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Machbarkeitsstudie eines patientenorientierten Navigationsmodells – Erkenntnisse zur Studienteilnahme von Patient*innen
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Published: | September 30, 2022 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Das Konzept der Patientennavigation oder Patientenlotsen wird in zahlreichen Projekten als Versorgungsform untersucht, um Patient*innen in einem fragmentierten deutschen Gesundheitssystem entlang ihres Versorgungspfades zu begleiten und Versorgungshürden abzubauen. Hierbei ist die Erreichbarkeit vulnerabler Gruppen eine besondere Herausforderung.
Fragestellung und Zielsetzung: Für eine Machbarkeitsstudie zur Untersuchung eines patientenorientierten Navigationsmodells werden Patient*innen mit Schlaganfall und Lungenkrebs oder deren Angehörige durch direkte persönliche Ansprache rekrutiert. Im Rahmen einer Prozessevaluation wird untersucht, welche Personen durch die angewendete Rekrutierungsstrategie erreicht werden können und welche einer Studienteilnahme zustimmen sowie welche Herausforderungen zu bewältigen sind.
Methode: Es wird eine Mixed-Methods Machbarkeitsstudie durchgeführt, welche zwei zweiarmige RCTs und parallele Kohortenbefragungen beinhaltet. Patient*innen mit Lungenkrebs und Schlaganfall und ihre Angehörigen werden hierfür zwischen Juni 2021 und Juli 2022 im stationären und spezial-ambulanten Setting rekrutiert. Die Interventionsgruppe der RCTs erhält Unterstützung durch eine*n persönliche*n Patientennavigator*in über ein Jahr; die Kontrollgruppe erhält eine schriftliche Broschüre mit regionalen Unterstützungsangeboten. Eine detaillierte Dokumentation des Rekrutierungs-Prozesses wird durchgeführt und Basisdaten von teilnehmenden und nicht-teilnehmenden Patient*innen (Alter, Geschlecht, Ko-Morbiditäten, Schweregrad) anonym verglichen. Zudem werden für Nicht-Teilnehmende Ablehnungsgründe erhoben und der Rekrutierungsprozess in Tagesprotokollen dokumentiert.
Ergebnisse: Versorger*innen unterstützen die Idee der Patientennavigation, allerdings ist der Zugang zu Patient*innen und Angehörigen in den stationären und spezial-ambulanten Settings durch die Pandemiesituation deutlich erschwert. Als Gründe für die Ablehnung der Studienteilnahme wurden von Schlaganfallpatient*innen vor allem Überforderung, ein ungünstiger Zeitpunkt genannt, sowie dass das Navigationsangebot für sie nicht relevant sei. Bei Lungenkrebspatient*innen wurde neben der Einschätzung der Studienteilnahme als nicht relevant, besonders häufig fehlendes Interesse und zu hoher Aufwand genannt. Es bleibt herausfordernd, eine aufsuchende Ansprache in den Klinikalltag zu integrieren. Ein Vergleich von Teilnehmenden und Nicht-Teilnehmenden anhand von Basisdaten erfolgt im August 2022.
Diskussion: Die detaillierte Untersuchung der Rekrutierung von Studienteilnehmenden für eine Studie zur patientenorientierten Patientennavigation liefert Erkenntnisse zu Herausforderungen der Ansprache in stationären und spezial-ambulanten Settings sowie dem subjektiven Unterstützungsbedarf und der Erreichbarkeit von vulnerablen Gruppen.
Reflexion: Eine flexible und aktive Ansprache, welche Patient*innen eine Studienteilnahme zu unterschiedlichen Zeitpunkten ihres Versorgungsverlaufs ermöglicht, ist für eine hohe Erreichbarkeit von Patient*innen mit Bedarf entscheidend.
Förderung: BMBF-Strukturförderung Versorgungsforschung; 01GY1911