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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Determinanten und Kosten der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen bei psychosozial belasteten Müttern in der Postpartalphase – erste gesundheitsökonomische Ergebnisse aus der Kohortenstudie des SKKIPPI-Projekts

Meeting Abstract

  • Benjamin Kaß - Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Michaela Heinrich-Rohr - Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Natalja Lisewski - Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Katja Icke - Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Stephanie Roll - Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Julia Fricke - Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Marie Bolster - Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Thomas Keil - Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Charité - Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Christiane Ludwig-Körner - International Psychoanalytic University Berlin, Berlin, Deutschland
  • Franziska Schlensog-Schuster - Klinik und Poliklinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Kindes- und Jugendalters, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland
  • Lars Kuchinke - International Psychoanalytic University Berlin, Berlin, Deutschland
  • Anne Berghöfer - Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland
  • Thomas Reinhold - Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie, Charité-Universitätsmedizin Berlin, Berlin, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf377

doi: 10.3205/22dkvf377, urn:nbn:de:0183-22dkvf3778

Published: September 30, 2022

© 2022 Kaß et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Der Zeitraum nach der Geburt birgt für Mütter und Säuglinge besondere psychosoziale Belastungen. In Deutschland liegen nur begrenzte Erkenntnisse zur Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen und deren Determinanten für diese Lebensphase vor.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel dieses Teils des Innovationsfonds-geförderten SKKIPPI-Projekts ist die Bestimmung der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen und früher Unterstützungsangebote bei psychosozial belasteten Müttern und ihren Säuglingen, die Abschätzung der damit einhergehenden Kosten und die Analyse von Determinanten der Inanspruchnahme.

Methode oder Hypothese: In der bevölkerungsbezogenen Kohortenstudie des SKKIPPI Projekts wurde eine Zufallsstichprobe von 30.000 Kindern aus drei Einwohnermelderegistern gezogen, die in den letzten 12 Monaten geboren wurden. In einem zweistufigen Screeningverfahren wurden Mütter mit psychosozialen Belastungen identifiziert. Die Häufigkeit und Art der Inanspruchnahme allgemeiner Gesundheitsleistungen sowie früher Unterstützungsangebote wurden mithilfe eines Selbstausfüller-Fragebogens erfasst. Zur monetären Bewertung der in Anspruch genommenen Ressourcen wurden standardisierte Kostenannahmen recherchiert sowie Stakeholder-Informationen herangezogen. Als mögliche Determinanten der Inanspruchnahme wurden soziodemografische Daten, psychosoziale Belastungen und der psychische Zustand untersucht.

Ergebnisse: Zwischen April 2019 und April 2021 machten 957 Mütter Angaben zur Inanspruchnahme in der Postpartalzeit, bei 42% der Befragten gab es Hinweise auf psychosozialen Stress und/oder psychische Erkrankungen. Eine reguläre Hebammenbetreuung nahmen 90% der Mütter in Anspruch, 78% nahmen frühe Unterstützungsangebote in Anspruch, 7% nutzten eine Betreuungshilfe, 6% besuchten eine Schreiambulanz. 20% der Säuglinge waren stationär behandelt worden. Die vorläufig ermittelten Gesamtkosten der Gesundheitsleistungen pro Mutter mit Kind betrugen 4.499 € [SD 10.377€], der frühen Unterstützungsangebote 406 € [SD 5.684€].

Diskussion: Die vorläufigen Ergebnisse weisen auf eine hohe Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen und früher Unterstützungsangebote hin, zudem zeigt sich eine große Variabilität in der Häufigkeit und Art der Nutzung. Weitere Analysen werden die Determinanten der Inanspruchnahme im Detail darstellen.

Praktische Implikationen:Die zu identifizierenden Determinanten für die Inanspruchnahme können Ansatzpunkte für Präventionsmaßnahmen bieten, das Wissen um Zusammenhänge konkreter Belastungen und des Inanspruchnahmeverhaltens bei der Kapazitätsplanung im Gesundheitswesen Unterstützung leisten.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Weitere Untersuchungen zur psychosozialen Versorgung in der Postpartalzeit sind notwendig, um den erheblichen Versorgungsbedarf zu decken und eine barrierearme, passgenaue Versorgung der Betroffenen zu entwickeln.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung