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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Netzwerke zwischen Haus- und Fachärzten und ihr Einfluss auf Rehospitalisierungen bei COPD-Patienten

Meeting Abstract

  • Johanna Forstner - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Jan Koetsenruijter - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Christine Arnold - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Gunter Laux - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland
  • Michel Wensing - Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Heidelberg, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf373

doi: 10.3205/22dkvf373, urn:nbn:de:0183-22dkvf3735

Published: September 30, 2022

© 2022 Forstner et al.
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Text

Hintergrund: Häufige Exazerbationen bei Patienten mit chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) führen zu einer starken Inanspruchnahme des stationären Sektors, die durch eine angemessene Versorgung im ambulanten Sektor reduziert werden könnte. Dabei ist zunächst der Hausarzt für die Versorgung nach der Entlassung zuständig, eine Überweisung an Fachärzte erfolgt im Bedarfsfall. Dabei kann sich auch die Vernetzung dieser Akteure auf die Versorgung auswirken, da durch gegenseitiges Kennen und persönliche Beziehungen die Kommunikation und der Informationsaustausch effektiver sind. Diese Beziehungen können über Verbindungen durch die Identifikation gemeinsamer Patienten konstruiert und ihr Einfluss durch die Anwendung der sozialen Netzwerkanalyse dargestellt werden.

Zielsetzung: Ziel dieser Studie war es, Einblicke in Netzwerke von Ärzten in der ambulanten Versorgung und deren Einfluss auf Rehospitalisierungen bei COPD-Patienten zu gewinnen.

Methode: Es handelt sich um eine retrospektive Querschnittsstudie im Beobachtungszeitraum von 2016–2018 unter Verwendung von Routinedaten. Die Studienpopulation umfasst Hausärzte aus Baden-Württemberg sowie COPD-Patienten, die einen akutstationären Krankenhausaufenthalt im Jahr 2017 hatten, bei der AOK BW versichert und mindestens 40 Jahre alt waren. Dabei waren COPD-Patienten in Hausärzten geschachtelt. Natürlich vorkommende Netzwerke zwischen ambulant tätigen Haus- und Fachärzten wurden auf der Grundlage gemeinsamer Patienten identifiziert, Netzwerkcharakteristika wurden in der Analyse auf der Ebene der Hausärzte berücksichtigt. Zur Analyse des Einflusses der Netzwerkcharakteristika auf Rehospitalisierungen, aufgeteilt auf vier Zeiträume, wurden binär logistische Mehrebenenmodelle berechnet.

Ergebnisse: In die Analyse wurden 7.294 Patienten und 3.684 Hausärzte eingeschlossen. Insgesamt wurden im Jahr nach Entlassung 2.784 Patienten nach durchschnittlich 128,7 Tagen (Standardabweichung 104,29) rehospitalisiert. Verschiedene Netzwerkcharakteristika haben einen statistisch signifikanten Einfluss auf die Chance einer kurz- bis mittelfristigen Rehospitalisierung. So haben beispielsweise Patienten, die von einem Hausarzt betreut werden, dessen Netzwerk eine hohe Dichte aufweist, in dem also zwischen vielen Ärzten Verbindungen bestehen, eine geringere Chance, zwischen 31 und 90 Tagen nach Entlassung rehospitalisiert zu werden (Odds Ratio 0,823, Konfidenzintervall 0,683 – 0,991).

Diskussion: Die Beziehungen zwischen Haus- und Fachärzten im Sinne eines großen Netzwerks, das in sich gut vernetzt, aber nach außen hin eher abgeschlossen ist, und die daraus erwartete verbesserte Kommunikation wirken sich positiv auf Rehospitalisierungen bei COPD-Patienten aus. Dabei scheinen diese Beziehungen vor allem in den ersten Wochen nach der Entlassung wichtig zu sein.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Die soziale Netzwerkanalyse sollte in Betracht gezogen werden, um Mechanismen der Zusammenarbeit zwischen Leistungserbringenden zu identifizieren, deren Einfluss auf Patientenoutcomes messbar zu machen und somit zur Weiterentwicklung der Versorgung von COPD-Patienten beizutragen.