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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Übernahme von ärztlichen Tätigkeiten durch Pflegefachpersonen in der Versorgung von Menschen mit Demenz – Modellvorhaben der erweiterten Pflegerolle in Deutschland

Meeting Abstract

  • Franka Mühlichen - DZNE, Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, Translationale Versorgungsforschung, Greifswald, Deutschland
  • Bernhard Michalowsky - DZNE, Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, Translationale Versorgungsforschung, Greifswald, Deutschland
  • Anika Rädke - DZNE, Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, Translationale Versorgungsforschung, Greifswald, Deutschland
  • Moritz Platen - DZNE, Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, Translationale Versorgungsforschung, Greifswald, Deutschland
  • Wiebke Mohr - DZNE, Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, Translationale Versorgungsforschung, Greifswald, Deutschland
  • Annelie Scharf - DZNE, Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, Translationale Versorgungsforschung, Greifswald, Deutschland
  • Fabian Kleinke - Universität Greifswald, Institut für Community Medicine, Institut für Community Medicine / Abt. Versorgungsepidemiologie und Community Health, Greifswald, Deutschland
  • Peter Penndorf - Universität Greifswald, Institut für Community Medicine, Institut für Community Medicine / Abt. Versorgungsepidemiologie und Community Health, Greifswald, Deutschland
  • Wolfgang Hoffmann - DZNE, Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen, Translationale Versorgungsforschung, Greifswald, Deutschland; Universität Greifswald, Institut für Community Medicine, Institut für Community Medicine / Abt. Versorgungsepidemiologie und Community Health, Greifswald, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf181

doi: 10.3205/22dkvf181, urn:nbn:de:0183-22dkvf1811

Published: September 30, 2022

© 2022 Mühlichen et al.
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Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die zunehmende Prävalenz von Menschen mit Demenz stellt die primärärztliche Versorgung vor große Herausforderung. Erweiterte Pflegerollen, international bekannt als „Advanced Nursing Practice“ (ANP), welche bestimmte heilkundliche Aufgaben übernehmen ist eine mögliche Lösung. Die InDePendent-Studie („Advanced nursing practice and interprofessional dementia care“) ist das erste Modellvorhaben in Deutschland, welches darauf abzielt, ein ANP-Modell für zu Hause lebende Menschen mit Demenz (MmD) und ihre Angehörigen zu implementieren und zu evaluieren. Hierbei werden die Aufgaben zwischen demenzspezifisch-qualifizierten Pflegefachkräften (Dementia Care Managern) und Ärzten neu organisiert.

Fragestellung und Zielsetzung: Die Interventionen werden von der Pflegefachkraft in enger Zusammenarbeit mit den Haus-, und Fachärzten durchgeführt. Zum ersten Mal in Deutschland können Pflegefachkräfte im Rahmen dieses Modellprojekte heilkundliche Aufgaben übernehmen, wie die Verordnung von Pflegehilfsmitteln und von ambulanter Pflege. Welche Art von Interventionen die Pflegefachkräfte mit erweiterter Pflegerolle übernehmen, soll hier dargestellt werden.

Methode oder Hypothese: Die Independent-Studie ist eine multizentrische, cluster-randomisierte, kontrollierte Crossover-Interventionsstudie. Während die Warte-Kontrollgruppe wie gewohnt versorgt wird, zielt die InDePendent-Intervention auf eine optimale Versorgung von Menschen mit Demenz und ihren Bezugspersonen durch multimodale Strategien einer individualisierten Versorgung, inklusive einer Übertragung heilkundlicher Tätigkeiten von Haus- und Fachärzten auf Pflegefachkräfte. Die Fachkräfte sind demenzspezifisch qualifiziert und haben eine entsprechende, eigens für das Modellvorhaben konzipierte staatliche Prüfung absolviert. Auf der Grundlage von evidenzbasierten Leitlinien wurde ein umfassendes Set von 115 Interventionsmodulen definiert

Ergebnisse: Die InDendent Studie kann erste Erkenntnisse bezüglich der Akzeptanz, Sicherheit, Wirksamkeit und Kosten-Effektivität von erweiterten Pflegerollen in der ambulanten Demenzversorgung in Deutschland generieren, die Implementierung dieser erweiternden Versorgungskonzepte in die deutsche Routineversorgung unterstützen und damit Entlastung in der primärärztlichen Versorgung von Menschen mit Demenz leisten.

Diskussion: Die Übernahme ärztlicher Tätigkeiten nach 63,3c SGB V als erstes Projekt deutschlandweit mit Versorgungsvertrag und die inhaltliche Übertragung heilkundlicher Tätigkeiten werden im Detail beleuchtet und dargestellt.

Praktische Implikationen: Gestaltung von 63,3c SGB V Projekten in der Umsetzung.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Übernahme heilkundlicher Tätigkeiten als zukünftiges Versorgungsmodell zur Verbesserung der Versorgungslandschaft ist eine Notwendigkeit.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; G-BA: 01NVF18034