gms | German Medical Science

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Usability-Evaluation einer App zur Unterstützung der Pflegeberatung nach § 37.3 SGB XI

Meeting Abstract

  • Alexander Gabber - Lehrstuhl für Rehabilitationswissenschaftliche Gerontologie, Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • Sonja Heidenblut - Lehrstuhl für Rehabilitationswissenschaftliche Gerontologie, Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • Tim Laguardia - Lehrstuhl für Rehabilitationswissenschaftliche Gerontologie, Universität zu Köln, Köln, Deutschland
  • Susanne Zank - Lehrstuhl für Rehabilitationswissenschaftliche Gerontologie, Universität zu Köln, Köln, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf340

doi: 10.3205/22dkvf340, urn:nbn:de:0183-22dkvf3400

Published: September 30, 2022

© 2022 Gabber et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die Integration appgestützter Dokumentationssysteme bietet vielversprechende Möglichkeiten zur Unterstützung der Pflegeberatung. Für eine nutzergerechte Implementierung ist wichtig, dass zukünftige Nutzer*innen in den Entwicklungsprozess miteinbezogen werden. Empirische Forschung zur nutzerzentrierten Entwicklung von mobilen Apps für den häuslichen Pflegebereich ist jedoch begrenzt.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel ist es, die Pflegeberatung nach § 37.3 SGB XI effektiver zu unterstützen. Vor diesem Hintergrund wird eine gebrauchstaugliche App (INGE-App) entwickelt, die zur Begutachtung der Versorgungssituation verwendet werden soll.

Methode: Auf Basis des nutzerzentrierten Designansatzes und der ISO Norm 9242-11:2018 wurde die Gebrauchstauglichkeit der App über Usability-Tests mit n=9 Pflegefachkräften bestimmt. Hierzu wurden szenariobasierte Aufgaben zum Auffinden von Usability Problemen durchgeführt, Feedback eingeholt sowie Fragebögen zur Messung der Gebrauchstauglichkeit (SUS – System Usability Scale) und der Nutzererfahrung (UEQ - User Experience Questionnaire) ausgefüllt. Um weitere Erkenntnisse über die Nutzerperspektive zu erhalten, wurde zudem eine Fokusgruppe mit n = 4 Pflegefachkräften abgehalten. Die Tests wurden sowohl qualitativ mittels thematischer Analyse, als auch quantitativ mit Hilfe von SPSS ausgewertet. Die Fokusgruppe wurde qualitativ über eine thematische Analyse ausgewertet.

Ergebnisse: Die Ergebnisse des SUS lassen sich auf einer Skala von 0 bis 100 darstellen und deuten mit einem MW von 83,33 (SD = 7,07) nach Bangor et al. (2009) auf eine hohe Akzeptanz der Nutzung bzw. eine gute Gebrauchstauglichkeit der App hin.

Die Resultate des UEQ lassen sich über sechs Dimensionen auf einer Skala von -3 bis +3 darstellen und deuten nach Schrepp et al. (2017) auf eine insgesamt hohe UE hin: Attraktivität (MW = 2,02 SD = 0,29), Durchschaubarkeit (MW = 2,0 SD = 0,16), Effizienz (MW = 1,78 SD = 0,55), Steuerbarkeit (MW = 2,0 SD = 0,15), Stimulation (MW = 1,81 SD = 0,75) und Originalität (MW = 1,61 SD = 0,64).

In den Tests und Fokusgruppen wurden u.A. folgende Aspekte des Tools als besonders nützlich bezeichnet: Die Digitalisierung und Standardisierung der Dokumentation und die Integration eines Angehörigenbelastungsinstruments. Als Usability Probleme wurden u.A. identifiziert: die Notwendigkeit einer Komplexitätsreduktion bei der Eingabe von Medikation und Diagnosen sowie die Notwendigkeit einer Anpassung der Items des integrierten Assessments.

Diskussion: Durch die Anwendung von Usability Evaluationen konnte die App nutzerzentriert weiterentwickelt werden. Zusätzliche Usability-Tests und Fokusgruppen zur weiteren Optimierung sind in Planung.

Praktische Implikationen: Usability-Tests und Fokusgruppen haben sich als eine sinnvolle Methode zur Gestaltung einer App zur Begutachtung der häuslichen Pflegesituation im Rahmen der Pflegeberatungsbesuche nach § 37.3 SGB XI erwiesen.

Appell für die Praxis in einem Satz: Das Verstehen der Nutzerperspektive ist für die Entwicklung valider und praxistauglicher appgestützter Begutachtungsinstrumente in einem komplexen Setting wie der Pflegeberatung essentiell.

Förderung: Sonstige Förderung; EFRE-0801911