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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Evaluation einer Intervention zur Infektionsprävention bei Patient*innen ohne Milz

Meeting Abstract

  • Marianne Bayrhuber - Universitätsklinikum Freiburg, Institut für medizinische Biometrie und Statistik, Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Natascha Anka - Universitätsklinikum Freiburg, Institut für medizinische Biometrie und Statistik, Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Johannes Camp - Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Innere Medizin II, Abteilung Infektiologie, Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Siegbert Rieg - Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Innere Medizin II, Abteilung Infektiologie, Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Erik Farin-Glattacker - Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Innere Medizin II, Abteilung Infektiologie, Freiburg im Breisgau, Deutschland
  • Manuela Glattacker - Universitätsklinikum Freiburg, Institut für medizinische Biometrie und Statistik, Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Freiburg im Breisgau, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf374

doi: 10.3205/22dkvf374, urn:nbn:de:0183-22dkvf3748

Published: September 30, 2022

© 2022 Bayrhuber et al.
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Text

Hintergrund und Stand der Forschung: Menschen ohne Milz (Asplenie) haben lebenslang ein deutlich erhöhtes Risiko für schwere, invasive bakterielle Infektionen. Die Krankenhaus-Sterblichkeit der Postsplenektomie-Sepsis (auch Overwhelming Post Splenectomy Infection) liegt auch heute noch bei 30–50%. Häufigkeit und Schwere der Komplikationen bei Asplenie unterstreichen die Bedeutung von Präventionsmaßnahmen (Impfungen, Mitführen von Notfall-Antibiotika, Aushändigung eines Notfallpasses). Diese stehen seit Jahren zur Verfügung und gelten als hocheffektiv. Trotz klarer Empfehlungen nationaler und internationaler Fachgesellschaften ist die Adhärenz an die Empfehlungen äußerst schlecht.

Fragestellung und Zielsetzung: Im Rahmen der PräPPS-Studie [1] wurde eine gesundheitspsychologisch fundierte Intervention zur Steigerung der Adhärenz an die empfohlenen Präventionsmaßnahmen für Asplenie-Patient*innen entwickelt. Ziel des Beitrags ist es, die Ergebnisse zur Wirksamkeit der Intervention vorzustellen.

Methode oder Hypothese: Die Evaluation der Intervention erfolgte mittels kontrolliertem Design unter Anwendung einer Propensity-Score-Analyse. Primärer Endpunkt ist die Adhärenz an empfohlene Präventionsmaßnahmen bei Asplenie (operationalisiert über den sog. „Präpps-Score“, einem Summenscore über die o.g. Präventionsmaßnahmen). Sekundäre Endpunkte sind Selbstmanagement, Gesundheitskompetenz, Patientenbeteiligung, Krankheitswissen, Lebensqualität sowie intentionale und volitionale Aspekte des Gesundheitsverhaltens.

Ergebnisse: Asplenie-Patient*innen der Interventionsgruppe (N=106) setzten im Vergleich zu einer historischen Kontrollgruppe (N=113) sechs Monate nach der Intervention signifikant häufiger leitlinienbasierte Präventionsmaßnahmen um. Es ergab sich mittels Propensity-Score- Analyse ein positiver Behandlungseffekt von 3,97 Punkten (95 %-CI 3,42–4,50) auf der 10-stufigen PräPPS-Skala mit mittleren PräPPS-Werten von 3,73 in der Kontroll- und 7,70 in der Interventionsgruppe. Auch in fast allen sekundären Outcomes ergaben sich (hoch-) signifikante Effekte der durchgeführten Intervention. Es ließen sich keine signifikanten Effekte der Intervention auf die gesundheitsbezogene Lebensqualität feststellen.

Diskussion: Die Präpps-Intervention ist bzgl. der Verbesserung präventiver Maßnahmen sowie einer Reihe sekundärer Outcomes effektiv. Sie kann daher einen wichtigen Beitrag zur Versorgung von Patient*innen mit Asplenie leisten.

Praktische Implikationen: Kernaspekte der Intervention stehen auf der Website www.asplenie-net.org kostenlos zur Verfügung, um einen breiten Zugang in der Praxis zu ermöglichen.

Appell für die Wissenschaft und Praxis: Die Anwendung der Intervention kann die Patientenversorgung verbessern und letztlich zu einer geringeren Morbidität und Mortalität bei Asplenie führen.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01VSF17049


Literatur

1.
Bayrhuber M, Anka N, Camp J, Glattacker M, Farin E, Rieg S. Prevention of post-splenectomy sepsis in patients with asplenia - a study protocol of a controlled trial. BMC Infect Dis. 2020 Jan 14;20(1):41. DOI: 10.1186/s12879-019-4752-2 External link