gms | German Medical Science

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Partizipative Beteiligung an der Entstehung solidarischer stadtteilorientierter Gesundheits- und Sozialzentren am Beispiel SoliMed Köln

Meeting Abstract

  • Charlotte M. Kugler - SoliMed, Köln, Deutschland; Institut für Versorgungs- und Gesundheitssystemforschung, Medizinische Hochschule Brandenburg, Rüdersdorf bei Berlin, Deutschland
  • Sophie Kugler - SoliMed, Köln, Deutschland
  • Laura Schweigart - SoliMed, Köln, Deutschland
  • Susanne Brandner - SoliMed, Köln, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf254

doi: 10.3205/22dkvf254, urn:nbn:de:0183-22dkvf2545

Published: September 30, 2022

© 2022 Kugler et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution 4.0 License. See license information at http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Outline

Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Gesundheit und Krankheit hängen neben individuellen Faktoren auch von den Lebensverhältnissen der Menschen ab. Wie bereits in Hamburg, Leipzig und Berlin von Initiativen des Netzwerkes Poliklinik-Syndikat realisiert, hat auch die Gruppe SoliMed Köln das Ziel ein Stadteilgesundheitszentrum aufzubauen und zu betreiben. Angehörige unterschiedlicher Berufsgruppen sollen interdisziplinär zusammen mit den Menschen im Stadtteil bedarfsorientiert und niederschwellig arbeiten.

Fragestellung und Zielsetzung: Das Gesundheitszentrum entsteht im Austausch mit Menschen aus dem Stadtteil. In einem ersten Schritt sollte erhoben werden, wie Menschen den Stadtteil in Bezug auf ihr Wohlbefinden erleben und welche Wünsche sie für das Gesundheitszentrum haben.

Methode oder Hypothese: Im Rahmen eines partizipativen Teils der Ausstellung „Wie lebst du Kalk?“, die an neun Terminen im Winter 2021 im Stadtteil Köln-Kalk an verschiedenen Orten (öffentliche Plätze, Supermarkteingang, gemeinnütziger Veranstaltungsraum) durchgeführt wurde, wurden mit Hilfe einer Kartenabfrage Meinungen und Ideen der Ausstellungsbesuchenden zu drei konkreten Fragestellungen gesammelt und systematisiert. Die Antworten wurden zunächst schriftlich dokumentiert, anschließend erfolgte eine qualitative Auswertung mit induktiver Kategorienbildung.

Ergebnisse: Insgesamt wurden 282 Antworten erhoben (Mehrfachantworten von Einzelpersonen möglich). Die Teilnehmenden erlebten Orte & Initiativen, „die Menschen im Stadtteil“, die (kulturelle) Vielfalt, Einkaufsmöglichkeiten, Erreichbarkeit und Freizeitangebote als wohltuend. Die Frage nach Wünschen für das eigene Wohlbefinden erzeugte die meisten Antworten. Verbesserungspotential sahen Teilnehmende dabei in Bezug auf Verkehr und Mobilität, sozialen Austausch und Freizeitangebote, grün-blaue Infrastruktur, Sauberkeit, Grundbedürfnisse, Sicherheit und medizinische/ psychosoziale Versorgungsangebote. Den Befragten fiel es schwerer Ideen für Angebote, bei denen sie sich selbst beteiligen würden, zu benennen. Hierunter notierten die Befragten Angebote für Freizeit & Bewegung, Bildung, Wohnungslosigkeit, soziale Begegnung und Versorgung.

Diskussion: Das Gesundheitszentrum befindet sich derzeit im Aufbau und möchte einen Beitrag zu einer gerechten und solidarischen Gesellschaft leisten. Der partizipative Ausstellungteil und die verschiedenen Ausstellungsorte eigneten sich als Pilotprojekt, um bestehende positiv erlebte Faktoren und unbefriedigte Bedürfnisse für das eigene Wohlbefinden unterschiedlicher Personen im Viertel zu erfassen, die für die Entstehung des Gesundheitszentrums von Bedeutung sind. Aus Sicht der Befragten weist der Stadtteil viele wohltuende Aspekte auf; gleichzeitig zeigte sich ein großes Bedürfnis nach Veränderung, um das eigene Wohlbefinden zu verbessern.

Praktische Implikationen: Eine partizipative Ausstellung ist eine Möglichkeit Gesundheitsangebote partizipativ mit Stadtteilbewohner*innen zu entwickeln.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Entwickeln Sie innovative Methoden zur Partizipation lokaler Zielgruppen.

Förderung: Sonstige Förderung; Förderprogramm der Stadt Köln „Im Veedel gegen Corona - Aufklären, Testen, Impfen“, durchgeführt in Zusammenarbeit mit Integrationshaus e.V.