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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Regionale Unterschiede bei der stationären Durchführung eines Schwangerschaftsabbruchs in Deutschland

Meeting Abstract

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  • Maria Ixhel Escamilla Loredo - Institut für Sozialwesen, Fachbereich 01 Humanwissenschaften, Theorie und Empirie des Gesundheitswesens, Kassel, Deutschland
  • Alfons Hollederer - Institut für Sozialwesen, Fachbereich 01 Humanwissenschaften, Theorie und Empirie des Gesundheitswesens, Kassel, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf208

doi: 10.3205/22dkvf208, urn:nbn:de:0183-22dkvf2082

Published: September 30, 2022

© 2022 Loredo et al.
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Hintergrund: 100.893 Schwangerschaftsabbrüche wurden 2019 in Deutschland durchgeführt. Darunter fanden 20,9% der Abbrüche im Krankenhaussektor statt. Die Versorgung bei Schwangerschaftsabbrüchen in den Krankenhäusern ist trotz ihrer Relevanz nicht ausreichend beforscht worden. Eine statistische Analyse wurde durchgeführt, um regionale Unterschiede bei dem stationären Abbruch einer Schwangerschaft nach der Beratungsregelung nach Bundesländern erfassen zu können.

Methodik: Die Datenbasis bildet die Schwangerschaftsabbruchstatistik des Bundes. Unter der Fachbegleitung der Universität Kassel wurde die Sonderauswertung auf Basis der Meldedaten der Krankenhäuser zur Schwangerschaftsabbruchstatistik 2019 in Deutschland durch das Statistische Bundesamt erstellt. Die Sonderauswertung sowie ein Scoping Review zur Identifizierung von Einflussfaktoren auf die krankenhäusliche Schwangerschaftsabbruchsversorgung wurden im Rahmen des Projekts „Medizinische Versorgungssituation zur Durchführung eines Schwangerschaftsabbruchs im Krankenhaussektor in Deutschland (MedVersKH)“ durchgeführt. Das Forschungsprojekt „MedVersKH“ zielt darauf ab, die Informationsdefizite über die medizinische Versorgungssituation zur Durchführung eines Schwangerschaftsabbruchs im Krankenhaussektor in der Bundesrepublik Deutschland zu reduzieren und Transparenz herzustellen.

Ergebnisse: Durchschnittlich wurden 59,3% der Frauen, deren Schwangerschaft nach der Beratungsregelung stationär in Deutschland abgebrochen wurde, einen Tag im Krankenhaus behandelt. Auf regionaler Ebene wurden markante Differenzen dabei gefunden, da der prozentuale Anteil der Schwangerschaftsabbrüche ohne medizinische Indikation mit einem 1-tägigen Aufenthalt innerhalb Deutschlands zwischen 30,8% und 84,6% variiert. Dabei liegen Bundesländer wie Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Brandenburg, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen über dem nationalen Durchschnitt (84,6%, 74,1%, 71,4%, 66,7%, 66,7% und 61,5%). Demgegenüber liegt Hessen im Zentrum der Bundesrepublik deutlich darunter (30,8%). Unterschiede zwischen den neuen Ländern und dem Rest Deutschlands wurden ebenfalls identifiziert. Die Mehrheit der Frauen z.B., die 2019 in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt gemeldet waren und einen freiwilligen Schwangerschaftsabbruch im Krankenhaus durchführen ließen (85,7%, 84,6% und 80%) war ledig. Dagegen lag der Anteil der betroffenen, in Bremen gemeldeten, ledigen Frauen, die einen freiwilligen Abbruch durchführen ließen, bei 33,3%.

Schlussfolgerungen: Die Analyse belegt die Heterogenität der medizinischen Versorgung bei der stationären Durchführung eines Schwangerschaftsabbruchs nach der Beratungsregelung. Die Auswertung der Sonderkrankenhausstatistiken zeigt wichtige Versorgungsdifferenzen nach Region und sozio-demographischen Merkmalen und bestätigt die Relevanz der Erhebung von Versorgungsdaten sowie der Durchführung von weiteren Qualitätsversorgungsforschungen.

Förderung: Sonstige Förderung; ZMVl1-2520FSB112