gms | German Medical Science

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

eKonsil – Online-Portal für fachärztliche Konsile

Meeting Abstract

  • Marianne Leitsmann - aQua-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Göttingen, Deutschland
  • Boris Pöhlmann - aQua-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Göttingen, Deutschland
  • Julian Eigendorf - aQua-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Göttingen, Deutschland
  • Björn Broge - aQua-Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen GmbH, Göttingen, Deutschland
  • Mark Schrader - Klinik für Urologie, Helios Klinikum Berlin-Buch GmbH, Berlin, Deutschland
  • Chris Protzel - Klinik für Urologie, Helios Kliniken Schwerin GmbH, Schwerin, Deutschland
  • Michael Siebels - Urologie Pasing, München, Deutschland
  • Maurice-Stephan Michel - Universitätsklinik für Urologie und Urochirurgie, Universitätsmedizin Mannheim, Mannheim, Deutschland
  • Susanne Krege - Klinik für Urologie, Evang. Kliniken Essen-Mitte gGmbH, Essen, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf341

doi: 10.3205/22dkvf341, urn:nbn:de:0183-22dkvf3410

Published: September 30, 2022

© 2022 Leitsmann et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund und Stand nationaler Forschung: Patienten haben das Recht auf die bestmögliche Behandlung. Vor allem bei komplexen onkologischen Fällen kann das Einholen einer Zweitmeinung zur optimalen Therapieauswahl sinnvoll sein. Medizinier sind als Ressource stark belastet und Experten in medizinischen Nischen rar, sowie nicht flächendeckend in Deutschland vorhanden.

Fragestellung und Zielsetzung: Kann das Einholen einer Fachexpertise über ein Telekonsil Behandler unterstützen und zu einer Optimierung der Therapie führen? Ziel ist eine flächendeckende Implementierung von an Leitlinien orientierten Therapiestandards für seltene onkologische Erkrankungen.

Methode: Die Plattform „eKonsil“ (https://www.ekonsil.org/) vermittelt Telekonsilien für Patienten mit Hodentumor, Peniskarzinom oder metastasiertem Nierenzellkarzinom und bietet deutschlandweit die Möglichkeit zur Einholung einer Expertenmeinung im Fachgebiet Urologie. Der behandelnde Arzt dokumentiert die medizinischen Daten und geplante Therapie nach Patienteneinwilligung anonymisiert in einer Eingabematrix und leitet diese zur Begutachtung an einen Spezialisten weiter, welcher eine Empfehlung abgibt. Die Verlaufsdokumentation erfasst die tatsächlich durchgeführte Therapie, sowie Entitäten-spezifisch das Outcome nach bis zu 6 Jahren.

Ergebnisse: Seit 2017 wurden insgesamt 2575 Expertenmeinungen über „eKonsil Urologie“ von insgesamt 655 Konsilnehmern angefordert und von 36 Experten bearbeitet. Dies entspricht etwa 10% aller Urologen in Deutschland und 19% der jährlich neu diagnostizierten Hodentumore, welche über „eKonsil Hodentumore“ vorgestellt werden. Die Abstimmung der Therapiepläne führte zu einer Änderung der Therapieentscheidung in 30% der Fälle.

Diskussion: Die Telekonsilien Vereinbarung gemäß § 291g SGB V erlaubt in Zukunft die Abrechnung über EBM und den Eintritt in die Regelversorgung. Telekonsilien werden somit in Zukunft ein fester Bestandteil der medizinischen Versorgung sein. Für die Plattform eKonsil wird neben der Weiterentwicklung des Verfahrens (Anbindung Telematikinfrastruktur, Bildübertragung, Zweitmeinungsverfahren, automatisierte Abrechnung) insbesondere die Übertragung des Modells auf andere onkologische Fachbereiche angestrebt.

Praktische Implikationen: Telemedizinische Konsilien verbessern die Qualität der Patientenversorgung, unterstützen eine wohnortnahe Versorgung beim vertrauten Behandler und sind überregional, sowie sektorenübergreifend zugänglich. Spezifische Plattformen zur Erstellung und Nutzung von Telekonsilien garantieren vor allem eine DSGVO-konforme Abwicklung und Durchführung von Telekonsilien.

Appell für die Praxis in einem Satz: Plattformbasierte Telekonsilien ermöglichen bei komplexen Fällen eine Optimierung der Therapie, werden digital, schnell, sicher und effizient durchgeführt.