte in der Praxis treffen. Am Ende der Projektlaufzeit wird auf jeden Fall eine in enger Zusammenarbeit mit der Praxis entwickelte digitale Anwendung zur Teambildung stehen. Anti-Effizienzlogiken, wie z.B. Sympathie und Emotionen, können damit bei der Personalplanung/Teambildung genutzt werden und damit stärker beachtet werden.

Praktische Implikationen: Es wird davon ausgegangen, dass durch den Einsatz der App zur Sympathie- und Emotionsbewertung zufriedenere, gesündere und leistungsfähigere Teams gebildet werden und damit der Krankenstand und die Fluktuation verringert werden kann.

Appell für die Praxis in einem Satz: Die potentiell hohe Relevanz von Anti-Effizienzlogiken, z.B. Sympathie und Emotionen, für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit von Teams sollte in der Personalplanung stärker berücksichtigt werden.

Förderung: Sonstige Förderung; 02L18A090 ff.