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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Vom Reißbrett in die Versorgung – Fördernde und hemmende Faktoren komplexer Versorgungsinnovationen

Meeting Abstract

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  • Katja Götz - Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, Institut für Allgemeinmedizin, Lübeck, Deutschland
  • Sonja Laag - BARMER Hauptverwaltung, Wuppertal, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf292

doi: 10.3205/22dkvf292, urn:nbn:de:0183-22dkvf2929

Published: September 30, 2022

© 2022 Götz et al.
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Hintergrund: Mit dem Innovationsfonds wurde die Möglichkeit geschaffen neue Versorgungsformen zu fördern, die über die bisherige Regelversorgung hinausgehen und ebenso darauf abzielen, sektorenübergreifende Versorgung weiterzuentwickeln. Mit RubiN (Regional ununterbrochen betreut im Netz, 01NVF17029) wurde solche eine neue Versorgungsform auf den Weg gebracht mit dem Ziel, die ambulante Versorgung von geriatrischen Patient*innen durch ein Care- und Case-Management zu optimieren. Zertifizierte Ärztenetze dienten dabei als Interventionsgruppe, welche diese neue Versorgung im Alltag mit 35 Care- und Case Manager*innen (CCM) umsetzen sollten.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel der vorliegenden qualitativen Studie war es, Geschäftsführer*innen (GF) und Projektkoordinator*innen (PK) der Ärztenetze zu den fördernden und hemmenden Faktoren der Umsetzung von RubiN zu interviewen.

Methode: Insgesamt waren fünf Ärztenetze in der Interventionsgruppe. Die Rekrutierung der GF und PK erfolgte durch die direkte Ansprache. Die telefonischen Interviews fanden zwischen April und Mai 2020 statt und wurden mittels qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 11 Personen (6 GF und 5 PK) interviewt, davon waren 4 männlichen und 7 weiblichen Geschlechts. Im Mittel waren die Teilnehmenden 43 Jahre alt. Die Interviews dauerten zwischen 16 und 40 Minuten. Neben einer hohen Motivationsbereitschaft der Beteiligten, dieses Versorgungsmodell in den Versorgungsalltag zu integrieren, waren zu Beginn vor allem Anpassungen auf organisatorischer, struktureller und personeller Ebene vonnöten. Bemängelt wurden starre Vorgaben durch den Projektförderer, die die Umsetzung erschwerten sowie geringer Austausch mit den Evaluierenden. Die Versorgungsinnovation war mit verschiedenen Herausforderungen für die Interventionsgruppe verbunden, von Rekrutierung und Qualifizierung der CCM über die Rekrutierung der Patient*innen bis hin zur Integrierung der verschiedenen Erhebungs- und Assessment-Instrumenten in den Versorgungsalltag.

Diskussion: Die Implementierung einer solch komplexen Versorgungsinnovation in den Versorgungsalltag bedarf einer Neuausrichtung von organisatorischen Abläufen und Prozessen bei den Beteiligten, für die zu Projektstart keine Zeit eingeräumt wird, da die Vorgaben und Regularien seitens des Förderers zu starr und zeitlich nicht kalkulierbar sind. Eine größere Flexibilität der Vorgaben von seitens des Projektförderer, könnten ein Schritt in die richtige Richtung sein.

Reflexion: Eine engere Verzahnung und weitsichtiges Denken zwischen denen, die solch komplexe Innovationen fördern, denen, die die Versorgung umsetzen müssen und denen, die diese Umsetzung evaluieren, erscheint wünschenswert, da dies sich unmittelbar auf die Versorgung auswirken kann.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01NVF17029