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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Wie erlebt die pflegerische Praxis die Entbürokratisierung der Pflegedokumentation?

Meeting Abstract

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  • Gerlinde Fleischmann - Bayerisches Landesamt für Pflege (LfP), Amberg, Deutschland
  • Kristina Pinther - Bayerisches Landesamt für Pflege (LfP), Amberg, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf180

doi: 10.3205/22dkvf180, urn:nbn:de:0183-22dkvf1802

Published: September 30, 2022

© 2022 Fleischmann et al.
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Hintergrund und Stand nationaler Forschung: Die Pflegedokumentation nimmt rund 13% der Gesamtarbeitszeit einer Pflegefachkraft ein [1]. Um den Dokumentationsaufwand zu reduzieren, wurde im Jahr 2015 das von Expertinnen und Experten entwickelte Strukturmodell deutschlandweit eingeführt.

Fragestellung und Zielsetzung: Im Rahmen einer qualitativen Studie zum Entbürokratisierungsbedarf und zum Einsatz des Strukturmodells wurden Herausforderungen, Wünsche und der Bedarf an Fort- und Weiterbildungsangeboten im Bezug zur Pflegedokumentation insbesondere des angewandten Pflegemodells ermittelt. Zudem wurden die Auswirkungen des Pandemiegeschehens auf die Dokumentation sowie die Nutzung EDV-basierter Dokumentation beleuchtet.

Methode: Die Studie umfasst 20 leitfadengestützte Expert*inneninterviews, mit Pflegedienst-, Heimleitungen und Qualitätsmanagementbeauftragten in Bayern. Das ambulante und langzeitstationäre Pflegesetting wurde gleichermaßen berücksichtigt. Eine theoretische Sättigung konnte erzielt werden. Die audioaufgezeichneten Telefoninterviews wurden transkribiert und softwaregestützt (MAXQDA) inhaltsanalytisch ausgewertet. Die Interviewdaten wurden zu folgenden Hauptkategorien: „Herausforderungen der Pflegedokumentation“, „Herausforderungen des Pflegemodells“, „Wünsche im Bezug zum angewendeten Pflegemodell“, „Notwendigkeit weiterer Fort- und Weiterbildungsangebote zum Pflegemodell“ und „EDV gestützte Pflegedokumentation“ verdichtet.

Ergebnisse: Als herausfordernd wird u.a. die fehlende Entbürokratisierung durch die Prüfinstanzen und die unterschiedliche fachliche Kompetenz des Pflegepersonals erlebt.

In den befragten Einrichtungen dominiert das Strukturmodell. Die Interviewten, die das Strukturmodell anwenden, haben einige Verbesserungsvorschläge zur weiteren Entschlackung des Pflegemodells. Befragte, die ein alternatives Modell anwenden, geben keine Verbesserungsvorschläge an. Die meisten Interviewten sehen keinen Bedarf an weiteren Fort- und Weiterbildungen für die angewendeten Pflegemodelle. Das Pandemiegeschehen wirkt sich durchgängig negativ auf die Pflegedokumentation aus. Die Befragten arbeiten meist EDV gestützt.

Diskussion: Aus den Interviews geht hervor, dass das Strukturmodell trotz vielfältiger Verbesserungsvorschläge in der Praxis positiv aufgenommen wird. Es zeigt sich, dass das Strukturmodell im langzeitstationären Setting häufiger angewendet wird als im ambulanten Setting.

Praktische Implikationen: Es bedarf weiterer Studien, inwieweit das Strukturmodell flächendeckend in den verschiedenen Settings in der Praxis umgesetzt wird und wie Einrichtungen, die alternative Pflegemodelle verwenden, bei der Entbürokratisierung unterstützt werden können.


Literatur

1.
Statistisches Bundesamt (DESTATIS). Erfüllungsaufwand im Bereich Pflege, Antragsverfahren auf gesetzlicher Leistungen für Menschen, die pflegebedürftig oder chronisch krank sind, Projektreihe Bestimmung des bürokratischen Aufwands und Ansätze zur Entlastung, März 2013. 2013.