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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

„Was sich für mich konkret verändert hat jetzt in meinem Alltag ist, dass ich sensibilisiert bin“ – Einschätzung zur Wirksamkeit einer Gewaltpräventionsmaßnahme im Pflegealltag aus der Perspektive von Leitungskräften und Mitarbeitenden

Meeting Abstract

  • Anna-Lisa Eilerts - Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
  • Hannah Kruse - Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
  • Yvonne Klemp - ISI - Institut für soziale Innovationen e.V., Duisburg, Deutschland
  • Andreas Schmidt - Institut für Betriebliche Gesundheitsförderung BGF GmbH, Köln, Deutschland
  • Silva Bieling - AOK Rheinland/Hamburg - Die Gesundheitskasse, Unternehmenssteuerung, Geschäftsbereich Prävention/ Gesundheitsförderung, Düsseldorf, Deutschland
  • Claudia Pieper - Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf178

doi: 10.3205/22dkvf178, urn:nbn:de:0183-22dkvf1788

Published: September 30, 2022

© 2022 Eilerts et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Das Ausmaß an gewalttätigem Verhalten von Pflegebedürftigen gegenüber Pflegekräften belegen nationale wie internationale Studien, dennoch wird das gewalttätige Verhalten durch Pflegebedürftige oftmals tabuisiert. Präventionsprogramme, wie die „Gesunde Pflegeeinrichtung“ der AOK Rheinland/Hamburg, adressieren die Prävention von Gewalt in stationären Pflegeeinrichtungen. Zu den Maßnahmen, die im Rahmen der Teilnahme an der „Gesunde Pflegeeinrichtung“ kostenfrei in Anspruch genommen werden können, gehört das Modul „Würdevolles Miteinander“. Ziel des Moduls ist die Enttabuisierung von Gewalt, die Sensibilisierung für gewalttätige Handlungen und eine Stärkung der Selbstfürsorge der Leitungskräfte und Mitarbeitenden.

Zielsetzung: Zielsetzung war es, die Wirksamkeit des Moduls „Würdevolles Miteinander“ im Pflegealltag aus der Perspektive der Leitungskräfte und der Mitarbeitenden in einer wissenschaftlichen Studie zu untersuchen.

Methode: Die qualitative Studie basiert auf telefonischen Einzelinterviews mit Leitungskräften und Mitarbeitenden sowie einer digitalen Fokusgruppe mit Mitarbeitenden. Nach der inhaltlich strukturierenden Inhaltsanalyse nach Kuckartz (2016) wurden die Ergebnisse mit dem Vier-Ebenen-Modell nach Kirkpatrick (Kirkpatrick & Kirkpatrick 2006) analysiert, wobei sich die Evaluation auf die ersten drei Stufen konzentrierte.

Ergebnisse: Es wurden 21 Einzelinterviews mit Leitungskräften (n=19) und Mitarbeitenden (n=3) sowie eine digitale Fokusgruppe mit Mitarbeitenden (n=3) durchgeführt. Insgesamt bewerteten die Befragten das Modul als „sehr hilfreich“ zur Prävention von Gewalt. Die Ergebnisse der Inhaltsanalyse weisen auf die Wirksamkeit, im Sinne von aufgezeigten spürbaren Veränderungen in ihrem jeweiligen Arbeitsalltag, hin. In einer einrichtungsübergreifenden Betrachtung zeigte sich, dass die drei ersten Stufen des Vier-Ebenen-Modells nach Kirkpatrick erfolgreich durchlaufen werden. Aus den Interviewergebnissen lässt sich ableiten, dass die einrichtungsspezifische Gestaltung und die konkreten Handlungsempfehlungen den Transfer in den Arbeitsalltag fördern.

Diskussion: Das Modul zeigt einen nachhaltigen Ansatzpunkt zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in Pflegeeinrichtungen auf. Auf verhaltens- und verhältnispräventiver Basis sollte der Zeit- und Einflusshorizont berücksichtigt werden.

Praktische Implikationen: Die Prävention und die Aufarbeitung von Gewalterfahrungen sind notwendig, da das Erleben von Gewalt am Arbeitsplatz sowohl körperliche als auch psychische Folgen bei den Mitarbeitenden bedingt. Das Modul „Würdevolles Miteinander“ bietet für die Pflegeeinrichtungen ein bedarfs- und zielgruppengerecht gestaltetes Angebot im Sinne einer adäquaten Präventionsmaßnahme.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und Versorgung) in einem Satz: Aufgrund der Veränderungen im Bewohnerklientel und dem Fachkräftemangel wird die konsequente Inanspruchnahme von und Umsetzung entsprechender Angebote in Einrichtungen der stationären Pflege im Hinblick auf die Gesundheit der Beschäftigten und die Versorgungsqualität dringend empfohlen.

Förderung: Sonstige Förderung