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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Akzeptanz, Barrieren und Fazilitatoren digitaler Anwendungen in der Dermatologie aus Perspektive deutscher Dermatologen – qualitative Fokusgruppen

Meeting Abstract

  • Patrick Reinders - Institut für Versorgungsforschung (IVDP), Hamburg, Deutschland
  • Natalia Kirsten - Institut für Versorgungsforschung (IVDP), Hamburg, Deutschland
  • Matthias Augustin - Institut für Versorgungsforschung (IVDP), Hamburg, Deutschland
  • Marina Otten - Institut für Versorgungsforschung (IVDP), Hamburg, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf267

doi: 10.3205/22dkvf267, urn:nbn:de:0183-22dkvf2678

Published: September 30, 2022

© 2022 Reinders et al.
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die Digitalisierung schreitet im Gesundheitswesen weiter voran. In der Dermatologie besteht für viele digitale Anwendungen bereits ein positiver Nutzennachweis. Dennoch verläuft die Implementierung dieser Anwendungen häufig sehr verzögert. Daher ist es von Relevanz die Barrieren und Fazilitatoren aus der Perspektive von Dermatologen zu kennen.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel dieser Studie ist es, Barrieren und Fazilitatoren zur Implementierung von sowie Erwartungen an digitale/n Anwendungen in der deutschen Dermatologie zu analysieren.

Methode oder Hypothese: Es wurden im Frühjahr 2021 sechs online Fokusgruppen mit insgesamt 30 Dermatologen aus ganz Deutschland durchgeführt. Die Rekrutierung wurde anhand folgender Kriterien durchgeführt: Alter, Geschlecht, Art der Anstellung und der Region (Stadt, Land). Jede Gruppe wurde mit einem semi-strukturiertem Leitfaden moderiert und dauerte ca. 1,5 Stunden. Thematisch wurden digitale Anwendungen aufgegriffen, welche zum Teil in der Regelversorgung eingesetzt werden können (z.B. Online-Videosprechstunde) oder in einer systematischen Literaturrecherche identifiziert wurden (z.B. digitales Patienten-Monitoring). Die digitalen Aufnahmen wurden transkribiert und im Anschluss inhaltsanalytisch ausgewertet. Die Kategorienbildung erfolgte sowohl deduktiv als auch induktiv. Deduktiv unter anderem nachdem Unified Theory of Acceptance Model (UTAUT).

Ergebnisse: Unabhängig von der Anwendung befürchteten viele Dermatologen einen erhöhten zeitlichen Aufwand durch den Einsatz. Einzelne benannten eine Verbesserung der Kommunikation mit Patienten als potenziellen positiven Effekt. Jedoch beschrieben sie die digitalen Kompetenzen ihrer häufig älteren Patienten als zu gering und betonten die Eignung lediglich für jüngere Patienten. Die teilnehmenden Dermatologen haben ein hohes Vertrauen in Empfehlungen ihrer Kollegen und des Berufsverbandes zu digitalen Themen. Es wurde in einigen Fällen von einem bereits bestehenden hohen Aufwand für die IT-Infrastruktur gesprochen, bei zusätzlich wenig Zeit für die Einführung von Innovationen. Des Weiteren wurde in vielen Fällen der Datenschutz als verunsichernd und die Einhaltung als aufwändig dargestellt. Eine angemessene Vergütung war für die Beteiligten ein wichtiger Fazilitator für den vermehrten Einsatz.

Diskussion: Die Fokusgruppen zeigen konkrete Barrieren und Fazilitatoren, die bei der Implementation von digitalen Verfahren berücksichtigt werden sollten. Diese gehen über die klassischen infrastrukturellen und organisatorischen Faktoren hinaus und umschließen auch soziale Faktoren, z.B. das Vertrauen in Organisationen. Eine in der Tendenz negative Erwartungshaltung gegenüber digitalen Anwendungen wurde festgestellt.

Praktische Implikationen: Diese Arbeit bietet wertvolle Informationen für Entwickler, Institutionen im Gesundheitswesen und Forschern, die mit der Entwicklung bzw. Implementierung digitaler Anwendungen befasst sind.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Für den Erfolg zukünftiger digitalen Interventionen ist die Einbeziehung der Perspektive von Ärzten entscheidend.

Förderung: Sonstige Förderung