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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Erfahrungen von Forschenden und Ko-Forschenden zur Partizipativen Gesundheitsforschung

Meeting Abstract

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  • Kathrin Egbringhoff - Universität Bielefeld, Bielefeld, Deutschland; Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf253

doi: 10.3205/22dkvf253, urn:nbn:de:0183-22dkvf2536

Published: September 30, 2022

© 2022 Egbringhoff.
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: In den Sozial- und Gesundheitswissenschaften wird zunehmend über die gleichberechtigte Partizipation von Nicht-Akademiker*innen in der Forschung diskutiert. Mit partizipativen Forschungsansätzen wird das traditionelle Verständnis von Forschung aufgebrochen, indem die Beforschten zu Ko-Forscher*innen ihrer eigenen Lebenswelt werden. Die Partizipation soll die Translation aus der Wissenschaft in die Praxis der Gesundheitsversorgung optimieren [1]. Durch die Beteiligung an der Forschung sollen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben gesteigert und gesundheitliche Ungleichheit verringert werden [1], [2]. Zur Einschätzung des Partizipationsgrades wurden verschiedene Stufenmodelle entwickelt [2].

Fragestellung und Zielsetzung: Es soll ein Einblick in die Erfahrungen der Forschenden und Ko-Forschenden mit Partizipativer Gesundheitsforschung (PGF) gegeben werden. Basis ist eine Masterarbeit, in der die Umsetzung von Partizipation in der Forschung und die darauf Einfluss nehmenden Faktoren untersucht wurden.

Methode: Es wurden qualitative Experteninterviews mit in PGF-Projekten erfahrenen Forschenden und Ko-Forschenden geführt (n=7). Die Datenanalyse erfolgte mittels qualitativer Inhaltsanalyse nach Kuckartz.

Ergebnisse: Die Ergebnisse weisen auf eine heterogene Umsetzung bezüglich Form und Intensität von Partizipation in Forschungsprojekten hin. Aus keinem der geführten Interviews lässt sich eine durchgängig partizipative Projektgestaltung ableiten. Identifizieren ließen sich Einflussfaktoren auf die Umsetzung der Partizipation auf verschiedenen Ebenen:Personenfaktoren der Forscher*innen und Ko-Forscher*innen, hierarchische Strukturen in der Zusammenarbeit, Formen der Wertschätzung, Aspekte der Projektdurchführung sowie Lern- und Gewöhnungsprozesse.

Diskussion: Es zeigte sich, dass eine gleichberechtigte, partnerschaftliche Partizipation von den Forschungsbeteiligten nicht zwangsläufig angestrebt bzw. gefordert wurde. Die Entscheidungen zur Partizipation verblieben i.d.R bei den Forscher*innen. Die Ko-Forschenden wurden teilweise in einigen Projektbereichen/-phasen bewusst nicht einbezogen. Ein gleichberechtigtes Teilen von Entscheidungsmacht erfordert eine Offenheit und Bereitschaft aller Forschungsbeteiligten.

Reflexion: Es lässt sich feststellen, dass nicht alle Forschungsprojekte, die partizipativ durchgeführt werden auch entsprechend deklariert und erkennbar sind. Demgegenüber beanspruchen einige Forschungsprojekte partizipativ durchgeführt worden zu sein, dies bestätigt sich bei einer Einordnung dieser in die Stufenmodelle jedoch nicht. Die Wahl der Interviewpartner*innen ebenso wie die der Gatekeeper*innen erfordert eine intensive Auseinandersetzung mit der Forschungspraxis. Dies kann perspektivisch über eine zuvor entwickelte Checkliste erfolgen.


Literatur

1.
PartNet, von Peter S, Bär G, Behrisch B, Bethmann A, Hartung S, Kasberg A, Wulff I, Wright M. Partizipative Gesundheitsforschung in Deutschland – quo vadis? [Participatory research in Germany – quo vadis?]. Gesundheitswesen. 2020 Apr;82(4):328-32. DOI: 10.1055/a-1076-8078 External link
2.
von Unger H. Partizipative Forschung. Wiesbaden: Springer Fachmedien;2014.