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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Inanspruchnahme zahnärztlicher Kontrolluntersuchungen bei Kindern und Jugendlichen mit Behinderungen sowie Erwachsenen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen

Meeting Abstract

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  • Laura Krause - Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
  • Stefanie Seeling - Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland
  • Franziska Prütz - Robert Koch-Institut, Abteilung für Epidemiologie und Gesundheitsmonitoring, Berlin, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf311

doi: 10.3205/22dkvf311, urn:nbn:de:0183-22dkvf3110

Published: September 30, 2022

© 2022 Krause et al.
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Einleitung: Personen mit Behinderungen haben im Mittel eine deutlich höhere Karieserfahrung als Personen ohne Behinderungen. Durch die regelmäßige Inanspruchnahme zahnärztlicher Kontrolluntersuchungen können Krankheiten der Zähne und des Mundraums frühzeitig erkannt und geeignete Maßnahmen eingeleitet werden. Zur Inanspruchnahme zahnärztlicher Kontrolluntersuchungen bei Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit Behinderungen liegen bislang nur vereinzelt Studien vor.

Methoden: Datenbasis sind die Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland (KiGGS Welle 2, 2014–2017, n = 13.568 ab 3 Jahre) und die Studie Gesundheit in Deutschland aktuell (GEDA 2014/2015-EHIS, n = 24.016 ab 18 Jahre). Aus beiden Studien liegen Selbstangaben zur 12-Monats-Prävalenz der Inanspruchnahme zahnärztlicher Kontrolluntersuchungen vor. Dargestellt wird der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit und ohne Behinderungen, die mindestens zweimal im Jahr eine zahnärztliche Praxis zur Kontrolle aufgesucht haben. Zudem wird der Anteil der Erwachsenen mit und ohne Beeinträchtigungen und Behinderungen berichtet, die sich mindestens einmal im Jahr in einer zahnärztlichen Praxis vorgestellt haben. Ausgewiesen werden Prävalenzen sowie univariate und multivariate Prevalence Ratios (PR).

Ergebnisse: Zwischen Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderungen zeigen sich keine Unterschiede in der Inanspruchnahme zahnärztlicher Kontrolluntersuchungen: Jeweils rund drei Viertel hat mindestens zweimal im Jahr eine zahnärztliche Praxis zur Kontrolle besucht (77,2% und 74,6%; univariate PR 0,9; p = 0,578). Bei den Erwachsenen zeigt sich, dass Personen mit Beeinträchtigungen und Behinderungen etwas seltener mindestens einmal im Jahr eine zahnärztliche Praxis zur Kontrolle aufgesucht haben als Personen ohne Beeinträchtigungen und Behinderungen (78,5% und 81,6%; univariate PR 1,2; p = 0,002). Wird in dem Modell zusätzlich kontrolliert für Geschlecht, Alter, Partnerschaft und sozioökonomischen Status, ist der Unterschied in der Inanspruchnahme zwischen Erwachsenen mit und ohne Behinderungen und Beeinträchtigungen allerdings nicht mehr signifikant (multivariate PR 1,0; p = 0,730).

Diskussion: Laut den Ergebnissen nehmen Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderungen gleich häufig zahnärztliche Kontrolluntersuchungen in Anspruch. Auch Erwachsene mit und ohne Beeinträchtigungen und Behinderungen unterscheiden sich nicht in der Inanspruchnahme. Weil Personen mit Behinderungen ein erhöhtes Kariesrisiko haben, ist zu überlegen, wie die zahnmedizinische Versorgung dieser sehr heterogenen Gruppe weiter verbessert werden kann. Neben der Barrierefreiheit zahnärztlicher Praxen ist die Aufnahme des Themas Versorgung von Menschen mit Behinderungen in die zahnärztliche Aus- und Weiterbildung wichtig für eine bedarfsgerechte Versorgung.


Literatur

1.
Krause L, Seeling S, Prütz F, Wager J. Zahnschmerzen, Zahnputzhäufigkeit und zahnärztliche Kontrolluntersuchungen bei Kindern und Jugendlichen mit und ohne Behinderungen. J Health Monit. 2022;7(1):52–65.
2.
Schulte AG, Schmidt P. Mundgesundheit bei Menschen mit Behinderung in Deutschland – eine Literaturübersicht. Bundesgesundheitsbl. 2021;64(7):793–801.