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PSY-KOMO – Verbesserung der Behandlungsqualität bei schwer psychisch kranken Menschen zur Reduktion somatischer Komorbidität und Verhinderung erhöhter Mortalität
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Published: | September 30, 2022 |
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen (Severe Mental Illness, SMI) haben ein höheres Risiko für somatische Komorbiditäten (z.B. Diabetes mellitus, Herz-, Gefäß- oder Lungenerkrankungen), die zu einer reduzierten Lebenserwartung beitragen können. Es wird eine reduzierte Lebenserwartung von 6–12 Jahren gegenüber nicht an SMI-Betroffenen geschätzt. Aufgrund einer eingeschränkten körperlichen und psychischen Gesundheit, kann der Zugang zur Regelversorgung für SMI-Betroffene erschwert sein. Zudem sind die Behandlungspfade evtl. nicht optimal auf die Bedarfe eingestellt. Es gibt Hinweise, dass die Qualität der somatischen Versorgung geringer ist als bei Menschen ohne SMI.
Fragestellung und Zielsetzung: Ziel von PSY-KOMO ist es, die Detektion und Prävention somatischer Erkrankungen bei SMI-Betroffenen und die Behandlungsqualität für diese Personengruppe zu verbessern. Dabei setzt die neue Versorgungsform auf eine gestufte Versorgung von Patient*innen mit hohem Risiko für somatische Komorbiditäten und den Auf- und Ausbau interdisziplinärer lokaler und regionaler Netzwerke. PSY-KOMO Gesundheitsbegleiter*innen (GBs) koordinieren die Versorgungsnetzwerke und unterstützen SMI-Betroffene bei der Inanspruchnahme von Versorgungsleistungen. Psychiater*innen erhalten die Möglichkeit, konsiliarisch Pharmakotherapieberatung in Anspruch zu nehmen. Auch das Bekanntmachen und die Durchführung von zielgruppenspezifischen Online-Präventionsprogrammen sind Teil des Projektes. Behandlungspfade werden skizziert.
Methode oder Hypothese: Es handelt es sich um eine multizentrische, nicht-randomisierte, prospektive Längsschnitt-Studie: In vier strukturell unterschiedlichen Regionen Deutschlands werden ca. 7.724 SMI-Betroffenen (Fallzahlplanung) als ambulante, an der neuen Versorgungsform Teilnehmende (≥ 18 Jahre, GKV-versichert) eingeschlossen. Auf Basis von Routinedaten wird eine Kontrollgruppe gematcht.
Ergebnisse: Es ist zu erwarten, dass die neue Versorgungsform zu einer besseren Detektion von somatischen Erkrankungen bei SMI-Betroffenen führt. Sekundär wird erwartet, dass eine stärkere Orientierung der Behandlung an Leitlinien sowie der Inanspruchnahme von Konsilen durch die Behandelnden stattfindet und so unerwünschte Arzneimittelwirkungen reduziert werden.
Diskussion: Der Auf- und Ausbau interdisziplinärer Zusammenarbeit und die Etablierung bedarfsorientierter Unterstützungsleistungen für Menschen mit SMI durch Gesundheitsbegleiter*innen können einen Beitrag zur Verbesserung der Versorgung leisten.
Praktische Implikationen: PSY-KOMO schafft interdisziplinäre, multiprofessionelle Netzwerke bestehend aus Psychiater*innen & Psycholog*innen, Allgemeinmediziner*innen, Fachärzt*innen, GBs, sowie medizinischen Fachangestellten und deckt somit wichtige Disziplinen im Versorgungssystem ab.
Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Interdisziplinäre Vernetzung bildet die Grundlage für eine patient*innen-zentrierte Versorgung somatischer Erkrankungen von Menschen mit SMI.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01NVF19019