Article
Einfluss pharmazeutischer Osteoporosetherapie auf das Outcome von älteren Patienten mit proximaler Humerusfraktur nach operativer Versorgung
Search Medline for
Authors
Published: | September 30, 2022 |
---|
Outline
Text
Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Osteoporose-assoziierte Frakturen sind jährlich für den Verlust von über einer Million qualitäts-adjustierter Lebensjahre und Kosten von über 37 Mrd. Euro in Europa verantwortlich. Die proximale Humerusfraktur (PHF) stellt bei älteren Patienten eine klare Indikation für eine pharmazeutische Therapie der Osteoporose dar, dennoch erfolgt selten eine entsprechende Leitlinien-gerechte Umsetzung.
Fragestellung und Zielsetzung: Ziel unserer Arbeit ist es den Einfluss einer adäquaten Therapie auf das Auftreten chirurgischer Komplikationen und das Re-Frakturrisiko bei älteren Patienten mit operativ versorgter PHF zu untersuchen.
Methode: Abrechnungsdaten von 43.310 (medianes Alter 79, 84% Frauen) gesetzlich Versicherten Patienten ab 65 Jahren mit PHF, die 2013–2019 operativ mit inverser Schulterprothese (RTSA) oder winkelstabiler Plattenosteosynthese (LPF) versorgt wurden, wurden retrospektiv analysiert. Primäre Endpunkte wurden als Osteoporose-assoziierten Frakturen und chirurgische Komplikationen im Verlauf definiert. Ereignisraten wurden über Mehrstadienmodelle abgebildet und entsprechend über Aalen-Johansen Schätzer berechnet. Unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht, Behandlungsgruppe und des individuellen Komorbiditätsprofils wurde der Einfluss einer pharmazeutischen Therapie der Osteoporose auf chirurgische Komplikationen und auf das Auftreten erneuter Frakturen über multivariable Cox-Regressionen mit zeitabhängigen Kovariablen analysiert.
Ergebnisse: Bei 39% der Patienten war zum Zeitpunkt der PHF eine Osteoporose bekannt; 12% erhielten bereits vor Index eine pharmazeutische Therapie mit Vitamin D/Calcium oder Bisphosphonaten. Osteoporose-Patienten sind älter und wurden öfter mit RTSA versorgt (31% vs 36%). 5 Jahre nach initialer Versorgung der PHF haben 21% eine erneute Fraktur, wobei proximale Femurfrakturen (11%) und Wirbelkörperfrakturen (9%) am Häufigsten beobachtet wurden. 11% der Patienten erlitten eine chirurgische Komplikation und nur 32% erhielten eine Anti-Osteoporose Therapie. Nach Adjustierung auf das Patientenrisikoprofil zeigt sich, dass insbesondere in der LPF-Gruppe eine unbehandelte Osteoporose (vs ohne Diagnose) mit einem erhöhten Risiko für chirurgische Komplikationen assoziiert (HR: 1,35; 95%CI 1,25–1,47; p<0,001) war. Eine pharmazeutische Therapie zeigte ein günstigeres Ergebnis: Es wurde beobachtet, dass Patienten mit Therapie im Vergleich zu Patienten mit unbehandelter Osteoporose ein deutlich verringertes Risiko für sekundäre Frakturen (HR 0,55; 95%CI 0,51–0,58; p<0,001) und für chirurgische Komplikationen (HR 0,81; 95%CI 0,74–0,89; p<0,001) hatten.
Diskussion: Eine Anti-Osteoporose Therapie nach PHF ist ausschlaggebend, um das Risiko für einen komplikativen Verlauf zu senken und Folgefrakturen zu vermeiden. Dennoch war trotz klarer Indikation der Anteil an Patienten mit einer entsprechenden Therapie im Verlauf erschreckend niedrig. Aufgrund der dynamischen Entwicklung des demographischen Wandels in Deutschland ist eine feste Verankerung der Osteoporosetherapie nach PHF notwendig, um Komplikationen, Re-Frakturen und Kosten zu senken.