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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Die Häufigkeit des Metabolischen Syndroms – eine Analyse auf Basis von GKV-Routinedaten

Meeting Abstract

  • Sabrina Schütte - AOK Niedersachsen, Stabsbereich Versorgungsforschung, Hannover, Deutschland
  • Siegbert Rossol - Krankenhaus Nordwest, Ärztlicher Direktor, Chefarzt der Medizinischen Klinik, Frankfurt am Main, Deutschland
  • Birte Burger - AOK Niedersachsen, Stabsbereich Versorgungsforschung, Hannover, Deutschland
  • Melissa Hemmerling - AOK Niedersachsen, Stabsbereich Versorgungsforschung, Hannover, Deutschland
  • Sveja Eberhard - AOK Niedersachsen, Bereich Politik, Forschung und Presse, Hannover, Deutschland
  • Jona Theodor Stahmeyer - AOK Niedersachsen, Stabsbereich Versorgungsforschung, Hannover, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf384

doi: 10.3205/22dkvf384, urn:nbn:de:0183-22dkvf3846

Published: September 30, 2022

© 2022 Schütte et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Das Metabolische Syndrom (MetS) gilt als entscheidender Risikofaktor für die Manifestation kardiovaskulärer- und Stoffwechselerkrankungen. Als MetS wird das gemeinsame Auftreten spezifischer Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Adipositas, zu hohe/niedrige Blutfettwerte, ein zu hoher Nüchtern-Plasmaglukose-Wert oder das Vorhandensein manifester Erkrankungen (Adipositas, Hypertonie, Diabetes Mellitus Typ 2, Fettstoffwechselstörungen) bezeichnet. Ergebnisse des Bundesgesundheitssurveys 1998 zeigen eine Prävalenz von 23,8%. Studien auf Grundlage von GKV-Routinedaten sind für Deutschland nicht bekannt. Neben einer fehlenden einheitlichen Definition des MetS liegt zudem kein spezifischer Code innerhalb der ICD-10-Klassifikation vor.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel ist eine Klassifikation des MetS sowie eine Häufigkeitsabschätzung auf Basis von GKV-Routinedaten. Neben der deskriptiven Darstellung der Diagnosehäufigkeit im Jahr 2019, folgt ein alters- und geschlechtsstandardisierter Jahresvergleich der Jahre 2009 und 2019.

Methode oder Hypothese: Es wurde eine retrospektive Querschnittstudie der Häufigkeit des MetS auf Basis von Routinedaten einer GKV durchgeführt. Die Analyse orientiert sich an der Definition zum MetS der AHA/NHLBI. Anders als in dieser Definition, werden nur vier Risikofaktoren über kodierte Diagnosen nach ICD-10 Klassifikation berücksichtigt: (1.) Adipositas (E.66.0, E66.8, E66.9), (2.) Diabetes mellitus Typ 2 (E11), (3.) Hypertonie (I10) und (4.) Stoffwechselstörungen (E78). Triglyceridwerte und zu niedriges HDL-Cholesterin wurden unter der Indikation Stoffwechselstörungen subsummiert. Ein MetS liegt entsprechend unserer Definition vor, wenn mindestens 2 der 4 Erkrankungen vorliegen.

Ergebnisse: Die Prävalenz des MetS liegt im Jahr 2019 bei 25,7%. Frauen weisen eine höhere Prävalenz (27,1%) als Männer (24,3%) auf. Bei 10,7% der Versicherten wurden im Jahr 2019 3 Erkrankungen des MetS diagnostiziert, bei 3% alle 4 Diagnosen. Der standardisierte Jahresvergleich nach volljähriger Zensusbevölkerung 2011 zeigt eine Zunahme der Diagnosehäufigkeit (2009: 21,5% und 2019: 24%). Die Prävalenz der Versicherten, bei denen alle 4 Diagnosen gleichzeitig vorlagen, ist insgesamt um mehr als 30 Prozent gestiegen (2009: 1,9% 2019: 2,8%).

Diskussion: Die Ergebnisse zeigen erstmals die Prävalenz des MetS auf Basis von Routinedaten. Verschiedene Definitionskriterien und ein fehlender eigenständiger ICD-10-Code erschweren die Klassifikation über Routinedaten und den Vergleich mit anderen Studienergebnissen. Die Ergebnisse decken sich dennoch mit nationalen und internationalen Studien. Besonders auffällig ist der hohe Prävalenzanstieg in der Gruppe bei denen alle 4 Diagnosen vorliegen.

Praktische Implikationen: Vor allem der Prävalenzanstieg des MetS unterstreicht die zentrale Bedeutung sowie die Notwendigkeit von evidenzbasierten ganzheitlichen Präventionsmaßnahmen.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Aufgrund der Bedeutung und Vielschichtigkeit sollte ein einheitliches Vorgehen der Definition bzw. Abgrenzung der Bestandteile des MetS diskutiert werden.