Article
Praxistransfer Pflegeheim-sensitiver Krankenhausfälle (PSK): Handlungsempfehlungen zur Reduktion der Hospitalisierungen von Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohnern
Search Medline for
Authors
Published: | September 30, 2022 |
---|
Outline
Text
Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die Vermeidung von Krankenhauseinweisungen aus dem Pflegeheim wird – auch hinsichtlich der Qualität der Versorgung – international diskutiert [1], [2]. Durch Anpassung der ambulanten Versorgung kann ein Teil dieser Krankenhauseinweisungen vermieden werden.
Fragestellung und Zielsetzung: Welche strukturellen Voraussetzungen oder praktischen Maßnahmen und Konzepte haben das Potenzial zur Reduktion der Pflegeheim-sensitiven Krankenhausfälle (PSK)? Ziel ist die Entwicklung von Handlungsempfehlungen, die die PSK reduzieren können.
Methode oder Hypothese: Ergebnissen einer Sekundärdatenanalyse von 242.236 Pflegeheimbewohner:innen sowie der konsentierte PSK-Katalog [3] wurden zunächst in einem Expert:innen-Workshop im Hinblick auf mögliche Maßnahmen und Interventionen zur Reduktion der PSK diskutiert. Darüber hinaus wurden sechs Fachgutachten aus den Bereichen der Allgemeinmedizin, Geriatrie, Pharmakologie, Pflege(wissenschaften), Gesundheitssystemforschung und Rechtswissenschaften eingeholt. Auf Basis dieser Daten wurden systematisch und strukturiert Handlungsempfehlungen entwickelt.
Ergebnisse: Sechs Bausteine zur PSK-Reduktion wurden herausgearbeitet. Qualifiziertes Fachpersonal, welches interprofessionell kooperiert und gelingend transparent kommuniziert, könnte bei entsprechenden räumlichen, digitalen und medizintechnischen Voraussetzungen für Diagnostik und Behandlung unter Beachtung rechtlicher Rahmenbedingungen und angepasster Vergütungsstrukturen ca. 35% der Hospitalisierungen unter Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohnern vorbeugen.
Diskussion: Die Implementierung nachhaltiger struktureller und sektorenübergreifender Anpassungen zur verbesserten Versorgung im Pflegeheim ermöglicht die Vermeidung jeder dritten Hospitalisierung und der damit verbundenen Ausgaben von ca. 768 Tausend Euro.
Praktische Implikationen: Die durch Vermeidung von Hospitalisierungen aus dem Pflegeheim vorgebeugten Ausgaben können die Kosten für die Entwicklung und Implementierung von Maßnahmen zur Reduzierung von PSK refinanzieren.
Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Der PSK-Katalog zeigt, welche Krankenhauseinweisungen aus dem Pflegeheim ein hohes Vermeidungspotential haben, dient als Grundlage für die Implementationsforschung und kann als Qualitätsindikator für die Versorgung in Pflegeheimen herangezogen werden.
Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01VSF18026
Literatur
- 1.
- Ouslander JG, Maslow K. Geriatrics and the triple aim: defining preventable hospitalizations in the long-term care population. J Am Geriatr Soc. 2012 Dec;60(12):2313-8. DOI: 10.1111/jgs.12002
- 2.
- Trahan LM, Spiers JA, Cummings GG. Decisions to Transfer Nursing Home Residents to Emergency Departments: A Scoping Review of Contributing Factors and Staff Perspectives. J Am Med Dir Assoc. 2016 11;17(11):994-1005. DOI: 10.1016/j.jamda.2016.05.012
- 3.
- Bohnet-Joschko S, Valk-Draad MP, Schulte T, Groene O. Nursing home-sensitive conditions: analysis of routine health insurance data and modified Delphi analysis of potentially avoidable hospitalizations. F1000Res. 2021;10:1223. DOI: 10.12688/f1000research.73875.2