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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Wiedereingliederung von Arbeitssuchenden mit Suchterkrankungen ins Erwerbsleben: Ein Studienprotokoll

Meeting Abstract

  • Marianne Bayrhuber - Universitätsklinikum Freiburg, Institut für medizinische Biometrie und Statistik, Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Freiburg, Deutschland
  • Malgorzata Schlöffel - Universitätsklinikum Freiburg, Institut für medizinische Biometrie und Statistik, Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Freiburg, Deutschland
  • Christoph Armbruster - Universitätsklinikum Freiburg, Institut für medizinische Biometrie und Statistik, Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Freiburg, Deutschland
  • Erik Farin-Glattacker - Universitätsklinikum Freiburg, Institut für medizinische Biometrie und Statistik, Sektion Versorgungsforschung und Rehabilitationsforschung, Freiburg, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf188

doi: 10.3205/22dkvf188, urn:nbn:de:0183-22dkvf1883

Published: September 30, 2022

© 2022 Bayrhuber et al.
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Arbeitssuchende mit Suchterkrankungen konnten kaum von der positiven Arbeitsmarktentwicklung der letzten Jahre profitieren. Trotz insgesamt guter Arbeitsmarktlage lag der Anteil der erwerbslosen Menschen im Bereich der ambulanten Suchthilfe bundesweit bei den Opioiden bei 55% und beim Alkohol bei 30% [1]. Mögliche Gründe hierfür sind, dass in der bisherigen Praxis in den verschiedenen Leistungssystemen (Jobcenter, Suchtberatungsstellen, Krankenkassen) nicht ausreichend auf die komplexen Problemstellungen dieser Personengruppe, wie z.B. Sucht, psychische Störung, drohende Wohnungslosigkeit und Überschuldung eingegangen wird und daher das Teilhabe-Ziel oft verfehlt wird.

Fragestellung und Zielsetzung: Ziel der im Rahmen des Bundesprogramms rehapro geförderten Studie ist es, eine innovative Maßnahme zu evaluieren, welche die beschriebenen Herausforderungen bei der beruflichen Wiedereingliederung o.g. Personengruppe adressiert. Primäres Zielkriterium ist die Wiedereingliederung von Arbeitssuchenden mit Suchterkrankungen ins Erwerbsleben. Darüber hinaus werden weitere sekundäre Zielkriterien, wie z.B. die selbsteingeschätzte Arbeitsfähigkeit erhoben.

Methode oder Hypothese: Die wissenschaftliche Evaluation des Projekts kombiniert im Sinne einer Mixed-Methods-Studie quantitative und qualitative methodische Elemente. Im Mittelpunkt steht eine nichtkontrollierte prospektive Longitudinalstudie mit einem Prä-Post-Design, ergänzt um eine Prozessevaluation. ln der summativen Evaluation werden Daten zu vier Messzeitpunkten erhoben und mit inferenzstatistischen Verfahren ausgewertet, außerdem werden Effektstärken berechnet.

Diskussion: Die Intervention ist als ambulante arbeitsorientierte Suchtrehabilitation ohne Abstinenzanforderung konzipiert. Zentrales strukturelles Element der neu entwickelten Intervention ist eine Anlauf- und Clearingstelle, die sich aus einem interdisziplinären Team zusammensetzt. Die Intervention beinhaltet eine psychiatrische Diagnostik, eine arbeitsplatzbezogene Qualifizierung sowie individuelle psychosoziale Betreuung. Hierbei kommen Assessmentverfahren zur Ermittlung beruflicher Fähigkeiten sowie ein Arbeitstraining zum Einsatz.

Praktische Implikationen: Das Konzept einer ambulanten arbeitsorientierten Rehabilitation mit Kooperation verschiedener Akteure kann als ein möglicher Weg der Suchtrehabilitation in der Praxis erfolgreich sein.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung): Bei positiver Evaluation der Intervention sollte die bisherige Trennung von medizinischer und beruflicher Rehabilitation um ein Angebot einer ambulanten arbeitsorientierten Suchtrehabilitation ergänzt werden.

Förderung: Sonstige Förderung; 662Z00721


Literatur

1.
Dauber H, Künzel J, Murawski M, Schwarzkopf L, Specht S. Jahresstatistik 2019 der professionellen Suchthilfe. In: Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen DHS, editors. Jahrbuch Sucht 2021. Lengerich: Pabst; 2020. p. 171-196.