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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Ungeplante Krankenhauszuweisungen aus stationären Pflegeheimen aus der Perspektive der Pflege – Ergebnisse einer Dokumentenanalyse zur Darstellung der Ist-Situation

Meeting Abstract

  • Linda Völtzer - HAW Hamburg, Competence Center Gesundheit, Department Pflege und Management, Hamburg, Deutschland
  • Nele Meinert - HAW Hamburg, Competence Center Gesundheit, Department Pflege und Management, Hamburg, Deutschland
  • Kristina Woock - HAW Hamburg, Competence Center Gesundheit, Department Pflege und Management, Hamburg, Deutschland
  • Susanne Busch - HAW Hamburg, Competence Center Gesundheit, Department Pflege und Management, Hamburg, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf298

doi: 10.3205/22dkvf298, urn:nbn:de:0183-22dkvf2981

Published: September 30, 2022

© 2022 Völtzer et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Ungeplante Krankenhauszuweisungen von Bewohnenden stationärer Pflegeeinrichtungen sind eine bekannte Problematik und entsprechend – aus unterschiedlicher Perspektive - beforscht. Schätzungen besagen, dass der Anteil potenziell nicht zwingend erforderlicher Notfalleinweisungen zwischen 19–67% liegt. Damit einher geht eine Reihe negativer Auswirkungen, insbesondere auf die betroffenen alten Menschen, die Abläufe der Pflegeheime, der Rettungsdienste und der Notfallaufnahmen.

Fragestellung und Zielsetzung: Im Rahmen der vom GKV-Spitzenverband geförderten Studie „NoMi – Notfalleinweisungen minimieren“ wurde die Ist-Situation in 13 Pflegeheimen multimodal erhoben mit Fokus auf der pflegerischen Perspektive. Ziel war es u.a., quantifizierbare Daten hinsichtlich der Begleitumstände, Ursachen und Gründe der zu einer Krankenhauszuweisung führenden (krisenhaften) Situation zu ermitteln.

Methode oder Hypothese: Ein zentraler Ansatzpunkt des Vorhabens war die Analyse der pflegerischen Verlegungsdokumente der beteiligten Pflegeheime auf Basis einer Vollerhebung aller Krankenhauszuweisungen (Untersuchungszeitraum 01.01.–31.12.2019). Die Auswertung erfolgte überwiegend mithilfe uni- und bivariater Statistik. Ausgangspunkt war die Hypothese, dass die Perspektive aus Pflegeheimsicht und über die Pflegeheimdokumentation eine relevante und innovative Ergänzung zu Abrechnungsdaten gesetzlicher Krankenkassen, die einer anderen Dokumentationslogik entsprechen, darstellt.

Ergebnisse: Hinsichtlich der Gründe für ungeplante Krankenhauszuweisungen konnten die 4.638 Fälle neue Ergebnisse generieren. Die Analyse gibt detaillierte Hinweise auf Häufigkeit und Gründe, differenziert nach Alter, Geschlecht und Pflegegrad aus der unmittelbar handlungsleitenden Perspektive der Pflegeeinrichtungen/Pflegekräfte. Die Validität der Ergebnisse konnte durch eine Triangulation mit weiteren Projektergebnissen sichergestellt werden.

Diskussion: Die Pflegedokumentation findet in der Sekundärdatenforschung bisher wenig Beachtung. Da die im Rahmen von NoMi erschlossenen routinemäßig erhobenen Daten primär für administrative Zwecke bestimmt sind, bedarf es einer intensiven Aufbereitung des Datensatzes. Es hat sich gezeigt, dass die Pflegedokumentation inhaltlich nur bedingt einheitlichen Standards, sondern einer Vielzahl von Einflussfaktoren unterliegt. Ungeachtet erschließt sich damit ein neuer Blick auf die Krankenhauszuweisungen aus Pflegeheimen.

Praktische Implikationen: Die Datengewinnung und -aufbereitung erfordert eine zeitaufwändige Herangehensweise, um eine bearbeitbare, nicht verkürzende, verallgemeinerbare Datengrundlage zu erhalten, die reliabel und valide ist. Ggf. sind Aggregationen notwendig, somit muss ein Informationsverlust einkalkuliert werden. Perspektivisch stellt sich die Frage, ob die Erkenntnisse nicht auch Grundlage für eine situationsgerechtere Dokumentationsgrundlage für die Pflegefachkräfte darstellen können.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Bedeutsamkeit der Dokumentationsqualität für die eigene Professionsentwicklung erkennen

Förderung: Einzelförderung (BMG, DRV, BMBF, DFG, etc)