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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Rekrutierung in Pandemiezeiten – ein Discrete Choice Experiment zu Versorgungswünschen im Projekt ABPATITE

Meeting Abstract

  • Carolin Huperz - Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Hanna A. A. Röwer - Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Nils Schneider - Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Stephanie Stiel - Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Franziska A. Herbst - Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Beate Apolinarski - Institut für Allgemeinmedizin und Palliativmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf327

doi: 10.3205/22dkvf327, urn:nbn:de:0183-22dkvf3273

Published: September 30, 2022

© 2022 Huperz et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Seit Januar 2020 hat Deutschland fünf Infektionswellen der Covid-19-Pandemie erlebt. Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie beinhalteten auch Besuchsverbote in Gesundheitseinrichtungen und erforderliche tagesaktuelle Tests (2G+) für den Stationszugang. Forschungsprojekte, die ihre Daten durch die persönliche Rekrutierung von Teilnehmenden in Gesundheitseinrichtungen generieren, wurden durch die eingeschränkten Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme bzw. von spontanen Befragungen vor Ort vor erhebliche Herausforderungen gestellt.

Zielsetzung: Dieser Beitrag beschreibt wie der Rekrutierungsprozess im Projekt ABPATITE (G-BA Förderkennzeichen 01VSF19034) aufgrund der Herausforderungen der Covid-19-Pandemie angepasst wurde. Weiter wird untersucht, inwiefern die ergriffenen Anpassungen die Erreichung der Fallzahlen über den Befragungszeitraum beeinflusst haben.

Methode: Mittels Discrete Choice Experiment sollen jeweils 250 schwer erkrankte Patient*innen und Angehörige zu ihren Präferenzen für eine (außer-)häusliche Versorgung am Lebensende befragt werden (04–12/2021). Zur Erreichung der Fallzahlen hätten durchschnittlich pro Quartal 83,3 Patient*innen und 83,3 Angehörige rekrutiert werden müssen. Die Rekrutierung erfolgt über kooperierende Krankenhäuser (Normalstationen, Ambulanzen). Anpassungen der Rekrutierungsstrategie werden durch einen Abgleich der IST- und SOLL-Fallzahlen, die in Excel 2016 dokumentiert werden, retrospektiv evaluiert.

Ergebnisse: Mit Ende der 3. Pandemiewelle (02-05/2021) konnten erste Patient*innen im Mai 2021 befragt werden. Insgesamt wurden 19 Patient*innen und 2 Angehörige im 2. Quartal 2021 interviewt. Um die Fallzahlen zu steigern, wurden im Laufe des 3. Quartals weitere Kooperationspartner erschlossen, Interessensbekundungskarten für Angehörige erstellt und der Befragungsmodus auf telefonische Interviews ausgeweitet. Außerdem wurden die Einschlusskriterien angepasst, um Teilnehmende auch außerhalb des Klinikkontextes (z.B. über Social Media) rekrutieren zu können. So konnten zwischen der 3. und 4. Pandemiewelle (07-10/2021) 82 Patient*innen und 46 Angehörige befragt werden. Zudem wurden zu Beginn der 4. Welle (10-12/2021) Poster mit Link zu einem Onlinekontaktformular an verschiedenen Standorten z. B: in Arztpraxen ausgehangen. Im 4. Quartal 2021 konnten so 60 Patient*innen und 23 Angehörige interviewt werden. Insgesamt wurden bis Ende Dezember 2021 nur 161 Patient*innen und 71 Angehörige anstatt der jeweils 250 geplanten Personen befragt. Daher wurde der Rekrutierungszeitraum verlängert.

Diskussion: Telefonische Befragungen waren insbesondere für die Fallzahlsteigerung bei den Angehörigen von Vorteil, da diese ohne persönliches Antreffen befragt werden konnten. Die vorgenommenen Anpassungen setzten eine hohe Flexibilität des Projektteams voraus, da telefonische Befragungen sowie Moderationen von Postings in sozialen Medien zum Teil abends sowie am Wochenende nötig waren.

Appell für die Wissenschaft in einem Satz: „Extreme Zeiten erfordern extreme Maßnahmen“ – auch in Forschungsprojekten werden zu Pandemiezeiten Flexibilität und Anpassungsvermögen gefordert.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01VSF19034