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21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung

Deutsches Netzwerk Versorgungsforschung e. V.

05.10. - 07.10.2022, Potsdam

Praxistransfer Pflegeheim-sensitiver Krankenhausfälle (PSK): Handlungsempfehlungen zur Reduktion der Hospitalisierungen von Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohnern

Meeting Abstract

  • Maria Paula Valk-Draad - Lehrstuhl für Management und Innovation im Gesundheitswesen, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland; Lehrstuhl für Community Health Nursing, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • Katja Stahl - OptiMedis AG, Hamburg, Deutschland; Institut für Gesundheitswissenschaft, Universität zu Lübeck, Lübeck, Deutschland
  • Christel Bienstein - Pflege e. V., Berlin, Deutschland
  • Hans-Jürgen Heppner - Lehrstuhl für Geriatrie, Fakultät für Gesundheit, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland; Institut für Biomedizin des Alterns, FAU Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Deutschland
  • Andreas Sönnichsen - Facharztpraxis für Innere Medizin und Allgemeinmedizin, Salzburg, Österreich
  • Hagen Sjard Bachmann - Lehrstuhl für Pharmakologie und Toxikologie, Fakultät für Gesundheit, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland
  • Petra Thürmann - Lehrstuhl für Klinische Pharmakologie, Fakultät für Gesundheit, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland; Philipp Klee-Institut für Klinische Pharmakologie am Helios Universitätsklinikum Wuppertal, Wuppertal, Deutschland
  • Oliver Gröne - OptiMedis AG, Hamburg, Deutschland
  • Paula Zietzsch - OptiMedis AG, Hamburg, Deutschland
  • Helmut Hildebrandt - OptiMedis AG, Hamburg, Deutschland
  • Thomas Klie - AGP Sozialforschung, FIVE – Forschungs- und Innovationsverbund der Evangelischen Hochschule Freiburg e.V., Freiburg, Deutschland
  • Sabine Bohnet-Joschko - Lehrstuhl für Management und Innovation im Gesundheitswesen, Universität Witten/Herdecke, Witten, Deutschland

21. Deutscher Kongress für Versorgungsforschung (DKVF). Potsdam, 05.-07.10.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc22dkvf177

doi: 10.3205/22dkvf177, urn:nbn:de:0183-22dkvf1778

Published: September 30, 2022

© 2022 Valk-Draad et al.
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Text

Hintergrund und Stand (inter)nationaler Forschung: Die Vermeidung von Krankenhauseinweisungen aus dem Pflegeheim wird – auch hinsichtlich der Qualität der Versorgung – international diskutiert [1], [2]. Durch Anpassung der ambulanten Versorgung kann ein Teil dieser Krankenhauseinweisungen vermieden werden.

Fragestellung und Zielsetzung: Welche strukturellen Voraussetzungen oder praktischen Maßnahmen und Konzepte haben das Potenzial zur Reduktion der Pflegeheim-sensitiven Krankenhausfälle (PSK)? Ziel ist die Entwicklung von Handlungsempfehlungen, die die PSK reduzieren können.

Methode oder Hypothese: Ergebnissen einer Sekundärdatenanalyse von 242.236 Pflegeheimbewohner:innen sowie der konsentierte PSK-Katalog [3] wurden zunächst in einem Expert:innen-Workshop im Hinblick auf mögliche Maßnahmen und Interventionen zur Reduktion der PSK diskutiert. Darüber hinaus wurden sechs Fachgutachten aus den Bereichen der Allgemeinmedizin, Geriatrie, Pharmakologie, Pflege(wissenschaften), Gesundheitssystemforschung und Rechtswissenschaften eingeholt. Auf Basis dieser Daten wurden systematisch und strukturiert Handlungsempfehlungen entwickelt.

Ergebnisse: Sechs Bausteine zur PSK-Reduktion wurden herausgearbeitet. Qualifiziertes Fachpersonal, welches interprofessionell kooperiert und gelingend transparent kommuniziert, könnte bei entsprechenden räumlichen, digitalen und medizintechnischen Voraussetzungen für Diagnostik und Behandlung unter Beachtung rechtlicher Rahmenbedingungen und angepasster Vergütungsstrukturen ca. 35% der Hospitalisierungen unter Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohnern vorbeugen.

Diskussion: Die Implementierung nachhaltiger struktureller und sektorenübergreifender Anpassungen zur verbesserten Versorgung im Pflegeheim ermöglicht die Vermeidung jeder dritten Hospitalisierung und der damit verbundenen Ausgaben von ca. 768 Tausend Euro.

Praktische Implikationen: Die durch Vermeidung von Hospitalisierungen aus dem Pflegeheim vorgebeugten Ausgaben können die Kosten für die Entwicklung und Implementierung von Maßnahmen zur Reduzierung von PSK refinanzieren.

Appell für die Praxis (Wissenschaft und/oder Versorgung) in einem Satz: Der PSK-Katalog zeigt, welche Krankenhauseinweisungen aus dem Pflegeheim ein hohes Vermeidungspotential haben, dient als Grundlage für die Implementationsforschung und kann als Qualitätsindikator für die Versorgung in Pflegeheimen herangezogen werden.

Förderung: Innovationsfonds/Versorgungsforschung; 01VSF18026


Literatur

1.
Ouslander JG, Maslow K. Geriatrics and the triple aim: defining preventable hospitalizations in the long-term care population. J Am Geriatr Soc. 2012 Dec;60(12):2313-8. DOI: 10.1111/jgs.12002 External link
2.
Trahan LM, Spiers JA, Cummings GG. Decisions to Transfer Nursing Home Residents to Emergency Departments: A Scoping Review of Contributing Factors and Staff Perspectives. J Am Med Dir Assoc. 2016 11;17(11):994-1005. DOI: 10.1016/j.jamda.2016.05.012 External link
3.
Bohnet-Joschko S, Valk-Draad MP, Schulte T, Groene O. Nursing home-sensitive conditions: analysis of routine health insurance data and modified Delphi analysis of potentially avoidable hospitalizations. F1000Res. 2021;10:1223. DOI: 10.12688/f1000research.73875.2 External link